Mord fuer Mord
praktisch auf fast jede männliche Person zutreffen könnte, soweit sie nicht kleiner als einssiebzig war, und die Darstellungen von ein paar seltsamen Geräuschen, die in dem einen Fall das Muhen einer Kuh und im anderen Fall das Wimmern einer Säge gewesen sein könnten.
Im Übrigen teilten alle ihr absolutes Beileid mit, nicht ohne anzudeuten, dass man den Menschen nicht vermissen würde.
Hätte ich nicht am Morgen diese Begegnung mit Kerstin Mehringer gehabt, hätte ich den Ausflug hierher bedauert. So aber ließ ich mich noch von den beiden Kommissaren überreden, zum Abendessen zu gehen. Und das ausgerechnet im Freibad, im Restaurant »Weitblick«.
Na toll, wie stellten die beiden sich das vor? Ich hatte keinen Badeanzug dabei.
Doch meine Zweifel waren unbegründet, man ließ uns ohne Eintritt zu bezahlen ins Restaurant, in dem um 18:00 Uhr das Abendgeschäft begann.
Eigentlich war außer den Schwimmbadgästen nichts los, die Bedienung fing gerade an, die Speisekarten auf die Tische zu verteilen – was heißt Speisekarten, eher waren es Speisezettel – und ließ sich auch so etwas Zeit, bis sie uns überhaupt bemerkte.
Zu meiner Überraschung aber konnte man hier wirklich gut essen, zumindest das Rumpsteak erfüllte voll und ganz meine Erwartungen. Butterzart, mit grobem Pfeffer, dazu ein Knoblauchbaguette und ein Salat.
Danach fühlte ich mich wie eine Löwin unter einer Palme, müde, vollgefressen und glücklich.
Doch es lag ja noch unsere Heimreise vor uns.
Als wir beide uns von Kurt verabschiedet haben und wieder im Auto sitzen, es ist so gegen 19:30 Uhr, sage ich Thomas, dass wir noch einen kleinen Umweg fahren würden.
Doch wie soll ich ihm erklären, dass ich ihn bei der Vernehmung nicht dabei haben will?
Ich druckse ein wenig herum, bis auch er merkt, dass etwas nicht stimmt.
»Was ist los, Frau Hauptkommissarin?«
»Nun, diese Vernehmung, zu der wir fahren, nun, die möchten, dass ich alleine dort auftauche.«
»Warum das denn?«
Ich bin zwar im Lügen nicht perfekt, aber ich versuche trotzdem, nicht mit der ganzen Wahrheit herauszurücken.
»Weil… nun… man hat mich darum gebeten.«
Da lächelt Kommissar Karl wieder sein charmantes Lächeln.
»Gar kein Problem, Frau Hetzel. Es macht mir nichts aus, im Wagen zu warten.«
Da haben wir auch schon unser Ziel erreicht. Ich parke das Auto im Hof der Klaubmühle, direkt neben einem roten Golf. Scheiße, haben die den gefunden und schon wieder freigegeben? Ich tue so, als ob nichts wäre, steige aus und wende mich noch mal an den Kommissar.
»Also, Herr Karl, äh Thomas, es wird nicht lange dauern.«
Die Autotür fällt zu und ich bewege mich auf den Eingang zu, während ich merke, dass mich die Blicke aus dem Auto verfolgen. Ich klingele.
Kerstin öffnet mir die Türe und führt mich die Treppe hinauf in das Wohnzimmer, in dem Addi auf dem Sofa sitzt und sichtlich nervös wirkt.
»Die ist hoffentlich allein.«
»Natürlich ist sie allein«, antwortet Kerstin für mich.
Ich selbst äußere mich nicht weiter dazu.
»Also Herr Hofmann, Ihre Freundin wird Ihnen schon erzählt haben, warum ich Sie noch einmal besuche. Es geht um die Person, die Sie aus der Wohnung des Herrn Hagel haben kommen sehen.«
»Aber nicht, dass ich dann Ärger bekomme.«
Addi ist aschfahl im Gesicht, er schaut permanent zur Tür, ob dort nicht noch jemand den Raum betritt.
»Wissen Sie«, erklärt er mir, »ich hab ihn gesehen, den Hagel, wie der zugerichtet war. Das ganze Blut und so, und ich habe keine Lust, auch so zu enden.«
»Das ist verständlich.«
»Und die Person, die ich gesehen habe, war ein Polizist.«
»Auch das weiß ich bereits, Herr Hofmann.«
Kerstin hat sich inzwischen zu ihm gesetzt und streichelt ihm über den Kopf.
»Addi, von der Frau Hetzel hast du nichts zu befürchten.«
»Ist Ihnen denn der Name wieder eingefallen?«, frage ich endlich.
»Versprechen Sie mir erst, dass Sie mir glauben. Ich habe wirklich mit dem Tod von meinem Ex-Chef nichts zu tun.«
Ich schnaufe kurz aus und setze mein »Ich glaube dir alles« Lächeln auf.
»Wäre ich sonst hier?«, frage ich ihn.
»Der war ja schon länger nicht mehr hier in der Gegend, aber dann hab ich ihn dort wieder gesehen. Der muss wieder hier sein.«
»Wer denn, Herr Hofmann?«
»Der Thomas, der Thomas Karl.«
Ich schaue ihn perplex an. Das was ich im Innersten befürchtet hatte, ist nun eingetreten.
Addi bemerkt natürlich sofort, wie sich meine Gesichtsfarbe
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