Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
von einer Woche an seine Adoptiveltern übergeben. Elizabeth war bereits wieder nach Hause zurückgekehrt, ihr Ruf unbeschädigt, und das war es.
Jay hatte Verdacht geschöpft, als er den Namen Bickerstaffe auf seiner Geburtsurkunde gesehen hatte. Jetzt hatten sich seine Vermutungen bestätigt. Edward hatte sich davor gedrückt, die Verantwortung als Vater zu übernehmen, doch er war bei der Behörde gewesen, um die Geburt anzuzeigen - vermutlich, um Elizabeth die Missbilligung der Behörde zu ersparen -, und er hatte wahrscheinlich auch die Kosten für das Heim übernommen. Elizabeth lebte von einer winzigen Kriegerwitwenrente und den Erträgen ihrer Geschichten. Sie hätte sich das Heim nicht leisten können. Es war alles sehr hübsch eingefädelt. Alle machten weiter, als wäre nichts gewesen, und das Geheimnis war und blieb gut behütet. Bis Jay es zurück ans Licht geholt hatte. Sein Vater Lionel war dieses Baby gewesen. Der geile alte Edward Bickerstaffe war sein Großvater.«
An der Tür stieß Phil Morton einen leisen Pfiff aus, der ihm einen bösen Blick von Carter einbrachte.
Leise, mit vor Wut bebender Stimme, fügte Tansy hinzu: »Jays Verhalten, als er mir all das erzählte ... es war unbeschreiblich. Er warf mir die Sätze förmlich an den Kopf. Als wären es in Wirklichkeit Steine. Als er fertig war, sah er mich triumphierend an. Ich war sprachlos, und das wusste er.«
»Selbst wenn das alles stimmt, Miss Peterson«, sagte Carter. »Es müsste immer noch bewiesen werden, ganz gleich, was Mr. Taylor dachte. Bis dahin wäre es lediglich eine Mutmaßung basierend auf Indizien gewesen, auf Gerüchten, Hörensagen, der Erinnerung einer alten Dame, dem Namen von irgendjemandem, der Mrs. Henderson vielleicht nur einen Freundschaftsdienst erwies, als er die Geburt des Babys anzeigte ... All das ist nicht genug für das Gesetz. Eine DNS-Analyse hätte Aufschluss geben können - falls Monty bereit gewesen wäre mitzumachen. Möglicherweise hätte er sich gesträubt. Ein positives Ergebnis hätte Lionel Taylor zu Montys Halbbruder gemacht. Jay hätte recht bekommen.«
Tansy nickte. »Ich glaube, dass er recht hatte. Ich spüre es, tief in mir. Meine Mutter sagt, die Bickerstaffes wären schon immer sehr verschlossen gewesen, was Edward angeht - obwohl der arme Kerl starb, bevor er fünfzig war. Mein Großvater Harry - Montys Cousin - wusste, dass Edward rauchte wie ein Schlot und dass er wenig überraschend an irgendeiner Lungengeschichte starb. Mummy hatte später aus Großvaters Erzählungen den Eindruck, dass Edwards Geschichte lückenhaft war. Zumindest warf sie Fragen auf. Keiner von uns wusste eine Antwort, bis Jay Nachforschungen anstellte und uns mit seinen Ergebnissen konfrontierte.«
Tansy beugte sich vor. »Onkel Monty hatte keine Ahnung von Elizabeths Baby oder der Affäre oder sonst irgendwas! Er war damals selbst noch ein Schulkind. Wie ich bereits sagte, man redete nicht darüber, alles wurde unter den Tisch gekehrt. Als der arme Onkel Monty den Toten in seinem Wohnzimmer fand und der Polizei erzählte, er hätte keine Ahnung, wer dieser Mann war, da hat er die Wahrheit gesagt. Er hatte keine Ahnung, und er weiß es bis heute nicht!«
Tansy blickte niedergeschlagen auf. »Vermutlich wird der arme alte Kerl es jetzt erfahren. Er muss alles erfahren. Auch, dass Mum und ich Jay etwas ins Essen ...«
Der Anwalt hüstelte laut und beugte sich zu ihr hinüber. »Das festzustellen ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft. Ich empfehle Ihnen dringend, an dieser Stelle nicht darüber zu sprechen.«
»Ja«, sagte Carter zu Tansy. »Ich fürchte, man wird ihm alles sagen müssen.«
»Es wird ein furchtbarer Schock für ihn. Und alles ist ganz allein Jays Schuld!«, stieß Tansy wütend hervor.
»Miss Peterson ...«, begann der junge Anwalt erneut.
»Ach was, halten Sie die Klappe«, fuhr Tansy ihm über den Mund.
Der unglückselige junge Mann sackte zu einem deprimierten Häufchen Elend zusammen. Er umklammerte immer noch seine Aktentasche und fürchtete vermutlich das vorzeitige Ende einer vielversprechenden Karriere.
Tansy drehte sich wieder zu Jess und Carter um. »Jay spürte sämtliche noch lebenden Bickerstaffes auf, zusammen mit allen Nachfahren. Das war nicht weiter schwierig, weil die Bickerstaffe-Familie früher einmal sehr bekannt war in der Kuchenwelt. Es gibt alle möglichen Hinweise und Referenzen auf den Namen. Hin und wieder findet man sogar noch die ein oder andere alte Dose mit dem
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