Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Also tat ich, was ich tun musste. Damit meine Tochter sicher war vor ihm.«
»Und weil Sie auf diese Weise ein Hindernis aus Ihrem eigenen Leben räumen konnten, oder? Um Ihren Reiseplan einzuhalten?«
Bridget nickte zufrieden. »Selbstverständlich. Er musste weg, ganz egal, von welcher Seite man es betrachtet. Der elende Kerl hatte sich zu einer totalen Unannehmlichkeit gemacht. Es war dumm von ihm. Ich verließ mich auf seine Dummheit. Er kam tatsächlich nach The Old Lodge, und ich bekochte ihn erstklassig, wenn ich das so sagen darf.«
Jess wollte die Frau nicht unterbrechen, doch es machte sie nervös, dass Bridget Harwell mit dem Rücken so dicht vor der offenen Heuluke stand.
So ruhig, wie sie unter den gegebenen Umständen konnte, schlug sie vor: »Vielleicht könnten wir es uns ein wenig bequemer machen, während wir in Ruhe über alles reden? Dort drüben steht ein altes Sofa. Es sieht nicht allzu schmutzig aus.«
»Es ist bequem genug für mich«, schnappte Bridget. »Ich bleibe hier, und Sie bleiben, wo Sie sind, und alles ist gut.«
»Okay.« Es war nichts gut, doch die Nervosität der anderen Frau lag spürbar in der Luft. Ich muss sie irgendwie beruhigen, dachte Jess. Wenn ich sie ihre Geschichte weitererzählen lasse, entspannt sie sich vielleicht ein wenig. Danach kann ich immer noch versuchen, sie zum Mitkommen zu bewegen. Oder wenigstens ein paar Schritte von dieser Luke wegzugehen.
»Ich zerstieß eine Packung Schlaftabletten und mischte sie unter die Weinsoße«, fuhr Bridget fort. »Es war Coq au Vin. Meine Spezialität, wenn Freunde zum Mittagessen kommen. Wir nahmen ein paar Drinks, bevor wir aßen. Zum Essen gab es eine gute Flasche Rotwein.«
»Sie dachten, das würde ihn umbringen?«
»Nein!« Bridget wurde ärgerlich. »Selbstverständlich nicht! Oder zumindest hielt ich es nicht für wahrscheinlich. Ich habe mich jedenfalls nicht darauf verlassen wollen. Nein, ich wollte, dass er müde wurde, damit ich meinen nächsten Zug machen konnte. Ich nahm an, dass es eine Stunde dauern würde, bis die Pillen und der Alkohol ihre Wirkung taten. Meine Idee war, ihn vorher zum Aufbruch zu drängen, damit er wegfuhr. Ich hoffte, dass er auf dem Heimweg einen Unfall bauen würde. Ein weiterer betrunkener Fahrer, der aus seinem Wrack geschnitten wird, sonst nichts. Ein Fall für die Statistik.«
»Er hätte andere Menschen verletzen können!«, rief Jess wütend. Sie war außerstande, sich unter Kontrolle zu halten. »Unschuldige Menschen!«
Bridget zuckte nur die Schultern. »Daran habe ich nicht gedacht. Ich dachte nur an meine Tochter, wie ich bereits sagte. Tansy war alles, was für mich zählte, das Einzige, woran ich dachte. Ich musste diesen Bastard erledigen - oder es so einrichten, dass er sich selbst umbringt -, weil er mir keine andere Wahl ließ. Er war es selbst schuld!«
»Und wie kam er auf das Sofa in Balaclava House?«
»Dazu komme ich noch!«, rief Bridget. Sie klang zunehmend verärgert. »Hören Sie endlich auf, mich andauernd zu unterbrechen!«
Lass sie ausreden, sagte sie sich. Halt die Klappe, was immer sie erzählt. Versuch nur, sie irgendwie von dieser Luke wegzulotsen.
Bridget blickte missmutig drein. »Es war eine gute Idee, aber plötzlich ging alles schief. Die Pillen und der Wein wirkten viel schneller, als ich gedacht hatte. Wir waren noch nicht mal mit dem Essen fertig, als er bereits über dem Käse wegdöste. Ich hatte mich verschätzt, was die Stärke des Schlafmittels anging. Ich fürchtete, er könnte in meinem eigenen Haus umfallen, und dann hätte ich ihn auf dem Teppich liegen gehabt. Er murmelte irgendwas von, es ginge ihm nicht gut, und ich sagte, ich würde ihn nach Hause fahren. Er war benommen und torkelte, trotzdem gelang es mir irgendwie, ihn zum Aufstehen zu bewegen und aus dem Haus zu führen. Er sank auf den Beifahrersitz seines Wagens und schien kaum noch zu atmen. Er schloss die Augen, und ich dachte, er wäre eingeschlafen. Gut, das war mir recht. Ich hatte geplant, dass er einen Unfall haben würde, und daran hatte sich nichts geändert - nur musste ich es anders organisieren.
Als Erstes mussten wir weg von meinem Haus. Der alte Steinbruch von Shooter's Hill fiel mir ein. Das war der ideale Ort, einsam, keine Zeugen. Ich würde oben an der Klippe halten und Taylor irgendwie hinter das Steuer bugsieren. Dann würde ich die Bremse lösen, den Wagen ein wenig anschieben, und er würde über die Klippe rollen und unten mit voller Wucht
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