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Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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wollte es nicht wissen. Solange sie nicht zurückkamen, war ihm der Rest egal.
    Dann schienen Tansy und Bridget irgendwann zu begreifen, dass Monty ihren Streit hören konnte, denn sie senkten ihre Stimmen und zischten nur noch leise wie giftige Schlangen, weswegen er den nächsten Abschnitt nicht verstand. Nicht, dass es ihn interessiert hätte. Neue Informationen drohten immer nur seinen seelischen Frieden zu stören. Nach und nach stieg die Lautstärke der Stimmen wieder an, bis sie schrien und keiften wie zuvor.
    Penny und ich haben nie so gestritten, dachte Monty. So laut. Wenn sie wütend war und sich über mich geärgert hat, dann reichten ihr ein paar scharfe Worte. Sie wusste genau, was sie sagen musste. Sie brauchte nie zu brüllen. Ich versuchte sie zu ignorieren. Es schien am einfachsten, und irgendwann gab sie auf. Eines Tages, nach vielen Jahren voller erbitterter Auseinandersetzungen, gab sie endgültig auf und ging.
    »Geschah dir recht«, sagte Monty laut zu sich selbst.
    Es tat ihm leid, dass Penny in ihrem neuen Leben nicht mehr so viel Zeit gehabt hatte, ohne ihn, sondern früh gestorben war. Er hoffte, dass er sie nicht in den Tod getrieben hatte, wenngleich er akzeptieren musste, seinen Teil dazu beigetragen zu haben. Nach all der Zeit mit ihm hätte sie noch ein paar anständige Jahre verdient gehabt. All die Dinge, die falsch gelaufen waren und für die er sich mehr oder weniger verantwortlich fühlte - all die Dinge standen nun wie Geister an seinem Bett und zeigten anklagend mit ausgestrecktem Finger auf ihn.
    Ein wütendes Knallen einer Tür signalisierte, dass eine der beiden streitenden Parteien, aller Wahrscheinlichkeit nach Tansy, nach draußen gestürmt und auf ihr Zimmer geflüchtet war.
    Auch Montys Eltern hatten nicht so laut gestritten wie diese beiden Frauen. Sie hätten es als schlechtes Benehmen betrachtet, als vulgär und unangemessen. Sie hatten stattdessen eine kalte, bittere Aura ungesagter Dinge um sich herum errichtet. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätten ein wenig mehr gebrüllt, anstatt den Groll über Jahre hinweg in sich aufzustauen. Vielleicht hätte Montys Mutter dann nicht auf eine so tödliche Weise Rache an seinem Vater genommen.
    Monty hatte an jenem eisigen Weihnachtstag nicht mehr mit seiner Mutter gesprochen, nachdem der Arzt gegangen war. Auch in den folgenden Tagen nicht, nicht einmal nach dem elenden Leichenschmaus, als die kleine Gruppe von Trauernden sich am Tisch um den Weihnachtstruthahn versammelt hatte. Weil er aufgrund der Ereignisse nicht zubereitet worden war wie geplant, hatte der Truthahn im Kühlschrank bis zum Tag der Beerdigung gereift. Es war ein Wunder, dass sie nicht alle eine Lebensmittelvergiftung erlitten hatten.
    Erst im darauf folgenden Frühling brachte Monty das Thema zur Sprache. Er war wieder zu Hause, diesmal für die Dauer der Osterferien. Er fand seine Mutter auf den Knien im Blumenbeet vor der Eingangstür. Sie war damit beschäftigt, Unkraut herauszureißen. Er blickte auf sie hinab und wunderte sich über die Wildheit ihres Angriffs auf Kreuzkraut und Quecken.
    »Du hast damals nicht nach dem Arzt gerufen, am Heiligen Abend«, sagte er. »Dad dachte, du hättest ihn angerufen. Ich bin bei ihm im Zimmer gewesen und habe mit ihm gesprochen, und er hat es mir gesagt. Aber du hast den Arzt nicht angerufen. Erst am nächsten Morgen.«
    Er sagte es nicht in anklagendem Ton. Er hatte nicht einmal bewusst den Entschluss gefasst, all das zu sagen. Er hatte es hinzugefügt zu der Liste von Geheimnissen, über die man niemals redete. Doch dann war es aus ihm herausgebrochen, einfach so, eine nüchterne Feststellung, mehr nicht.
    Sie hielt inne in ihrem Kampf gegen das Unkraut, setzte sich auf die Fersen und wischte sich mit einem Gärtnerhandschuh über die Stirn, sodass ein schmutziger Streifen zurückblieb. Sie sah ihn nicht an.
    »Unsinn«, sagte sie. »Selbstverständlich habe ich den Arzt gerufen.«
    »Ich habe mit dem Arzt gesprochen. Er hat gesagt, er wäre sofort nach deinem Anruf losgefahren. Noch vor dem Frühstück - am Weihnachtstag.«
    »Ich habe ihn angerufen!«, sagte sie in scharfem Ton. »Du warst durcheinander, Monty. Es war eine schreckliche Zeit für uns alle.«
    Monty schwieg. Sie hatte ihn immer noch nicht angesehen. Jetzt deutete sie mit ihrer Schaufel auf das Beet. »Ich dachte, Geranien wären hier richtig. Es wird sehr trocken, aber das macht ihnen nichts aus.«
    Monty erwähnte das Thema niemals

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