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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sagte sie. Dann glitt sie, den einen Arm noch in der Bluse, aufs Bett und schlief im Handumdrehen ein.
    Wield stand eine Weile vor dem Bett und sah sie an. Seine beiden großen Vorbilder fielen ihm ein. Zuerst tat er das, was Pascoe getan hätte, und zog behutsam ihren Arm aus dem Blusenärmel, bevor er sie ebenso behutsam mit dem Federbett zudeckte. Dann machte er das, was Dalziel getan hätte, und durchsuchte ihr Zimmer.

Sechs
    I m »Schwarzen Bullen« versuchte Dalziel, das Thema zu wechseln. »Hast du dir die Briefe angesehen?« unterbrach er Pascoe.
    »Welche Briefe?«
    »Von der Verrückten. Ich hatte sie auf deinen Schreibtisch gelegt. Du wirst doch wohl Zeit gehabt haben, ein paar Briefe zu lesen?«
    Pascoe seufzte bei dem Gedanken an den Aktenberg, der sich am Morgen in seinem Eingangskorb getürmt hatte. Er hatte die Briefe tatsächlich gelesen, wenn auch nur deshalb, weil sie vergleichsweise wenig umfangreich waren.
    »Ja, ich habe sie gelesen. Sehr interessant. Noch einmal zu Ihrer Aussage …«
    Nachdem er den Stier bei den Hörnern gepackt hatte und zu allem Überfluß auch noch die beiden Runden bezahlen mußte, obwohl seine Beförderungsfeier offiziell verschoben worden war, war er nicht bereit, so schnell wieder lockerzulassen.
    »Ich habe nur gesagt, was ich gesehen habe, Junge.«
    »Daß Swain das Schießeisen in der Hand hielt. Daß Waterson sich auf ihn stürzte und daß dann der Schuß fiel?«
    »Den Schuß habe ich nur gehört, nicht gesehen«, verbesserte ihn Dalziel.
    »Und nun zu den Briefen. Ich möchte wissen, was du davon hältst, wo du doch alles besser weißt.«
    »Ja, Sir. Und über den Ablauf der Ereignisse sind Sie sich ganz sicher?«
    »Da bin ich mir verdammt sicher!«
    »Dann muß Waterson Swain decken?«
    »Siehst du? Ich hatte recht! Du bist in der Tat ein schlaues Kerlchen«, sagte Dalziel und leerte sein zweites Bier. »Wir brauchen nichts weiter zu tun, als den Schlawiner zu finden, ihn so lange zu treten, bis er Vernunft annimmt, und dann liege ich total im Trend. Nun zu diesen Briefen …«
    Pascoe gab sich geschlagen. Vorerst.
    »Was interessiert Sie noch daran, Sir? Sie will doch nicht mehr schreiben, nachdem, was sie sagt.«
    »Sie schreibt wieder, keine Angst«, knurrte Dalziel. »Dann macht sie sich einen Kopf kürzer, und ich will nicht, daß es heißt, wir hätten alles vermasselt. Mach den Vorgang aktenkundig und delegiere ihn dann an die Sozialhelfer, die Seelsorge, egal an wen, solange wir vor dem Leichenbeschauer nur tipptopp sauber dastehen. Hier kommen unsere heißen Pasteten. Ich trinke noch ein Bier, um den Geschmack wegzuspülen, wenn du soweit bist.«
    »Ich dachte, ich kriege eine Gehaltserhöhung«, sagte Pascoe, sein halbvolles Glas liebevoll haltend. »Mir war nicht klar, daß es eine Bewirtungspauschale war.«
    Dalziel fand seine Bemerkung so komisch, daß er sich an seiner Pastete verschluckte und, da sein eigenes Glas leer war, Pascoes ergriff und austrank.
    »Das ist besser«, japste er. »Und nun bist du auch soweit, wie steht’s mit der nächsten Runde?«
    Nadelstiche, nicht Prinzipien sind der Nährboden für Verrat. Als Pascoe das schäumende Glas vor seinen Chef stellte, sagte er beiläufig: »Apropos Freibier, das gibt’s am Sonntagabend, falls Sie Interesse haben. Ein kleiner Empfang im Kemble anläßlich der für den Sommer geplanten Mysterienspiele. Ellie ist mit Eileen Chung befreundet, und die ist an einer Verbindung zur Polizei interessiert. Schauspieler saufen wie die Löcher, und es ist nicht einzusehen, warum nur die Jungs von der Verkehrspolizei davon profitieren sollen, und da habe ich es so gedreht, daß wir auch eingeladen sind.«
    »Ganz schön scharfsinnig, Junge. Die können später dazustoßen und arbeiten! Die Chung, was? Gesehen habe ich sie, und ich habe auch schon eine Menge über sie gehört. Doch kennengelernt haben wir uns noch nicht. Hätte nichts dagegen. Die schönen Künste verdienen die Unterstützung eines jeden denkenden Bürgers.«
    Er schielte über sein Glas, um Pascoes Reaktion nicht zu verpassen, und fuhr dann fort: »Und ich hatte schon immer ein Faible für Fidschis.« Und er lachte so heftig, daß er wieder zu husten anfing.
    Das Lachen hatte ein Ende auf dem Präsidium, wo Dalziel den vollständigen Bericht der Autopsie Gail Swains auf seinem Schreibtisch vorfand. Er bestätigte, daß die schwere Hirnverletzung von der .357-Magnum-Patrone stammte, die man aus Watersons renoviertem Dachboden geborgen

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