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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Decke bekam, konnte sie ihn ziehen. Wie sie ihn aber auf den Vordersitz bekommen sollte …
    Sie wischte den frischen Schnee aus seinem Gesicht und erklärte ihm, was sie tun musste, und dass sie ihm vielleicht wehtun würde. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hatte es so weit geschafft, sie würde auch alles andere schaffen.
    Wieder sah sie Scheinwerfer, doch diesmal blieb sie, wo sie war, niemand würde ihr helfen.
    Doch jetzt hatte jemand angehalten. Sie hörte eine Tür zuschlagen, und bevor sie sich umdrehen konnte, schrie jemand: »Linde, bist du das?«
    Sie rappelte sich auf und fiel Johannes Färber in die Arme. »Gott sei Dank! Danke, danke.« Sie war so erleichtert. »Bitte hilf mir«, sagte sie. Er schien gedacht zu haben, sie wäre mit ihrem Auto von der Straße abgekommen.
    Als er hinter ihr auf den Boden blickte, wurde er bleich. Ob vor Zorn oder Schreck war egal, sie war nicht mehr hilflos.
    »Nach Traunstein?«, fragte er, und sie nickte. »Wir nehmen meinen Wagen. Na ja, eigentlich nicht meiner.« Er fuhr einen großen Audi, den er nun genau wie Heidelinde bis zum Wald zurücksetzte.
    Andreas war kein Leichtgewicht, und beide hatten Sorge, etwas noch schlimmer zu machen. Sie durften nicht zu viel überlegen.
    Heidelinde hatte die Decke ausgebreitet, aber Jo meinte, er würde es lieber anders machen. »Auf der Wiese liegt allerhand herum, wir würden mit der Decke nicht weit kommen. Außerdem könnte es ziemlich schmerzhaft für Andi sein. Ich … ich lege ihn mir über die Schulter.«
    Sie konnte sehen, wie er die Lippen zusammenbiss. Dann sagte er: »Ich hab eine Scheißangst.«
    Jo holte tief Luft, kniete sich hin und fasste Andreas’ Arme. So vorsichtig er konnte, schob er den schlaffen Körper Stück für Stück über seinen Oberkörper hinauf. Nun musste er mit dem Gewicht aufstehen. Er ächzte: »Alter, hast du zugenommen?«
    Heidelinde faltete die Decke zusammen und legte sie zurück in den Kofferraum. Dann schaltete sie den Motor aus und verriegelte den Fiat. Wo er stand, war er niemandem im Weg.
    Jo hatte Andreas auf dem zur Liege umfunktionierten Beifahrersitz angeschnallt.
    Heidelinde stieg hinten ein und schob sich in die Mitte. Das Innenlicht zeigte, wie fürchterlich Andreas zugerichtet worden war. Sogar Johannes’ Kleidung war voller Blut. Sich selbst hatte Heidelinde noch gar nicht angeschaut.
    Der Audi hatte kaum Mühe, aus der Wiese wieder auf die Straße zu kommen, und Jo bog nach links ab.
    »Warum warst du bei dem Wetter überhaupt unterwegs?«, fragte Heidelinde.
    »Jemand hat angerufen, er wisse, wo Andreas sich versteckt hält. Sie würden ihn sich schnappen. Zuerst hab ich gedacht, das wäre nur betrunkenes Gerede. Aber es hat mir keine Ruhe gelassen, immerhin war er mal mein bester Freund.« Seine Stimme klang, als hätte er Schnupfen, und sie sah, dass er weinte.
    »Hör gut zu«, und jetzt sprach er mit seinem Beifahrer, »solltest du Leonie wirklich was angetan haben, bin ich derjenige, der dich umbringt.«

7
    Königin Blanca
    Sie wurde 1188 in Kastilien geboren und im Alter von zwölf Jahren mit dem späteren König Ludwig viii. von Frankreich vermählt. Nach dessen Tod übernahm sein elfjähriger Sohn die Herrschaft. Tatkräftig und mit großem Verständnis für politische Zusammenhänge, vertrat Blanca ihren Sohn ein Jahrzehnt lang im Regierungsamt. Ihr Augenmerk galt vor allem den Armen und Kranken im Land. Sie gründete Hilfseinrichtungen für Bedürftige und kümmerte sich um die Spitäler.
    1.   Dezember
     Früher Vormittag, und nach dem Adventswochenende war wieder ein wenig Ruhe eingekehrt – bis zum bevorstehenden zweiten Wochenende, an dem der Christkindlmarkt erneut stattfinden würde. Und dazwischen musste wieder gebacken werden, und Althea musste stricken.
    Sie gähnte. Der Ringtausch hatte mit einem gebrochenen Fingergelenk geendet, Irmengards Finger. Stefan hatte die Hand festgehalten, sie hatte gezogen und geschoben, und es hatte geknackt, anders als zuvor, was Althea verriet, dass jetzt wirklich etwas beschädigt worden war. Stefan hatte »Aua« gerufen und Althea die Hand zurückgegeben. »Ich mache nicht mehr mit. Gute Nacht.« Er trat mit knirschenden Schritten den Rückzug an, wahrscheinlich ein kleiner Kiesel im Profil seiner Stiefel, der auf den Steinplatten rieb. Sie hatte allein dagesessen. Einige Minuten später war es endlich geschafft, und Althea konnte Irmengards Hand mit dem Ring in den Schrein zurücklegen. Sie hatte sich

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