Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
gesagt.
»Nun, wir brauchen Tansy nicht«, fuhr Bridget fort. »Ich kann Ihnen erzählen, was passiert ist. Ich nehme an, das ist es, was Sie wissen wollen.«
»Allerdings. Ich war bei Ihnen zu Hause und habe mich mit Mr. Bickerstaffe unterhalten. Von ihm weiß ich, dass Sie und Ihre Tochter gestern Abend einen heftigen Streit hatten. Heute Morgen ging dieser Streit weiter, bis zuerst Tansy aus dem Haus gestürmt und weggefahren ist und Sie ihr anschließend gefolgt sind. Ich nehme an, bei dem Streit ging es um Jay Taylor. Ich weiß inzwischen, dass er und Tansy miteinander bekannt waren. War er Tansys Freund?«
Bridget schnaufte angewidert, als wollte sie diese haarsträubende Idee von sich weisen.
»Hören Sie auf damit«, sagte Jess zu ihr. »Ich habe ein Bild der beiden in einem Nachtclub gesehen, auf dem sie sich sehr nahe zu sein scheinen. Zuerst dachte ich, Sie wollten nach Balaclava House, aber als ich Sie dort nicht finden konnte, nahm ich an, dass Sie hierher gefahren sind. Tansy war als Mädchen mit Gary Colley befreundet, nicht wahr?«
»Meine Tochter hat ein Talent dafür, unzumutbare Freunde anzubringen«, sagte Bridget kalt. Nach einem Moment des Zögerns räumte sie ein: »Vielleicht hat sie es von mir geerbt. Ich habe mir auch immer die falschen Männer ausgesucht. Eine Mutter sucht die Schuld wohl stets bei sich, wenn die Dinge für ein Kind nicht gut laufen. Als wäre es immer noch klein. Nur ist Tansy nicht mehr klein. Tansy ist eine erwachsene Frau. In zwei Wochen ist sie neunzehn. Trotzdem benimmt sie sich noch wie ein Kind. Sie hat keine Ahnung von der Welt, keine Ahnung von Männern wie diesem Taylor. Ich glaube, sie hat ihn irgendwo in London auf einer Party kennengelernt. Ich würde die Gefühle, die sie für ihn empfand, nicht als Liebe qualifizieren, ganz und gar nicht. Soweit es mich betrifft, war es lediglich eine massive Schulmädchenschwärmerei. Sie fand ihn umwerfend. Er erzählte ihr eine Menge Unsinn, schwor ihr seine Liebe, und sie glaubte ihm jedes Wort.«
»Sie kannten Taylor?«
»Oh ja. Ich habe ihn kennengelernt. Sobald ich Wind bekam von der Sache, fuhr ich zu ihm. Ich wollte wissen, wer dieser Kerl war, den Tansy heiraten wollte. Heiraten! Sie sollte eigentlich zur Universität gehen, die Flügel ausbreiten, ein wenig über das Leben in Erfahrung bringen. Als ich Taylor sah, fand ich meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Er war viel zu alt für sie, sehr welterfahren und ein Windhund durch und durch. Ich wusste nicht, was er von Tansy wollte - abgesehen vom Offensichtlichen, und um das zu kriegen, musste er ihr nicht die Hochzeit versprechen! Sie warf sich ihm förmlich in die Arme! Ich sagte ihm, dass er sich von ihr fernhalten sollte, und er antwortete seelenruhig, dass es nur ihn und Tansy etwas anginge und sonst niemanden! Nicht einmal mich, ihre Mutter! Sollte ich etwa in aller Ruhe mit ansehen, wie er ihr Leben ruinierte?«
»Also haben Sie ihn erkannt, als Sie den Leichnam in Balaclava House angesehen haben. Ausgesagt haben Sie jedoch, Sie wüssten nicht, wer er ist.«
»Selbstverständlich habe ich ihn erkannt! Ich war schließlich dafür verantwortlich, dass er dort war.«
Plötzlich herrschte Stille.
»Könnten Sie das vielleicht genauer erklären?«, fragte Jess, als sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte.
»Warum nicht?«, erwiderte Bridget kühl. »Es ist im Grunde genommen ganz einfach. Ich habe dafür gesorgt, dass Tansy aus dem Weg war, und dann habe ich den verdammten Taylor zum Essen nach The Old Lodge eingeladen, um über alles zu reden.«
»Sie waren sicher, dass er Ihre Einladung annehmen würde? Er wusste schließlich, dass Sie seine Freundschaft zu Ihrer Tochter missbilligten«, warf Jess ein.
Sie lächelte wissend. »Ich wusste, dass er annehmen würde, ja. Dass seine Eitelkeit ihn dazu bringen würde. Er dachte, er hätte gewonnen. Er glaubte tatsächlich, ich würde meine Opposition aufgeben und hätte ihn zu mir gebeten, um die Bedingungen für meine Kapitulation auszuhandeln. Als würde ich einfach das Handtuch werfen! Ich hatte nicht vor, ihm Tansy zu überlassen, und ich musste etwas unternehmen, um das zu verhindern, richtig? Und zwar ein für alle Mal verhindern. Ich ziehe bald in die Vereinigten Staaten, um selbst zu heiraten.« Sie verzog das Gesicht. »Ich nehme an, ich muss jetzt sagen, ich wollte in die Vereinigten Staaten ziehen. Wie dem auch sei, ich wäre nicht mehr hier gewesen, um Tansy zu beschützen.
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