Mord im Atrium
Küche und bereitete Leckereien für Favonia zu. Wie alle Kinder hatte sich unser krankes Häschen schnell erholt, wusste aber genau, wie man großäugig dasaß, um verwöhnt zu werden. Titus (es gibt immer einen namens Titus, im Allgemeinen ein Faulenzer) und Paullus wechselten sich auf dem Dach bei der Beobachtung von Anacrites’ Männern ab. Granius war zum Forum gegangen und hockte in der Nähe des Anschlags, den Anacrites für Veleda angebracht hatte. Falls sie auftauchte, sollte Granius sie davon in Kenntnis setzen, dass Justinus das Haus des Spions verlassen hatte, und sie hierherbringen. Sie konnten den Hintereingang benutzen – wobei das kaum wahrscheinlich war. So wie ich die Seherin in Erinnerung hatte, konnte ich mir, selbst wenn Granius sie fand, nicht vorstellen, dass sie widerspruchslos mitkommen würde. Gaius war krank, was anscheinend Tradition hatte. Der einzige Tag, an dem Gaius gesund genug war, das Bett zu verlassen, war der Zahltag. Der Diener des Zenturio hielt fast alles, was über das flüchtige Ausbürsten eines Mantels hinausging, für unter seiner Würde. Daher standen Clemens nur Sentius und Scaurus zur Verfügung. Als ich mich ihnen anschloss, dachte er, ich wollte ihre Vorgehensweise kontrollieren. Womit er recht hatte. Sie waren demoralisiert und brauchten Aufmunterung.
Als wir die erste Pause einlegten, ließ ich ihn Titus und Paullus ablösen. Anacrites’ Wachhunde dackelten hinter uns her, also brauchten wir nur über die Schulter zu schauen, um sie im Auge zu behalten. Paullus schloss sich uns an. Titus sollte sich mit Granius auf dem Forum abwechseln, was Titus, den Faulpelz, erfreute, weil er da nur im Schatten zu sitzen brauchte und gefüllte Weinblätter mampfen konnte. Granius war weniger erfreut, denn er hatte eine Pastetenverkäuferin angebaggert und nach zwei Stunden Geplänkel geglaubt, er hätte was erreicht. Ich versuchte, ihm klarzumachen, dass sie ihn nur an der Nase herumführte, was er nicht glauben wollte, doch als er später wieder von Titus übernahm, erzählte ihm der, dass sie mit einem Mann mit einer Leiter in Richtung Clivus Argentarius verschwunden sei.
»So ist das Leben!«, riefen wir, aber Granius wölbte die Unterlippe vor, immer noch überzeugt, dass ihm ein heißes Stelldichein nur knapp entgangen war.
Clemens zog Granius von der Observation ab, als wir alle zum Mittagessen in eine kleine Schenke hinter der Kurie gingen. Normalerweise würde ich mich hier nicht mal tot sehen lassen, aber die Kurie war während der Feiertage geschlossen, und so blieben wir vor Senatoren und ihren Parasiten verschont. Wir waren ziemlich still. Die Chancen, auf Veleda zu stoßen, waren gering. Sie lief jetzt seit über zwei Wochen frei herum und musste inzwischen ein gutes Versteck gefunden haben. Mir blieben nur noch sechs Tage, sie zu finden und Laetas Auftrag zu erfüllen, doch wenn sie sich weiterhin bedeckt hielt, würde sie in Sicherheit sein. Die Legionäre waren nicht die Einzigen, die sich demoralisiert fühlten.
Wir hatten die Märkte und Schenken zwischen dem Forum des Augustus und dem alten Subura-Bezirk abgesucht. Damit war eine Leerstelle auf dem Stadtplan gefüllt worden, nachdem jetzt alle zentral gelegenen Gebiete durchsucht worden waren. Clemens und die Jungs hatten bereits fünf Tage damit verbracht, den Westen und Süden der Stadt Straße für Straße zu durchkämmen. Falls ich nicht anordnen wollte, den Kreis auszuweiten und mit Erkundungen in den äußeren Bezirken zu beginnen – dem Esquilin, der Alta Semita, der Via Lata und dem Circus Flaminius, wo Gärten, öffentliche Monumente und schicke Villen vorherrschten –, war es Zeit, einzugestehen, dass wir eine Niete gezogen hatten. Wir prosteten Anacrites’ Männern freundlich zu, zwei kleinen, haarigen Idioten, die wie Brüder aussahen – vielleicht Meliter – und die unbequem bei einem leeren Stand gegenüber hockten, da unsere Schenke zu klein war, außer sie kämen herüber und setzten sich mit an unseren Tisch. Was sie auch ruhig hätten tun können.
Clemens, ich und Scaurus, der ein Mann von Welt zu sein schien, versuchten dem immer noch schmollenden Granius zu erklären, dass sich keine Pastetenverkäuferin oder sonst eine weltgewandte römische Frau jemals auf einen Soldaten im aktiven Dienst einlassen würde – denn der würde sowieso bald wieder ins Ausland abkommandiert werden –, wenn sie sich einen Mann mit einer Leiter schnappen konnte. Er würde sie wahrscheinlich
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