Mord fuer Mord
einmal widersprechen.
»Ja gut, ich hätte Sie informieren müssen. Aber ich wusste bis vor Kurzem auch nicht, dass Sie Ihren Urlaub unterbrechen mussten.«
Ich hätte noch weiter erklären können, dass ich momentan etwas überlastet bin, dass mir meine Nachbarn das Leben schwer machen und dass ich einen mir bekannten Verfolger aus der Vergangenheit habe, aber ich habe das untrügliche Gefühl, dass ich dann wohl die längste Zeit an diesem Fall gearbeitet hätte. So bleibt es bei diesen knappen Ausführungen.
Herr Vogt nickt mir zu.
»Wir sind doch die ganze Zeit recht gut miteinander ausgekommen. Ich schätze Sie wirklich, Dorothea.«
»Ich werde versuchen, mich zu bessern, Herr Vogt«, entgegne ich.
Während ich mich schon fast auf dem Rückzug befinde, wirft er noch eine Frage ein.
»Ach, noch was. Können Sie sich erklären, wo mein neuer Schreibtischstuhl hingekommen ist?«
»Chef, ich habe keine Ahnung«, antworte ich und überlege schon im nächsten Moment, wie ich besagten Stuhl aus meinem wieder unauffällig in dieses Büro schaffen kann.
Dann befinde ich mich schon wieder auf dem Weg in meine Diensträume, wo ich meinen kreuzgeplagten Kollegen Kaspar Dinkel bei seiner Morgengymnastik antreffe. Er sitzt auf dem Boden und versucht verzweifelt, mit seinen Fingern seine Zehen zu erreichen.
»Ach Dorothea, da bist du ja. Es geht mir schon viel besser. Ich probiere grad ein paar Übungen aus, die ich noch aus der Zeit kenne, in der ich Fußball gespielt habe.«
In diesem Moment macht er einen kleinen Ruck nach vorne, wohl um mir zu beweisen, wie fit er doch noch ist, und der Abstand zwischen Zehen und Finger reduziert sich auf wenige Zentimeter. Leider ist sein Kreuz doch nicht ganz so in Ordnung, wie er sich das vorgestellt hat. Mit einem leichten Aufschrei kippt er zur Seite, wo er unbeweglich liegen bleibt.
Genau in diesem Augenblick betritt ein junger Mann die Szenerie. Er grinst uns beide an.
»Komme ich ungelegen?«, fragt er frech.
»Sie kommen gerade recht«, entgegne ich, »helfen Sie mir doch bitte mal, den Kollegen aufzurichten.«
Gemeinsam helfen wir beide Kaspar auf und führen ihn zu seinem Sitz, wo er seufzend Platz nimmt.
»Herr Müller von der Spurensicherung«, spricht er mich an, »ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen.«
Darauf hält er mir seine Hand hin, die ich sogleich ergreife.
»Dorothea Hetzel, Hauptkommissarin.«
»Ich bin kurz vorbeigekommen, um Ihnen die neuesten Ergebnisse mitzuteilen.«
»Gut! Dann schießen Sie mal los.«
Er setzt sich lässig auf den Stuhl von Kommissar Karl und fängt zu reden an.
»Also, wie Sie ja bereits wissen, ich habe es zumindest dem Herrn Dinkel mitgeteilt, waren bis gestern noch sechs Fingerabdrücke nicht zuzuordnen. Nach Übergabe der Liste von dieser Firma habe ich zwei Abdrücke einem Herrn Johann Peter Weidenmann und einem Herrn Friedrich Wolf zuordnen können, die bereits in irgendeiner Weise bei uns aktenkundig geworden sind. Der Herr Wolf ist inzwischen verstorben, Herzinfarkt, und diesen Weidenmann habe ich erst einmal nicht gefunden. Erst über ein paar weitere Recherchen bin ich darauf gestoßen, dass der seinen Namen geändert hatte, in Peter Schmidt.«
»Und der wohnt?«
»Hier in Schweinfurt, im Stadtteil Bergl, in der Geldersheimer Straße.«
Ich greife meine Jacke, um mich auf den Weg zu machen.
»Worauf warten wir dann noch?«
»Ich bin noch nicht ganz fertig!«, entgegnet der Kerl.
»Spaßeshalber habe ich nämlich die Abdrücke von Ihnen und Ihrem Assistenten mit überprüft. Es waren beides Treffer.«
Kaspar und ich sind wie erstarrt.
»Das kann doch nicht möglich sein«, entgegne ich.
»Die beiden restlichen Abdrücke, wenn sie denn auch von Personen auf dieser Liste stammen sollten, müssten wir dann vor Ort sicherstellen.«
»Das können wir dann später machen. Zuerst besuchen wir diesen Peter Schmidt.«
Herr Müller grinst mich wieder an, macht aber keine Anstalten sich zu erheben, um mich zu begleiten.
»Lassen Sie sich Zeit, Frau Hetzel. Ich bin ja auch nicht von gestern und habe bereits einen Streifenwagen los geschickt.«
In diesem Moment klingelt das Telefon…
27.
etwas später
Kaspar ist natürlich nicht mit dabei, als ich den Tatort erreiche.
Er hat es vorgezogen im Büro zu warten, obwohl Bewegung für Kreuzkranke ja durchaus zuträglich ist. Vorher hat er mich noch ausdrücklich daran erinnert, auf jeden Fall mein Handy aufzuladen, um immer erreichbar zu sein.
Auch
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