Mord fuer Mord
geärgert.«
»Eine Nacht in einer Betonröhre zu verbringen, ist nicht gerade angenehm.«
»Wir haben uns nur ein wenig an James Bond orientiert, der ist da ja schließlich auch ohne Hilfe von außen wieder herausgekommen.«
»Mit dem Dixi-Klo auf einen Lastwagen gehoben und abtransportiert zu werden, macht bestimmt auch besonders Spaß.«
»Ein kleiner Scherz, nicht mehr. Der Adam ließ ja auch nicht mit sich reden.«
»Und daraufhin hat er sich umgebracht. Aufgehängt, nicht wahr?«
»So ist es gewesen!«
Die Stimme des Eindringlings wurde plötzlich schneidend und kalt, als er sagte: »Lüge! Eine einzige Lüge, das Ganze.«
Wie reagieren? Was sollte er sagen? Es galt, alle Worte sorgfältig abzuwägen, denn anscheinend hatten die Anderen mehr preisgegeben, als er gehofft hatte. Er konnte also nicht mehr so tun, als wisse er von nichts. Allerdings konnte er sein Mitwirken etwas herunterspielen, seine eigene Schuld auf ein Minimum reduzieren und vor allem, sich für alles entschuldigen.
»Sie haben Recht«, sprach deshalb Peter gefasst, »es ist damals alles etwas aus dem Ruder gelaufen. Manche von uns haben etwas überreagiert und manche, zu denen auch ich mich zähle, haben es versäumt einzugreifen und das Ganze abzuwenden. Ich bereue zutiefst, die Sache damals nicht verhindert zu haben.«
»Aus dem Ruder gelaufen?«, fragte die Person hinter dem Scheinwerfer. »Etwas überreagiert? Ihr Drecksäcke habt meinen Vater einfach aufgeknüpft.«
Ein Schraubenzieher flog aus dem Lichtpegel heraus direkt auf Peter zu und bohrte sich in dessen Schulter. Der Angriff kam so überraschend, dass er anfangs den Schmerz gar nicht spürte, sich dieser erst langsam seinen Weg in das Gehirn bahnte und ihm unterbewusst die Erkenntnis brachte, dass es nun wohl kein Entrinnen mehr gab.
»Treffer, ja, ja«, und wieder kam dieses unheimliche Kichern.
»Und das, mein Freund, mache ich jetzt jedes Mal, wenn mir eine deiner Antworten nicht gefällt.«
Insgeheim hoffte Peter, er würde schweißgebadet in seinem Bett aufwachen, in der Gewissheit, einem Albtraum auf den Leim gegangen zu sein. Doch auch die letzte Hoffnung trog.
Er roch das Blut, das ihm die Schulter herunterrann, er roch den Schweiß, der den ganzen Körper wie ein Film bedeckte und den Urin, der ihm vor lauter Angst die Beine herunterfloss.
»Wollen Sie Geld? Ich bin nicht arm und ich gebe gern.«
»Ich scheiß auf dein Geld«, kam es zurück. »Oder glaubst du ernsthaft, du könntest dich von deiner Schuld freikaufen? Glaubst du das etwa?«
Er schien wütend und presste die letzte Frage fast schreiend hervor.
»Nein natürlich nicht«, antwortete Peter schnell. »Ich möchte nur noch nicht sterben.«
»Und mein Vater? Er wollte auch nicht sterben, damals. Habt ihr ihn gefragt, bevor ihr ihn aufgehängt habt?«
»Wir hätten es tun sollen, weiß Gott«, sprach Peter, und die Tränen kullerten über seine Wange. Er wäre auf die Knie gegangen und hätte um sein Leben gefleht.
»Was muss ich tun, damit Sie mich am Leben lassen?«
»Nichts! Es gibt für dich nichts mehr zu tun.«
In diesem Moment, als Peter begriff, dass er nicht mehr zu retten war, begann er zu schreien, einen fast unmenschlichen Schrei, den man in dieser Plattenbausiedlung unbedingt hätte hören müssen. Der Leute anlocken konnte, vor allem, wenn er sich wiederholte.
Jetzt erst reagierte der Eindringling.
Der Scheinwerfer flog zur Seite und verlosch mit einem Krachen, als er auf dem Fußboden aufschlug. Dann war ein Messer an der Kehle des Gefesselten und beförderte diesen in das Reich des ewigen Schlafs.
25.
Da war es wieder. Dieses Gefühl, alles falsch zu machen. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit.
Kommissar Karl war mir entwischt, hatte sich nach diesem langen Arbeitstag förmlich aus dem Staub gemacht. Dabei war er den Tag über ganz normal gewesen, nichts hatte darauf hingedeutet, dass er so abrupt flüchten würde. Und dann mussten diese beiden Idioten den roten Golf direkt vor unserer Nase platzieren.
Hätte ich anders reagieren können? Warum hatte ich nicht einfach den Rückwärtsgang eingelegt? Warum war ich nicht einfach ohne Befragung zurück nach Schweinfurt gefahren? Und warum machte ich mir über diesen Mist überhaupt Gedanken?
Es hatte ja keinen Sinn, sich das Hirn zu zermartern, und doch tat ich es ohne Unterlass.
Was wäre wenn, war ohnehin nur ein Gedankenspiel.
Ich parke das Auto direkt vor dem Haus, während im Nachbarhaus, bei meinen speziellen
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