Mord fuer Mord
genug sein. Dann drehe ich mich auf den Rücken, die Lampe auf Höhe des Bodens…
Volker, mein Verfolger, schaut mir in die Augen, er lächelt mich erfreut an.
»Ach Doro«, hechelt er, »ich wusste doch, dass du mich brauchst!«
Ich lächle gequält zurück. »Ach ja?«
»Du weißt, dass ich dich liebe. Ach, wie sehr ich dich doch vermisst habe, nun wird alles wieder gut.«
Dabei versucht er mich zu küssen. Aber bevor er auch nur in die Nähe meines Mundes kommt, knalle ich ihm die Lampe auf den Hinterkopf.
Volltreffer!
Er sackt förmlich in sich zusammen und kommt mit seinem ganzen Körpergewicht auf mir zu liegen. Ich bin ja nicht gerade kräftig gebaut, bei 1,72m und einer ungesunden Lebensweise bringe ich es gerade einmal auf etwas über sechzig Kilo. Mein Kontrahent hingegen ist ein Hüne von 1,90m mit einem Lebendgewicht von mehr als hundert Kilo.
Und er riecht nicht nur nach altem säuerlichem Schweiß und billigem Rasierwasser, wie ich es vorher schon festgestellt habe, aus seinem nun geöffneten Mund dringt mir ein Gemisch aus abgestandenem Bier und Knoblauchduft entgegen. Mir bleibt fast die Luft weg.
Der hätte sich zu unserem »Rendezvous« ja wenigstens mal die Zähne putzen können.
Verzweifelt versuche ich ihn im Ganzen anzuheben… es gelingt mir nur bedingt. Mit einem seitlichen Anhebeln habe ich mehr Erfolg. Ich rolle ihn sozusagen von mir herunter zum Ende des Bettes, wo er nach unten fällt und unsanft auf dem Boden aufschlägt.
Ich atme noch immer schwer und sauge die Freiheit in mich auf… dann robbe ich zur Stirnseite des Bettes, wo ich meine hier abgelegte Unterhose zu fassen bekomme. Ich streife sie so schnell es nur geht über, ebenso wie die immer auf einem Stuhl bereitgelegte Jogginghose.
Ob er noch lebt? Bestimmt.
Er hat es zwar nicht verdient, aber ich werde trotzdem einen Krankenwagen benachrichtigen und nun endlich auch die Kollegen von der Streife. Ich habe etwas gegen ihn in der Hand. Er ist in meine Wohnung eingedrungen und hat versucht, mich zu vergewaltigen. Doch gerade, als ich das Schlafzimmer verlassen will, klammert sich eine Hand um meine Fessel. Volker liegt noch immer auf dem Boden, aus einer Wunde am Hinterkopf dringt Blut hervor.
»Doro, du kannst mich nicht verlassen.«
Ich starre ihn hasserfüllt an.
»Lass mich los, du Arsch. Ich will deine beschissene Liebe nicht, verstehst du? Und ich will auch nicht dauernd von dir belästigt werden.«
»Ich habe dir doch nur Geschenke gemacht, meine Liebste, mein Leben.«
»Geschenke? Steck dir deine scheiß Geschenke in den Arsch.«
Mit diesen Worten gebe ich ihm einen Tritt auf den Arm, der mich noch immer gefangen hält.
Augenblicklich bin ich frei. Soll ich ihm nun den Rest geben?
In diesen Ami-Schmachtfetzen rennt das Opfer immer sinnlos davon, auch wenn der Täter schon hilflos auf dem Boden liegt, nur um von diesem dann eingeholt und umgebracht zu werden. Ehrlich gesagt, auf dieses Szenario habe ich recht wenig Lust, darum bin gleich darauf auf dem Weg in die Küche.
Da mir immer noch nicht eingefallen ist, wo sich meine Dienstpistole befindet, bewaffne ich mich mit einer Bratpfanne. Die Schlafzimmertüre fällt mit einem Krachen ins Schloss.
Nur kein Risiko eingehen. Ich postiere mich mit hoch erhobener Pfanne vor der besagten Tür.
»Volker, gib auf, ich bin bewaffnet.«
Er gibt keine Antwort.
Nach endloser Zeit wage ich es endlich die Tür zu öffnen. Durch das weit geöffnete Fenster dringt frische Luft in den Raum, das Vöglein ist wohl ausgeflogen.
32.
Samstag, 16. August
Tja Volker, nun ist Schluss mit lustig. Ich habe es geschafft, ihn anzuzeigen. Endlich habe ich etwas Greifbares. Die Streifenbeamten nehmen den Fall auf, Herr Wittig ist auch dabei, und mein Verfolger ist nun zur Fahndung ausgeschrieben.
Bei dieser Gelegenheit erfahre ich auch, dass es Kaspar nicht besonders geht, er ist inzwischen ins Krankenhaus eingeliefert worden und wartet dort auf seine Operation, die aller Voraussicht nach erst am Montag oder Dienstag stattfindet.
Bandscheibenvorfall.
Er ist also für länger außer Gefecht gesetzt.
Ich beschließe spontan, ihn noch am heutigen Morgen zu besuchen und das, obwohl ich Krankenbesuche hasse wie die Pest. Diese weiße, sterile Umgebung macht die ganze Situation so unpersönlich, dass man es kaum wagt, offen über alles zu sprechen, auch mit einem vertrauten Menschen. Ich komme mir dort immer fehl am Platze vor und sehe beizeiten zu, diesen Ort so schnell wie
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