Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
Ahnung, was sie noch fragen sollte, vor allem nicht, wie sie ihm etwas von Wert entlocken könnte. Ein kleiner Köder würde vielleicht Wirkung zeigen.
»Die Priorin konnte Karl Lichtenfels dafür gewinnen, unser ältestes Gemälde der Seligen zu restaurieren. Es ist über die Jahre immer düsterer geworden, und ein Ölbild braucht keine Patina. Zum Irmengardfest erstrahlt es dann, und wer weiß, dann wird Schwester Jadwiga vielleicht auch die Schatzkiste öffnen. Ich glaube mich an ein Brustkreuz der Seligen zu erinnern.«
Jetzt leuchteten seine Augen, als hätte Althea einen Schalter angeknipst.
* * *
Marian würde im Klosterarchiv dem Archivar auf die Finger schauen und stöbern, und er brauchte eine Aussage von Heidelinde Bacher und musste der Familie Haberl auf den Zahn fühlen.
Den Kollegen war Heidelindes Fahrt in die Nacht entgangen; im Haus hatte Licht gebrannt, und der Geländewagen wurde nicht von der Stelle bewegt. Natürlich nicht, dafür aber der Fiat.
Stefans Vorgesetzter Arno Wendlsteiner hielt es nicht für nötig, weiter in der Gegend zu patrouillieren, wie er es nannte. Der Hauptverdächtige lag in einem Krankenhausbett.
Doch Stefan hatte die beiden Väter im Blick. Patrick sah in Andreas Bacher den Mörder seiner Tochter, und Martin in Patrick den Auftraggeber, der dazu aufgerufen hatte, seinen Sohn zu stellen und …
Was hinter dem »und« kam, würde er gleich erfahren. Hoffentlich freiwillig, sonst …
»Sonst« hieß, Stefan würde ihm drohen, dass es krachte.
Die Wut des Vaters konnte man verstehen, aber Andreas Bacher war der Tat nicht überführt, also bislang nur ein Verdächtiger. Eine solche Hetzjagd, wie sie stattgefunden haben musste, war menschenverachtend und selbst ein Verbrechen.
Sollte der Junge sterben, dann war eine Anklage wegen Totschlags noch die mildere Folge. Der Kriminalkommissar rechnete dann aber mit mehr, denn er hatte Patrick Haberl gewarnt.
Es war eine Rutschpartie, auf der Strecke sah man einige liegen gebliebene Autos. Ein Wagen hatte es geschafft, von der Straße abzukommen und mit den Vorderreifen im See zu landen.
Wenn es sich machen ließ, wollte Stefan Sanders nachher noch zu Andreas ins Krankenhaus, was auch keine Spazierfahrt werden würde.
Aber erst fuhr er zum Haus Bacher.
Martin riss auf sein Klingeln hin die Tür auf, als rechnete er mit einem Angriff. So wie die sternförmige bräunliche Blüte der Topfpflanze grüßend in seine Richtung geschwungen wurde, konnte man nichts anderes vermuten. Es stank nach Aas.
»Gott!«, stöhnte Stefan. »Was ist das denn?«
»Stapelia«, stellte sein Gegenüber die ekelhafte Pflanzenwaffe vor. Wenigstens hatte er nichts, womit man jemanden ernsthaft verletzen konnte. In Ohnmacht fallen zählte nicht.
»Nehmen Sie sie weg«, sagte Stefan und verzog das Gesicht.
Er wurde nicht hereingebeten, stattdessen ließ Martin Bacher den Topf an der Tür stehen und erklärte, er sei gleich wieder zurück. Wer eine Stapelia hat, braucht keinen Hund, dachte der Kriminalkommissar.
Kurz darauf wurde ihm ein Notebook entgegengestreckt. »Nehmen Sie es mit. Ich will nichts mehr über all das wissen. Meine Frau ist bei Andreas im Krankenhaus. Soll sie ruhig, sie hat damit angefangen. Hexerei!«, schnaubte Martin Bacher. »Und jetzt ist ein ganzer Ort gegen uns.«
»War Leonie die Hexe?«, fragte Stefan und klemmte sich das Notebook unter den Arm.
»Ach, hören Sie doch auf. Natürlich nicht. Höchstens im kranken Kopf meines Sohnes. Er hat den Spaten aus dem Werkzeug genommen und den Bast. Und er war einige Zeit weg, obwohl wir mit der Eiche noch gar nicht fertig waren.«
War es Absicht, dass der Vater den Sohn belastete? Meist war das Gegenteil der Fall, und Eltern schützten ihre Kinder.
Heidelinde hatte Andreas bisher geschützt, Martin Bacher tat nichts dergleichen. Doch beide verdächtigten Andreas, den Mord begangen zu haben.
Stefan hielt sich einen Finger unter die Nase, aber er wollte gar nicht mehr ins Haus. Womöglich hatte Martin Bacher da noch weitere schöne Pflanzen.
»Wahrscheinlich hat er auch versucht, das Kloster zu erpressen«, sagte Martin Bacher gerade.
»Womit denn?« Das wurde ja immer wilder. Stefan war skeptisch.
»Er hat Heidelindes Recherche über die Hexenverfolgungen gefunden, die eigentlich für den Heimatverein sein sollte. Ausgerechnet …« Und Martin Bacher erzählte ihm, wie sich die Vergangenheit der Familien Bacher und Haberl überkreuzte. »Eine Novizin, deren Ahnin
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