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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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festzustellen, ob ich Ihnen helfen kann, Greg zu finden, stimmt’s? Nun, das kann ich nicht. Ich habe ihn vor drei Wochen verlassen, und mit Ausnahme des heutigen Morgens habe ich ihn seither nicht gesehen.«
    »Mrs. Waterson, als ich heute morgen ankam, machten Sie nicht den Eindruck einer Frau, die von ihrem Mann getrennt lebt.«
    »Weil er mich küssen und anfassen durfte?«
    »Genau.«
    Sie lächelte und zog an ihrer Zigarette, beides mit sichtlicher Anstrengung.
    »Sergeant, ich habe ihn in meiner Pause besucht. Ich war erschöpft. Sie können sich nicht vorstellen, was für eine Erleichterung es war, mit jemandem zu reden, der nicht beruflich mit mir sprach. Und als er mich anfaßte, nun, er faßte mich wenigstens nicht an, weil er sich über Schmerzen beschweren oder eine Bettpfanne verlangen wollte. Sein Streicheln war angenehm und beruhigend, wie eine Massage. O ja, als Sie ankamen, sah es wahrscheinlich so aus, als wäre ich auf dem Sprung zu ihm ins Bett, und das war ich auch. Aber nicht, um mit ihm zu schlafen, sondern um zu schlafen … einfach zu schlafen … schlafen …«
    Sie lehnte sich zurück und schloß die Augen. Sie tat Wield sehr leid, aber doch nicht so leid, daß er zu Dalziel zurückzugehen bereit war, ohne alle seine Fragen gestellt zu haben.
    »Worüber haben Sie und Ihr Mann heute morgen gesprochen?«
    Sie machte mühsam die Augen auf und sah ihn leer an.
    »Wie hat er begründet, daß er im Krankenhaus war?« drängte er. »Wieso gehen Sie davon aus, daß er überhaupt etwas darüber gesagt hat?« wich sie aus.
    »Nun, bisher haben Sie mir dazu noch keine einzige Frage gestellt«, sagte er. »Und das ist ein Maß an mangelnder Neugier, das rekordverdächtig ist.«
    »Auf den Kopf gefallen sind Sie nicht«, sagte sie müde. »Okay. Er hat mir alles gesagt. Er hatte alles aufgeschrieben. Hat er es Ihnen nicht gezeigt? Warum war der dicke Bulle, dieser Dalziel, nicht persönlich gekommen?«
    Der dicke Bulle.
Wield hatte seinen Spaß an der Formulierung. Dabei hatte Waterson Dalziel in seiner schriftlichen Aussage gar nicht erwähnt. Ob das etwas zu bedeuten hatte?
    »Kennen Sie Mr. Dalziel?« fragte er.
    »Gesehen habe ich ihn natürlich. Mit Vorhängen hat er nicht viel am Hut. Alle zerreißen sich das Maul über ihn. Ich würde sagen, er ist das, was man ein Urgestein nennt.«
    »Vermutlich«, sagte Wield. »Glauben Sie, was Ihr Mann in seiner Aussage schreibt, Mrs. Waterson?«
    »Natürlich, kein Problem. Kaum taucht er auf, ist die Kacke am Dampfen, das war schon immer so. Geben Sie ihm einen Bleistift, und der Kreis, den er Ihnen zeichnet, ist beinahe perfekt rund. Doch ich habe erlebt, wie er sich beim Butterbrotschmieren in den Finger geschnitten hat, und er kann eine Tasse zerbrechen, indem er nichts weiter tut als seinen Tee umrühren. Er und ein Gewehr in einem Zimmer, das kann nicht gutgehen. Schicksal.«
    Sie gähnte herzhaft. Er würde die Befragung nicht viel länger ausdehnen können. Es gab noch andere Fluchtwege, als die Beine unter den Arm zu nehmen.
    »Wußten Sie, daß er eine Affäre mit Mrs. Swain hatte?« fragte er.
    »Nicht speziell mit ihr«, sagte sie, stand auf und bewegte sich auf das schmale Bett zu, das eine Ecke des Zimmers einnahm. »Aber ich weiß alles über sie, alles, worauf es ankommt, meine ich.«
    »Und was heißt das?«
    »Es heißt, daß sie schlank war, lange Beine hatte, eine gute Figur und blondes Haar. Auf den Namen kommt es nicht an. Mir kommen manchmal Zweifel, ob Greg ihre Namen überhaupt kennt. Er ist wie ein kleiner Junge im Bonbonladen. Er zeigt einfach nur auf das Zitroneneis am Stiel, und weil er so ein süßer kleiner Junge ist, kriegt er gewöhnlich das, worauf er zeigt.«
    Beim Reden hatte sie ihren Rock aufgemacht und ausgezogen und begann nun, ihre Bluse aufzuknöpfen. Selbst wenn Wield in dieser Richtung empfänglich gewesen wäre, hätte es nichts Verfängliches oder Verführerisches gehabt. Sie hatte auf Automatik gestellt und bereitete sich auf die Bruchlandung vor. Wield bemerkte jedoch, daß sie sehr genau dem Ideal ihres Mannes entsprach.
    »War es wegen der Frauen, daß Sie ihn verlassen haben?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Nicht nur wegen der Frauen.«
    »Warum dann?« fragte er und überlegte, ob der Schlaf oder ihre Antwort zuerst die Zielschnur durchreißen würde. Es war knapp.
    »… nach Hause kommen … war immer wie … eine neue Schicht … und es war immer … Samstagnacht … Notaufnahme …«,

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