Mord im Atrium
Didius, dass deine Schwester gestern Nacht von ihrem Mann über den Aventin nach Hause getragen wurde – lallend und kaum zu bändigen?«
»Ihr lieben Fürsorglichen, ich danke euch. Natürlich werde ich diesem Langweiler Gaius Baebius so weit wie möglich aus dem Weg gehen, wenn er sich beim Tragen der sturzbesoffenen Junia den Rücken verrenkt hat. Er wird stundenlang über die Schmerzen quengeln. Daher wird das Fest wohl eher ruhig verlaufen?«, meinte ich hoffnungsvoll.
»Wir werden alle zu dir kommen.« Allia hatte eine barsche, ungeschickte Art. »Du hast den Platz dazu.«
»Und du kannst es dir leisten«, versicherte mir Galla. All meine Schwestern wussten viel zu viel über den Inhalt der Geldkassetten anderer.
»Wie günstig. Ich kann Junia mit brüderlichem Zorn rügen, wie Cato der Zensor … Gut, dass ihr es mir erzählt habt.« Vielleicht hatte Helena davon gehört. Vermutlich nicht, sonst hätte sie heute Morgen eine Bemerkung fallenlassen, als die Listen meiner Fehler einen Großteil unseres Schlagabtauschs ausgemacht hatten. »Ihr meint doch nicht den heutigen Abend?«
»Marcus, passt du denn nie auf? Du bist am letzten Abend dran.« Das verschaffte uns eine Woche zum Auswandern. »Wir wollen Geistergeschichten und einen wirklich großen Holzklotz fürs Feuer. Sorg dafür, dass du auch genügend Kuchen hast. Darüber waren wir uns doch alle einig.« Alle außer mir. »Heute Abend sind wir bei Papa auf dem Janiculus eingeladen. Er lässt einen Geschichtenerzähler kommen, mit Puppenspielern, um die Kinder zu unterhalten. Maia hat sich dieses Jahr geweigert, jemanden bei sich zu haben, die selbstsüchtige Kuh. Sie sagt, sie hätte die Unfreundlichkeiten vom letzten Mal nicht vergessen … Daran ist nur der Mann schuld, den sie jetzt hat. Ich konnte ihn schon nicht leiden, als er hinter der armen Victorina her war, und ich hatte vollkommen recht!«
»Damit beleidigst du meinen besten Freund Petronius, Allia.« Ganz zu schweigen von Maia, meiner Lieblingsschwester – und im Allgemeinen die freundlichste.
»Tja, du hattest schon immer ein mieses Urteilsvermögen.«
Während Allia uns alle schlechtmachte, schwieg Galla. Ihre halbverhungerten, praktisch vaterlosen Kinder würden ihre einzigen vernünftigen Mahlzeiten des Monats bei den Saturnalienfesten bekommen. In den Fängen eines serienmäßigen Ehebrechers war Galla kraftlos und hoffnungslos – aber sie wusste, wie man sich kostenloses Essen erschnorrte.
»Also, wenn ich den Gastgeber spielen soll, freue ich mich schon auf meine vielen aufregenden Geschenke.«
»Du machst wohl Witze!«, kam es augenblicklich unisono von meinen Schwestern.
Sie schwirrten gemeinsam ab und beäugten die Straße wie Aaskrähen, die ihren Anspruch auf einen mit Fliegen übersäten Lammkadaver geltend machten. Sie waren auf dem Weg zu Mamas Wohnung, wo heute Morgen die erste Staroperation stattfinden sollte. Ich wurde dafür gelobt, Mama überredet zu haben, nachzugeben – zweifellos das Vorspiel dazu, mir die Schuld zu geben, falls irgendwas schiefging. Ich lehnte die Einladung zu der Augenoperation ab und teilte Allia und Galla mit, dass Papa, falls noch niemandem ein Saturnaliengeschenk für ihn eingefallen sei, ganz erpicht darauf sei, seine Hämorrhoiden loszuwerden. »Verratet ihm nichts im Voraus. Ihm wäre es lieber, wenn ihr einfach als große Überraschung mit einem Arzt auftauchen würdet.«
»Bist du sicher, dass er sich das wünscht?«
»Vertraut mir. Ich bin euer Bruder.«
Konnten sie unseren schlimmen älteren Bruder Festus vergessen haben, den größten Gauner auf dem Aventin? Sie blickten mich misstrauisch an, aber für scharfsinnige Frauen, die eine Menge untreuer, süßholzraspelnder, ernsthaft schauender, betrügerischer Drecksäcke gekannt hatten, ließen sie sich leicht etwas vormachen. Ich gab ihnen sogar die Adresse von Mastarna, dem dogmatischen Arzt, der sich für die Chirurgie starkmachte. Sie sagten, sie würden sich nach seinen Honoraren erkundigen.
Glückseligkeit. Papa würde den Kneifzangen nicht entkommen. Als Herr des Schabernacks machte ich mich doch gar nicht so übel.
Ich verbrachte den Vormittag damit, Clemens bei der Straßensuche zu helfen. Zehn Männer waren mir viel vorgekommen, als wir anfingen, aber jetzt wurden die Ressourcen allmählich dünn. Lentullus passte auf Justinus auf. Minnius und Lusius waren mit Helena einkaufen und hatten Küchendienst, wenn sie zurückkehrten. Gaudus war bereits in der
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