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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Dalziel am Spülstein.
    »Nur einen Tropfen«, sagte Peter Pascoe beschwichtigend. »Hier haben Sie also in jener Nacht gestanden?«
    »Was? Ach ja.«
    »Und Sie waren im Dunkeln?« Pascoe knipste den Schalter ein paarmal rauf und runter und ließ das Licht dann aus.
    »Das ist richtig.«
    »Sie haben nie erwähnt, was Sie gerade taten. Ich meine, verbringen Sie Ihre Zeit oft damit, hier im Dunkeln herumzustehen?«
    »In meinem eigenen Haus mache ich verdammt noch einmal, was ich will.«
    »Ja, natürlich. Mein Gott! Was ist denn das?« rief Pascoe aus.
    Im ersten Stock des Hauses unmittelbar hinter dem von Dalziel war ein Licht in einem Zimmer angegangen, dessen Vorhänge zurückgezogen waren. Ein Mann stand am Fenster und wedelte mit etwas in der rechten Hand.
    »Verdammte Scheiße!« sagte Dalziel. »Was zum Teufel geht denn da vor?«
    Pascoe öffnete die Küchentür, und beide Männer drängten sich in den Hof. Ein zweiter Mann tauchte auf. Es schien zu einem kurzen Kampf zu kommen, und der Mann wurde weggestoßen.
    »Los«, sagte Dalziel und setzte sich in Richtung Hof in Bewegung. Pascoe hörte einen dumpfen Knall und folgte dem Dicken, fluchend, weil er über Hindernisse stolperte, die Dalziel ohne weiteres niederwalzte.
    Aus dem Tor, über die Gasse, in den Garten des Hauses in der Hambleton Road – die Hintertür war nicht abgeschlossen –, durch die Küche, die Stufen hoch. Pascoes Bein tat heftig weh, und er konnte nur mit Mühe Schritt halten, doch er war dicht hinter seinem Vorgesetzten, als dieser in das Zimmer platzte.
    Ein Mann in blauem Blazer stand mit einer Startpistole in der Hand am Fenster. Ein anderer Mann in einem Rollkragenpullover hockte an der Wand. Auf dem Bett saß Sergeant Wield, unerschütterlich wie immer.
    Dalziel schoß herum und sah Pascoe an.
    »Was soll das, Junge?« fragte er leise. »Machen wir heute abend Gesellschaftsspiele?«
    Pascoe lächelte matt. Fünf Tage war Swain schon wieder auf freiem Fuß, und es hatte sich noch immer nichts getan. Dalziel blieb eisern bei seiner Überzeugung, daß Swains Anteil am Tod seiner Frau weit über die in seiner Aussage zugegebene moralische Verantwortung hinausging. Er leugnete nicht, eine tiefe, intuitive Abneigung gegen den Mann zu haben, behauptete aber, daß seine Überzeugung fest auf dem aufbaue, was er mit eigenen Augen gesehen habe. Die Tatsache, daß Watersons Aussage, insofern sie sich von Swains unterschied, diesen sogar noch entlastete, beeindruckte Dalziel nicht im geringsten. Zehn Minuten mit Waterson, und dann würde sich das schon ändern, pflegte er zu sagen.
    Aber Waterson war, vielleicht zum Glück, spurlos verschwunden. Doch dadurch, daß Dalziel Swain tagtäglich auf der Baustelle sah, stand er so unter Dampf, daß Pascoe befürchtete, sein Vorgesetzter könnte etwas noch Ungeheuerlicheres als üblich sagen oder tun.
    Deshalb war ihm der Versuch, in dem Dicken ein paar Selbstzweifel zu wecken, indem er diese »Rekonstruktion« der Ereignisse inszenierte, als eine gute Idee vorgekommen.
    Nun schien es auf einmal doch keine so gute Idee gewesen zu sein.
    »Nur eine kleine Rekonstruktion, Sir, um den genauen Zeitablauf festzulegen«, sagte er munter.
    »Rekonstruktion? Dann solltet ihr es aber auch richtig machen. Ich habe keine Nutte gesehen, die ihre Titten im Mondlicht zur Schau stellt.«
    »Stimmt. Tut mir leid, Sir. Nuttennotstand. Aber davon mal abgesehen, wie war es?«
    Dalziel sah ihn an, und der Ärger in seinen Augen wich der Spekulation. Dann ließ er seinen Blick von dem Mann mit der Pistole auf den Mann an der Wand gleiten.
    »Ich soll sagen, daß Constable Clark mit der Pistole der Mann war, den ich zuerst sah, nicht wahr? Aber ich glaube nicht, daß es so war. Es war genau andersherum. Zuerst habe ich Billings gesehen, und dann tauschten sie die Waffen. Stimmt’s?«
    »Tut mir leid, Sir. Nein, es war Clark.«
    »Und Sie haben mich mit Clark gesehen, nicht Billings«, sagte Wield.
    Dalziel starrte den Sergeanten an, der eine Fliegerjacke aus dunkelgrauem Leder trug.
    »Und es war auch keine Waffe, die Clark in der Hand hielt, sondern das.«
    Pascoe griff nach einer Pfeife, die auf dem Bett lag.
    »Schlau«, sagte Dalziel. »Aber weder Swain noch Waterson sind Pfeifenraucher, oder? Und ich habe immerhin die Detonation gehört,
nachdem
ich gesehen hatte, daß Swain die Waffe hielt.«
    Pascoe dachte, wir machen einen Schritt vor und zwei zurück! Er sagte: »Wie heute abend?«
    »Ja, dieselbe

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