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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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funktioniert und tat es auch jetzt nicht. Doch ich bemerkte etwas. Keine vollständige Gestalt, nur eine Andeutung größerer Dunkelheit in einem Schatten. Ein Mann beobachtete mein Haus. Anacrites hatte keine Zeit verloren.
    Ich schärfte meine Sinne. Meine Hand lag bereits auf der gebogenen Flosse des mächtigen Delphintürklopfers, den Papa uns hinterlassen hatte. Bevor ich die ganze Nachbarschaft weckte, ließ ich wieder los, als das Gitterfenster ratterte und sich die Tür aufschob. Einer der Legionäre war wach geblieben. Scaurus. Als er beiseitetrat, um mich einzulassen, nickte er verstohlen in die Richtung, in der ich den Beobachter wahrgenommen hatte. »Wir haben Gesellschaft.«
    »Hab ihn schon bemerkt. Ich wollte den Hintereingang nicht benutzen. Wir müssen ihnen ja nicht auf die Nase binden, dass es einen gibt. Hat jemand einen guten Blick auf ihn werfen können?«
    »Nein, aber Clemens hat einen Mann auf der Dachterrasse zur Observierung abgestellt.«
    Zum Brüllen. Anacrites ließ mich und meine Männer beobachten. Wir beobachteten seine. Also war diverses Personal, das nach Veleda suchen sollte, durch sinnlose Beschäftigungen blockiert.
    »Ein paar Prätorianer waren da und haben das Haus durchsucht«, warnte mich Scaurus. »Helena Justina will mit Ihnen darüber sprechen.«
    »Schäden?«
    »Minimal.«
    »Wie haben sie auf euch reagiert?«
    »Wir waren alle was trinken in den Drei Muscheln«, gestand der Legionär. »Leider haben die Augen da draußen uns später nach Hause torkeln sehen.«
    »Anacrites weiß, dass ihr mich unterstützt. Und ich wage zu behaupten, er kann sich denken, dass ihr alle Taugenichtse und Säufer seid. Die Drei Muscheln sind übrigens ein Saftladen. Wenn ihr nicht den ganzen Hügel bis zum Flora hinauflaufen wollt, versucht das Krokus oder das Galatea. Haben die Gardisten Helena gesagt, warum sie hier waren?«
    »Auf der Suche nach ihrem Bruder. Haben Sie ihn, Falco?«
    »Wer, ich? Einen Staatsgefangenen aus dem Haus des Oberspions entführt?«
    »Ja, das ist eine schockierende Vorstellung … Ich hoffe, Sie haben ihn irgendwo untergebracht, wo ihn niemand vermuten wird«, sagte Scaurus.
    Ich machte mich auf die Suche nach einem Happen zu essen, aber die marodierenden Gardisten hatten die Speisekammer leer geräumt. Dann ging ich schlafen. Das Bett war leer.
     
    Ich fand Helena im Kinderzimmer. Favonia fieberte und hatte sich die ganze Nacht übergeben. Helena, bleich und mit geschwollenen Augen, steckte sich wahrscheinlich gerade mit derselben Krankheit an.
    »Wofür habe ich ein Kindermädchen gekauft? Wo ist Galene?«
    »Zu viel Aufwand, sie zu wecken.«
    Ich schickte Helena ins Bett und übernahm. Im Handbuch des Privatschnüfflers steht davon zwar nichts, aber bei einem kranken Kind zu wachen ist eine gute Möglichkeit, seine Gedanken zu sortieren. Zwischen dem Abwischen des heißen kleinen Kopfes, Saft einflößen, die verlorene Puppe finden, die auf den Boden gefallen ist, und die Spuckschüssel halten, wenn der Saft, den man ihr gerade aufgedrängt hat, in hohem Bogen wieder rauskommt, kann man im Allgemeinen seinen Plan für die Vorhaben des nächsten Tages ausarbeiten und sich dann zurücklehnen, um darüber zu grübeln, was man bisher über seinen Fall herausbekommen hat.
    Nicht genug, natürlich.
     
    Das Frühstück verspätete sich. Jemand musste losgehen, um Brötchen zu holen, da die Prätorianer auch den Brotkorb geleert hatten. Helena und ich verbrachten die Wartezeit damit, uns über meine Weigerung zu streiten, ihr zu verraten, wo ihr Bruder war. Wenn sie es nicht wusste, konnte sie nicht unter Druck gesetzt werden. Das wollte sie nicht einsehen. Wir aßen schweigend. Schließlich brach Helena das Schweigen mit der alten Frage: »Wo warst du denn nun eigentlich letzte Nacht, und mit wem hast du getrunken?« Worauf ich ihr die übliche Antwort gab.
    Sie stolzierte hinaus, um den täglichen Einkauf zu erledigen, wozu sie die beiden Soldaten Lusius und Minnius mitnahm, zusammen mit Cattus, dem Diener des Zenturio. Lentullus taperte mit, obwohl er sich irgendwann unauffällig verdrücken sollte. Ich hatte ihm insgeheim einen Stadtplan und einen Geldbeutel gegeben, ihm erklärt, wie er Justinus finden konnte, und ihn angewiesen, bei ihm zu bleiben, wenn möglich für eine Woche.
    »Ich schicke dich, weil du ihn kennst.«
    »Wie nett.«
    »Möglicherweise nicht. Könnte harte Arbeit werden. Sorg dafür, dass er drinnenbleibt. Er wurde angewiesen, sich

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