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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ist Dr. Sievers, sie ist Rechtsmedizinerin. Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte Brandt besorgt.
    »Sieht man mir das etwa an? Na ja, kein Wunder, wenn man den ganzen Nachmittag nur dasitzt und rumheult. Ich merke erst seit unserem Gespräch von heute Vormittag, wie sehr mich das alles mitgenommen hat. Und damit meine ich nicht nur den Tod meines Mannes, mir ist auch bewusst geworden, wie schlimm die letzten Jahre waren. Ich empfinde keine Trauer, nicht ein Stück. Da fragt man sich schon, warum das so ist. Und je länger ich darüber grüble, desto mehr stelle ich mich selbst in Frage. Aber ich will nicht zu lange über mich sprechen. Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Brandt und Andrea sahen sich kurz an, setzten sich, dann sagte er: »Frau Wedel, meine Kollegin hat heute Vormittag Ihren Mann noch einmal untersucht und …«
    »Es ist richtig«, wurde er von Andrea schnell unterbrochen, »ich habe ihn untersucht, weil ich einen Verdacht hatte, der sich leider auch bestätigt hat. War Ihnen bekannt, dass Ihr Mann HIV-positiv war?«
    Katharina Wedel schüttelte den Kopf und setzte sich aufrecht hin. »Was war er? Mein Gott, auch das noch! Aber bei seinen vielen Liebschaften musste es ja irgendwann so kommen. Er konnte den Hals einfach nicht voll kriegen. Doch was hat das mit seinem Tod zu tun?«
    »Unter Umständen eine ganze Menge.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Wir gehen davon aus, dass er bewusst versucht hat, andere Frauen anzustecken. Und eventuell hat er auch Dr. Kaufung umgebracht.«
    »Klaus ein Mörder?« Sie schien nicht einmal sonderlich überrascht zu sein, zog lediglich die Augenbrauen hoch und sah von Brandt zu Andrea. »Warum hätte er Kaufung umbringen sollen?«
    »Vielleicht wollte er nicht, dass irgendjemand von seiner Infizierung erfährt. Deshalb.«
    »Ich kann dazu nichts sagen, aber wenn er einen Mord begangen hat, dann hat er auch den Tod verdient. Das erklärt mit einem Mal auch sein häufig gereiztes und aufbrausendes Verhalten in den letzten zwei Monaten. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich noch denken soll.«
    »Wann hatten Sie das letzte Mal mit Ihrem Mann Geschlechtsverkehr?«
    »Du meine Güte, das ist eine halbe Ewigkeit her. Ich glaube, das liegt so etwa zwei Jahre zurück.«
    »Bitte? Sie haben zwei Jahre nicht miteinander geschlafen?«, fragte Brandt überrascht. »Sie haben mir doch vorhin gesagt, dass Ihr Mann ab und zu noch zu Ihnen kam und …«
    »Ich habe gelogen, tut mir leid. Wer gibt schon gerne zu, wie ein Mönch oder eine Nonne zu leben? Aber als seine sexuellen Phantasien immer perverser wurden, habe ich mich ihm entzogen. Ich wollte nicht nur sein Spielzeug sein, ich wollte geliebt werden. Er hat mich seit mindestens zwei Jahren nicht mehr angerührt. Es war aber meine Entscheidung. Bevor ich geheiratet habe, hatte ich eine klare Vorstellung von der Ehe, ich war schließlich schon dreißig. Ich wollte abends mit meinem Mann einschlafen, ich wollte in den Arm genommen werden, wenn es mir nicht gut ging, ich wollte morgens mit ihm aufwachen, mit ihm in Urlaub fahren, drei oder vier Kinder haben, mit ihm lachen und weinen, alles mit ihm teilen und so weiter und so fort.« Sie nahm ein Taschentuch und wischte sich über die feuchten Augen. »Anfangslief alles ganz gut, aber schon bald war da nichts mehr. Er ist nur noch andern Frauen hinterhergerannt, und als sein Vater starb und ihm und seinem Bruder das Erbe vermacht hat, war es endgültig vorbei. Ich habe ihn kaum noch zu Gesicht bekommen, manchmal tagelang nicht. Ich wusste ja, dass er sich bei andern Frauen rumtreibt, und irgendwann habe ich aufgehört, ihm nachzuschnüffeln.«
    »Aber Sie haben doch auch gesagt, dass Ihr Mann Ihr bester Lektor war …«
    »Auch gelogen. Er hat nie auch nur eine Seite von dem gelesen, was ich geschrieben habe. Er kannte meine Bücher gar nicht. Hätte er nur eines gelesen, hätte er gewusst, welche Bedürfnisse ich habe. Ich denke, er ahnte, was drinsteht, und hat sie deshalb nicht gelesen. Sie sehen, unsere Ehe war ein einziger Trümmerhaufen.«
    »Dann erübrigt sich eigentlich alles Weitere, was wir Ihnen noch hätten sagen müssen. Tut mir leid, wenn wir Sie noch einmal belästigt haben«, meinte Brandt.
    »Nein, nein, Sie haben mich nicht belästigt, ganz im Gegenteil, ich bin froh, wenn jemand hier ist, ich hab nämlich heute einen ganz schlimmen Tag. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Ich wüsste nicht, wie.« Brandt zuckte ratlos mit den Schultern.
    »Ich schon«, antwortete

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