Mord fuer Mord
verändert.
»Sie glauben mir doch, Frau Hetzel, oder?«
Natürlich glaube ich ihm und gebe ihm das durch Nicken auch zu erkennen, doch dann beansprucht etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Irgendetwas bewegt sich die Treppenstufen herunter.
»Haben Sie eine Katze?«, frage ich beiläufig, während ich meine Pistole ziehe.
Ich öffne vorsichtig die Wohnzimmertüre und schaue die halbdunkle Treppe hinunter. Meine Augen müssen sich natürlich erst an die Gegebenheiten anpassen, bevor ich ein paar Schritte nach unten wage. Addi wird immer nervöser.
»Sie hat ihn mitgebracht. Bestimmt hat sie ihn mitgebracht. Kerstin, was hast du da nur angestellt?«
Er lamentiert und jammert immer weiter, wodurch es für mich natürlich schwierig wird, Geräusche wahrzunehmen. Was, wenn jemand dort unten auf mich wartet?
Ich taste mich langsam weiter nach unten, wo ich auf eine geöffnete Haustüre stoße. Prima. Es war also tatsächlich jemand hier oben gewesen, und es bleiben wohl kaum Zweifel in Bezug auf die Person.
Als ich vor die Haustür trete, geht sofort die Abendbeleuchtung an. Im Hintergrund sehe ich mein Auto, es sitzt niemand mehr auf dem Beifahrersitz. Kommissar Karl hat sich also aus dem Staub gemacht.
Vielleicht aber wartet er auch noch auf mich, um mir den Autoschlüssel abzunehmen. Es wäre also nicht besonders intelligent, einfach so in die Dunkelheit zu marschieren, und das auch noch ohne Deckung und alleine. Ich stecke die Waffe weg und mache im Gang Licht, bevor ich die Tür wieder schließe. Dann krame ich mein Handy hervor.
»Na, lange nicht mehr gesehen«, spreche ich es an. Doch es erkennt mich nicht mehr, oder besser gesagt, es reagiert nicht, denn leider habe ich vergessen, es aufzuladen.
So ein Mist. Ich stecke das blöde Ding wieder weg. Da braucht man es einmal, und ausgerechnet dann ist es nicht zu gebrauchen.
Dann gehe ich wieder nach oben.
Addi sitzt zusammengekauert hinten im Eck, Schweißperlen glitzern auf seiner Stirn, und auch Kerstin hat sich von ihm anstecken lassen.
»Haben Sie ihn erwischt?«, fragt sie ängstlich.
Addi antwortet für mich: »Wie soll sie ihn denn erwischt haben? Hast du vielleicht einen Schuss gehört? Oh Gott, wenn der jetzt alles gehört hat, der kommt bestimmt zurück.«
»Könnte ich bitte telefonieren?«, sage ich trocken, ohne auf die beiden einzugehen. »Und dann ein Telefonbuch, ich brauche die Nummer von der Polizeidienststelle in Ebern.«
Die Bitte wird mir gewährt.
Während wir auf Verstärkung warten, lasse ich mir von Kerstin einen Kaffee bringen. Trotz des vielen Koffeins an diesem Tag macht sich nun doch ein wenig die Müdigkeit breit. Da fällt mir ein, dass ich noch etwas zu fragen vergessen habe.
»Der Wagen, also der rote Golf, müsste der nicht bei der Polizei zur Untersuchung sein?«
Kerstin schaut mich schuldbewusst an.
»Sollte schon. Aber bei uns auf dem Land wird das alles etwas unkonventioneller geregelt. Ein Bauer hat uns angerufen, man kennt sich ja untereinander, und dann hat Addi seinen Wagen einfach mit dem Zweitschlüssel wiedergeholt.«
Addi schaltet sich wieder in das Gespräch ein.
»Was soll das mit dem Wagen jetzt? Es geht um mein Leben!«
»Ich werde den Beamten aus Ebern Bescheid geben, den Wagen zu beschlagnahmen. Sie haben ihn doch hoffentlich noch nicht gereinigt?«
»Die alte Schüssel hält eh nur noch der Dreck zusammen«, meint Addi.
Der Rest geht recht flott. Herr Stretz, der Beamte der gerade Dienst hatte, ist mit einer jungen Kollegin vorbeigekommen.
Von Kommissar Karl fehlt jegliche Spur.
Ich habe einen der beiden Beamten zur Absicherung der Zeugen und Aufnahme der Zeugenaussagen abgestellt und mich selbst auf den Heimweg gemacht.
Von unterwegs habe ich die Fahndung nach Thomas Karl, Kommissar, Schweinfurt ausgelöst.
24.
22:30 Uhr irgendwo in Schweinfurt
Ein gleißendes Licht strahlte ihm direkt in die Augen, als Peter Schmidt endlich wieder aufwachte.
Neben einem dumpfen Schmerz im Kopf spürte er, dass er mit Kabelbinder an einen Stuhl gefesselt war.
Ein klammes, unangenehmes Gefühl machte sich in der Herzgegend bemerkbar, der Mundraum und die Kehle waren wie ausgetrocknet. Er schluckte ein wenig, bevor er zu sprechen versuchte.
»Hallo«, krächzte er, »was ist denn hier los?«
Eine vollkommen sinnlose Frage, denn natürlich wusste er, was los war, er hatte schließlich die Zeitungsberichte über den Tod von Dieter Hagel gelesen. Er wollte es nur nicht wahrhaben.
Trotz allem war er
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