Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
bedeckt zu halten, aber du weißt ja, wie er ist. Wenn jemand ihn zurückhalten kann, Lentullus, dann bist du das. Du holst ihm zu essen und zu trinken und alles, was er braucht. Bleib dafür in der Nachbarschaft. Was immer du machst, komm nicht hierher zurück, du könntest dabei von den Männern des Spions beobachtet werden. Hier ist eine Tunika.« Die Legionäre waren alle in Zivil, was bedeutete, dass sie, statt in roten Tuniken rumzulaufen, mit identischen weißen ausgestattet worden waren. Ich gab Lentullus eine braune. »Sobald du dort bist, zieh dich um und geh zum Barbier am Ende der Straße, in der die Wohnung liegt.« Zivilkleidung für Soldaten bedeutete ebenfalls, sich die Haare wachsen zu lassen. »Lass sie ganz kurz schneiden.« Jedem, der nach einem Soldaten in Weiß mit Locken suchte, würde durch diese Verwandlung in einen kurzhaarigen Zivilisten in unauffälligem Braun ein Strich durch die Rechnung gemacht werden. Nun ja, jeder, der für Anacrites arbeitete, würde darauf reinfallen. »Sag ihm, er soll’s auf meinen Namen anschreiben.«
    Lentullus war im Herzen ein großes Kind. »Ich krieg einen kostenlosen Haarschnitt? Das ist toll, Falco.«
    »Nein, du wirst dir eine lange Beschwerdeliste über mich anhören müssen. Ich hab meinen Kredit schon vor drei Jahren aufgebraucht. Aber er wird dir den echten Preis berechnen, nicht den Spezialpreis für Fremde.«
    »Wird es mit dem Tribun schwierig werden?«, fragte Lentullus dann vorsichtig.
    »Ich hoffe nicht.«
    »Kann ich ihm eine scheuern?«
    »Mir wäre es lieber, wenn du anders mit ihm klarkämst.«
    »Na, vielen Dank, Falco. Ein Schwert sollte ich wohl besser nicht einsetzen.«
    »Nein, bitte nicht.«
    Also schlurfte Lentullus hinter Helena her, während ich mich auf der Türschwelle mit Clemens unterhielt und ein interessanteres Ziel abgab, falls Anacrites’ Beobachter daran dachten, die Einkäufer zu beschatten. Petro und ich hatten Justinus gestern Abend darauf vorbereitet, dass er einen Gefängniswärter bekam. Vielleicht funktionierte es. Er hatte nichts zum Anziehen außer dem verbeulten Rübenkostüm. Kein Senatorensohn mit Hoffnungen auf eine Karriere möchte in der Öffentlichkeit mit Wurzeln um seine Beine und lächerlichen Blättern, die ihm aus den Ohren kommen, auftauchen. Andererseits befand sich eine Wäscherei im Erdgeschoss der Mietskaserne, in der wir ihn untergebracht hatten. Gewaschene Tuniken hingen auf den Leinen. Falls er abzuhauen beschloss, könnte ihm das gelingen, selbst wenn er dabei etwas feucht unter den Achseln werden könnte. Wir konnten ihn den Vigiles als Kleiderdieb melden, aber sie mussten so vielen von denen nachjagen, dass sie es nie bis zu ihm schaffen würden.
    »Freunde dich mit ihm an«, hatte ich Lentullus eingeschärft. »Falls er die Biege macht, sorg dafür, dass du bei ihm bleibst.«
    »Wenn er die Biege macht.« Der junge Legionär war zynisch. So war er nicht gewesen, als Quintus und ich ihn als verschreckten Rekruten in Germanien kennengelernt hatten. Aber das geschah halt mit Leuten, die Zeit mit uns verbrachten.
    Jetzt musste ich dafür sorgen, dass ich Veleda gefunden und aus seiner Reichweite gebracht hatte, wenn Quintus die Biege machte.
    Leichter gesagt als getan. Aber der Durchbruch stand kurz bevor.

XXXVIII
    D ie sieben Tage der Saturnalien hatten begonnen. Meine Frist war fast abgelaufen, und jetzt fing der Familienterror an.
    Ich stand immer noch auf der Türschwelle mit Clemens (der sich rasch verdünnisierte), als die Festbesucher eintrafen. Als Erste meine Schwester Allia, die Wabbelige, Erschöpfte, verheiratet mit einem korrupten Straßenbauer, gefolgt von Galla, die hagerer und weinerlicher war. Ihr Bootsmann-Gatte verließ sie regelmäßig oder wurde von Galla rausgeworfen, und da sich Schankkellnerinnen an Festtagen besonders freundlich zeigten, gehörten die Saturnalien unweigerlich zu den Zeiten, in denen Lollius verschwand.
    Diese tugendhaften römischen Frauen wollten den Klatsch verbreiten, dass Junia und Gaius Baebius einen Mordsstreit gehabt hatten. Das war ungewöhnlich, da das hochnäsige, heuchlerische Paar füreinander bestimmt war und sich wer weiß was auf seine harmonische Außendarstellung einbildete.
    Ich setzte eine scheinheilige Miene auf. »Was geht mich der Streit an?«
    »Du bist das Oberhaupt der Familie.« Nur, wenn es ihnen in den Kram passte. Bloß weil Papa sich vor solchen Verpflichtungen drückte. »Interessiert es dich überhaupt nicht, Marcus

Weitere Kostenlose Bücher