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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Manchmal frage ich mich, wie ich da überhaupt hineingeraten bin.«
    »Man kann Eileen Chung nur schwer widerstehen«, lächelte Pascoe selbstgefällig. Er wiegte sich in Sicherheit, da er bezweifelte, daß seine Judas-Lockvogel-Rolle ans Tageslicht kommen konnte.
    »Das gilt für so manche«, knurrte Dalziel. »Am Anfang. Dann läßt man sich zu etwas so Beklopptem wie eine Heirat oder die Schauspielerei breitschlagen. Danach erlebt man sein blaues Wunder. Aber ich habe gesagt, ich mach es, und ich stehe zu meinem Wort. Es muß schließlich einer hier zeigen, daß er Gemeinschaftssinn hat. Es überrascht mich, daß du nicht mit von der Partie bist, Peter, wo doch deine bessere Hälfte so eng mit Eileen Chung befreundet ist. Du mußt wirklich geschickt geboxt haben, um verschont geblieben zu sein.«
    Er sah Pascoe noch einmal abschätzend an, und dessen Gefühl der Sicherheit verpuffte wie Spucke auf einem heißen Waffeleisen.
    Am Abend beschrieb er Ellie die Szene und sagte beiläufig: »Eileen Chung ist doch wohl hundertprozentig diskret, oder?«
    »Gott sei Dank nicht, sonst wäre mein Artikel sehr langweilig.«
    Ellie hatte alle Hände voll zu tun, für die Sonderausgabe der »Evening Post« ein Porträt Eileen Chungs zu verfassen. Sie war geschmeichelt gewesen, als Eileen darauf bestanden hatte, daß sie, Ellie, den Artikel schreiben sollte und nicht einer der regulären Reporter, die, wie Eileen behauptete, noch nicht einmal die Fakten einer Blumenschau verläßlich wiedergeben könnten. Der einzige Wermutstropfen für Ellie bestand darin, daß sie Eileen selten dazu bewegen konnte, sich ruhig hinzusetzen. Die meisten Interviews entstanden, während sie in Bewegung war, doch das Material war großartig, und Ellie wurde zunehmend zuversichtlicher, daß ihr Artikel die Krönung der Sonderausgabe sein würde.
    »Besteht Aussicht auf ein Vorab-Exemplar?« fragte Pascoe.
    »Kommt nicht in Frage. Du löhnst wie alle anderen«, sagte Ellie mit Nachdruck.
    Ihr Ton enthielt keinerlei Hinweis, daß sie sich für seine Weigerung rächte, ihr die Briefe der dunklen Lady zu zeigen, aber er empfand es so. Seit jenem Zusammenstoß, über den sie sich nicht ausgesprochen hatten, hatte er sich bemüht, über diesen speziellen und auch über andere Fälle zu reden, war aber nur auf höfliches Interesse gestoßen und hatte so schnell es ging das Thema gewechselt. Er fand zwar, daß kriminalpolizeiliche Ermittlungen etwas anderes seien als die Biographie Eileen Chungs, doch er schaffte es, lächelnd und, wie er hoffte, nicht zu schroff zu sagen: »Dann steht mir auch das Recht auf Kritik zu. Übrigens, wenn du dauernd hinter Eileen herjagst, hast du den dicken Andy schon einmal bei einer Probe erlebt?«
    »Ich habe ihn aus der Ferne gesehen. Es war merkwürdig, wie beeindruckend er war.«
    »Merkwürdig?«
    »Ich meine, er war ganz einfach er selbst. Keine wahrnehmbare Schauspielerei, nur Andy Dalziel in der Höhe, der bellend mittelalterliche Verse deklamierte. Aber es klang, als ob er sie sprechen und nicht aufsagen würde. Als ob es seine eigenen Worte seien.«
    »Glaubst du, wir haben uns all die Jahre getäuscht und er ist wirklich der liebe Gott?«
    »Ist dir denn nicht aufgefallen, in welchem Zustand die Welt in letzter Zeit ist?« fragte Ellie. »Wie konntest du je daran zweifeln?«

Zwei
    G uten Abend, Mr. Thackeray«, sagte der Barkeeper im Gentlemen’s Club. »Sie sehen aus, als hätten Sie sich gut erholt im Urlaub.«
    »Ich glaube, das habe ich tatsächlich, John«, sagte der Anwalt, ein breites Lächeln auf den gebräunten Zügen. »Das Übliche, bitte.«
    Während der Barkeeper nach dem zwölf Jahre alten Macallan griff, bohrte sich ein Finger wie ein Colt Python in Thackerays Rückgrat.
    »Und noch einmal dasselbe, John«, sagte dieser, ohne sich umzudrehen. »Andrew, wie geht es dir?«
    »Besser als dir, würde ich sagen«, erwiderte Dalziel und hiefte eine Stierbacke auf einen Barhocker. »Du hast eine schreckliche Farbe, weißt du das? Du solltest es mal mit einem Urlaub versuchen.«
    »Ich werde es mir überlegen. Ich habe gehört, daß du in der Kanzlei angerufen hast, während ich weg war?«
    »Das stimmt«, sagte Dalziel. »Das Mädchen, das du da sitzen hast, überschlägt sich aber nicht gerade.«
    »Das höre ich mit Bedauern. Prost!«
    »Auf dich«, entgegnete Dalziel drohend. »Nur keine Angst, ich komme der Sache schon noch auf den Grund.«
    »Niemand schneller als du«, sagte Thackeray und blickte

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