Mord auf Raten
Ihnen überhaupt keine Ruhe?! Kommen Sie rein, aber fassen Sie sich um Himmels willen kurz.«
»Das hängt ganz von Ihnen ab«, sagte er nur und folgte ihr ins Haus. Sie blieb demonstrativ stehen, die Arme vorder Brust verschränkt. »Also gut, machen wir’s kurz. Wir haben uns doch gestern über Herrn Banser unterhalten. Er hat Selbstmord begangen, aber in einem Brief noch einmal ausdrücklich betont, mit dem Mord an Ihrem Mann nichts zu tun zu haben. Ich habe jedoch einige andere Informationen über Ihren Mann erhalten, die für mich sehr interessant sind.«
»Und um was für Informationen handelt es sich dabei?« Sie ging nicht auf Bansers Tod ein, es schien sie nicht zu interessieren.
»Sie haben mir gesagt, dass Ihre Ehe glücklich war. Beschreiben Sie mir doch bitte mal, wie Ihre glückliche Ehe ausgesehen hat.«
»Ich denke, das geht Sie überhaupt nichts an. Nächste Frage.«
»Nein, keine nächste Frage, ich erwarte erst eine Antwort von Ihnen«, sagte Brandt mit unnachgiebiger Stimme. »Wie war Ihre Ehe? Dass Sie eine offene Beziehung geführt haben, weiß ich bereits von Ihnen. Aber ich würde doch gerne etwas genauer wissen, wie offen Ihre Ehe war.«
»Jeder hat dem andern seine Freiheit gelassen. Was wollen Sie noch hören?«
»Wenn ich das recht verstehe, hatte Ihr Mann seine Affären und Sie Ihre. Richtig?«
Katharina Wedel lachte kehlig auf und antwortete: »Das hört sich ja an, als ob wir wild in der Gegend rumgehurt hätten. Mein Mann ist tot, verdammt noch mal, er ist tot! Und da ist es mir egal, was er in der Vergangenheit gemacht hat.«
»Mir aber nicht. Ich habe erfahren, dass Ihr Mann häufig wechselnden Geschlechtsverkehr hatte, vor allem seit Kaufungs Tod. Ich habe die Aussagen von mehreren Damen, diemit Ihrem Mann geschlafen haben. Und er war nicht zimperlich dabei. Wussten Sie, mit wem er alles verkehrte?«
»Nein, wir haben nie darüber gesprochen, das war so ausgemacht. Ich hatte meine Freiheit, er seine. Mit wem er im Bett war, hat mich nie interessiert.«
»Helfen Sie mir, aber irgendwie krieg ich das nicht auf die Reihe. Ich kann das einfach nicht glauben. Sie wollen mir allen Ernstes weismachen, dass Sie eine glückliche, harmonische Ehe geführt haben, obwohl jeder von Ihnen sich mit andern Partnern vergnügt hat? Worin bestand denn dann das Glück und die Harmonie Ihrer Ehe, wenn jeder sein eigenes Leben gelebt hat?«
»Ich muss darauf nicht antworten, oder?«, sagte sie kühl.
»Nein, Sie müssen auf keine meiner Fragen antworten, aber ich halte Sie für klug genug, es doch zu tun. Meine Geduld ist nämlich langsam zu Ende, denn ich bin sicher, dass die Ermordung Ihres Mannes mit seinen unzähligen Affären zu tun hat. Also wollen Sie mir jetzt etwas über Ihre ach so harmonische Ehe berichten oder nicht?«
Katharina Wedel setzte sich langsam hin und schlug die Beine übereinander. Ihr Blick schien ins Leere zu gehen, ihre ganze Haltung war angespannt, fast steif, ihre Mundwinkel zuckten. Es schien, als würde sie überlegen, ob sie Brandts Frage beantworten sollte, bis sie sich schließlich dazu durchrang.
»Also gut, es hat sowieso keinen Sinn. Irgendwann würden Sie es doch herausbekommen.« Sie wandte kurz den Blick ab, Brandt wartete geduldig. »Wir haben vor zehn Jahren geheiratet. Anfangs lief alles prima, wir haben uns blendend verstanden, unsere Tochter, die er sich so sehr gewünscht hatte, wurde geboren, ja, alles lief bestens. Dachte ich zumindest.« Sie stockte, stand auf, holte eine Flasche Cognac undein Glas aus dem Schrank und schenkte sich ein. Sie trank aus, schenkte nach und setzte sich wieder, behielt das Glas aber in der Hand und schaute in die braune Flüssigkeit. »Wie gesagt, für mich war alles bestens, bis mein Mann vor fünf Jahren ein blutjunges Ding hier anschleppte und mich bat, bei einem flotten Dreier mitzumachen. Sie müssen sich das vorstellen, da kommt er mit einem Mal mit einer bildhübschen Neunzehnjährigen, die zwar nichts im Kopf, dafür aber riesige Titten hatte, und verlangt von mir, dass ich bei diesem perversen Spiel mitmache.« Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie noch immer nicht glauben, was damals geschehen war, und fuhr fort: »Bis dahin hatte ich gedacht, die einzige Frau in seinem Leben zu sein, weil ich ihn wirklich geliebt habe und überzeugt war, dass es bei ihm genauso war. Liebe macht eben doch blind. Und wissen Sie was – ich habe damals mitgemacht, doch es war widerlich. Es war aber nicht die Schuld
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