Mord fuer Mord
möglich zu verlassen.
Herr Wittig schaut mich mitleidig an.
»Frau Hetzel. Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich wissen.«
Doch er kann mir in dieser Sache nur insofern helfen, als er meinen Peiniger findet und diesen zum guten Ende hinter Schloss und Riegel bringt.
Als er geht, streicht er mir noch über den Arm.
Ich schließe die Tür und bin nun mit mir alleine.
Es ist mittlerweile 7:30 Uhr, um Kaspar zu besuchen, ist es noch zu früh, doch ich bin viel zu aufgewühlt, als dass ich mich noch einmal aufs Ohr legen könnte. Ich trage noch immer die Jogginghose und mein Nachthemd.
Erst einmal begebe ich mich unter die Dusche, das Wasser hat eine beruhigende Wirkung und wäscht den letzten Geruch Volkers von meinem Körper.
Dann kleide ich mich langsam an.
Eine Jeans, ein T-Shirt in Weiß, ein paar beliebige Socken.
Danach sitze ich eine Weile still auf dem Bett und denke an gar nichts, bevor ich mich aufraffe, meine Schuhe und eine dünne Jacke anziehe.
Ich muss unter Leute, das Alleinsein macht mich allenfalls depressiv.
Ich steige also in mein Auto und fahre los, bis ich in Schweinfurt in der Innenstadt auf einem Parkplatz anhalte. Vom Rathaus aus ist es nicht weit bis zum Café Vorndran. Der Gastraum ist wie ein langer Schlauch, an der linken Seite passiere ich die Theke und nehme auf einem der schwarzen Allerweltsstühle Platz, die sich in ordentlich um die Tische reihen. Es ist ein bisschen aus der Zeit, an den Wänden ist der Simplizissimus tapeziert, aber in meinem momentanen Zustand ist mir wohl gerade danach.
Dort bestelle ich mir einen Kaffee, ein Hörnchen, sowie ein Brötchen mit Marmelade.
Während ich auf das Bestellte warte, geht mir Einiges durch den Kopf. Was wäre, wenn Kommissar Karl wirklich mit diesen Morden nichts zu tun hat? Wenn er da nur hineingeraten ist wegen… ja wegen einer alten Sache, als er in jungen Jahren etwas verbrochen hat? Bestimmt hängt das Ganze mit seinem Onkel, diesem Adam Karl zusammen. Wenn also all dies zutraf, wer hätte die Beweismittel verschwinden lassen können, wenn nicht die Spurensicherung?
Die Bedienung schreckt mich aus meinen Überlegungen auf, als sie mir mein Frühstück bringt.
Nun gut, es wird sich hoffentlich alles klären, wenn ich am heutigen Nachmittag Kommissar Karl treffe. Ich hoffe es jedenfalls.
Ich starre sinnlos vor mich hin, als plötzlich jemand ungefragt an meinem Tisch Platz nimmt. Dieser komische Reporter hat anscheinend immer noch nicht genug.
»Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze«, schleimt er mich von der Seite an.
Und wenn ich etwas dagegen hätte? Würde es einen Unterschied machen? Ich sage gar nichts, starre weiter vor mich hin und beachte ihn gar nicht. In aller Ruhe frühstücke ich weiter, während er mich zutextet.
»Wir hatten einen schlechten Start, Frau Hetzel, lassen Sie uns doch noch mal von vorn beginnen. Ich will doch nur ein paar Infos von Ihnen, und Sie brauchen auch keine Interna weiterzugeben.« Er winkt der Bedienung und bestellt sich einen Cappuccino.
»Vielleicht war ich doch etwas zu forsch und Ihnen zu drohen, war bestimmt auch nicht meine beste Idee. Wollen wir nicht unser Kriegsbeil begraben?«
Ich tauche mein Hörnchen in meinen Kaffee und bin auch weiterhin stumm wie ein Fisch, was mein Gegenüber aber keinesfalls zum Anlass nimmt, nun ebenfalls zumindest eine Schweigeminute einzulegen.
»Ich bin nicht Ihr Feind, dass sollten Sie wissen, ich tue hier nur meinen Job.«
Die Bedienung bringt den Kaffee, was er mit einem Nicken zur Kenntnis nimmt.
»Und mein Job ist gewiss härter als Sie denken. Sie können sich bestimmt nicht vorstellen, was unsereins durchmachen muss. Letztens erst bin ich von einer Person vor einem Einkaufszentrum regelrecht gerammt worden.«
Oh, jetzt versucht er auch noch witzig zu sein, wie originell.
»Warum sagen Sie denn nichts?«
»Vielleicht habe ich gerade nichts zu sagen?«, entgegne ich.
»Ach kommen Sie, spielen Sie mal nicht die Unschuld vom Lande…«
So ein blödes Gewäsch. Da mir im Moment gerade nichts anderes einfällt, bringe ich ein bekanntes Zitat.
»Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!«
Er lächelt hintergründig.
»Sie sind übrigens nicht die Erste, die mir Märchen erzählt.«
Ich nehme den letzten Bissen von meinem Hörnchen, den letzten Schluck von meinem Kaffee, dann bin ich auch schon wieder dabei, meine Jacke anzuziehen.
»Hören Sie, ich bin
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