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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dich ganz schön reingelegt. Die hält noch mit einer Menge hinter dem Berg.«
    Zu dumm! Diesen Hinweis hätte ich aufgreifen müssen. Zumindest wurden da Nachrichten weitergegeben. Im schlimmsten Fall hatte sich Veleda im Tempel versteckt, und Ganna hatte mit ihr gemeinsame Sache gemacht. Wenn das stimmte, würde vermutlich weder Ganna noch Veleda jetzt dort sein.
    »Warum hast du nichts gesagt.«
    »Oh, mein Sohn, ich mische mich nie ein.«
    Große Götter. »Ich muss los.«
    »Nicht so eilig!«, rief Maia. Meine Schwester besaß eine schnelle, zornige Art, mit Krisen fertig zu werden. »Erstens kann ich die Zeichen deuten. Sobald Mutter damit rausrückte, was für eine Masche das Mädchen da abzog, bin ich selbst zum Tempel geflitzt, Marcus. Die Priester leugneten, irgendwas zu wissen. Sie werden dir auch nichts anderes sagen. Auf jeden Fall …«, das war ihr Trumpf, und meine Schwester wusste es, »… will Helena dich zu Hause haben. Sie sagte, du sollst auf der Stelle heimkommen, gut gelaunt und sauber. Titus Cäsar hat euch beide und ihre Eltern zum offiziellen Festmahl heute Abend beim Tempel des Saturn eingeladen. Also wirst du hingehen – oder für alle Zeiten aus dem Gedächtnis gelöscht werden.«
    Vor Grauen schloss ich die Augen. Ein endloses offizielles Bankett in Anwesenheit der Statue des Gottes und dieser beiden Stiesel, der kaiserlichen Prinzen – die halbherzig vorgaben, Männer aus dem Volk zu sein, während Nüsse auf ihre Goldlitzen prasselten und Besoffene auf ihre Reichsinsignien kotzten –, entsprach nicht meiner Vorstellung gesellschaftlichen Lebens. Sogar Titus und Domitian würden es vermutlich vorziehen, den Abend beim Würfelspiel zu verbringen.
    »Sieh’s doch mal positiv«, tröstete mich Maia. »Das erspart dir die Puppenspieler in Papas Haus.« Bei der Erwähnung unseres durchgebrannten Vaters kam von Mama ein dünner, entrüsteter Klagelaut. Maia und ich wechselten ein ironisches Lächeln.
    Oh, verdammte Inzucht, zum Hades mit der Seherin.
    Da die Saturnalien ein Fest zur Beendigung allen Grolls waren, küsste ich meine Schwester zärtlich, küsste meine Mutter sogar noch hingebungsvoller, wich Mamas fuchtelndem Arm aus, als sie versuchte mir eine Ohrfeige zu verpassen, und ging nach Hause, um meine Frau zu einem Mahl im Freien mit dem uralten Gott Saturn abzuholen.

XXXIX
    T ut mir leid, Marcus, aber die Einladung abzulehnen wäre unhöflich.«
    Damit meinte Helena, es wäre zu politisch. Wenn der Kaiser rief, war niemand anderweitig beschäftigt. Eine Ablehnung würde uns erledigen. Wir würden nie wieder eingeladen werden. Unser gesellschaftliches Leben wäre beendet. Früher war mir eine Karriere im öffentlichen Leben völlig wurst gewesen, doch jetzt hatte ich Familie.
    Ich besaß sogar Sklaven, für die ich zu sorgen hatte. Ihnen gefiel es, das volle Spektrum römischer Lebensart zu genießen. Galene und Jacinthus hatten ihre Pflichten inzwischen vollkommen aufgegeben. Sie vergnügten sich mit dem Soldatenspiel auf einem Brett, das sie in den Staub der Eingangshalle gemalt hatten. Gut, dort hätte kein Staub gelegen, wenn ich einen Putzsklaven gekauft hätte. Also hätte es mir nichts ausmachen sollen – aber sie benutzten meine besten Würfel.
    »Was wirst du wegen Ganna und Veleda unternehmen?«, sorgte sich Helena, nachdem ich sie über den Verlauf meines Tages unterrichtet hatte. Ich hatte all unsere Legionäre losgeschickt, um den Zufluchtsort der Seherin auf dem Aventin zu überwachen. Es brachte nichts, zu viel davon herzumachen, denn ich bezweifelte sehr, dass Veleda noch dort war. Helena glaubte, die Männer wären einfach was trinken gegangen. Falls sie meinte, ich plante irgendein Manöver mit den Soldaten, ließ ich sie in diesem Glauben. Ich war ein rücksichtsvoller Ehemann. »Das ist doch typisch«, seufzte sie. »Da tut sich was in einem Tempel, aber du hängst in dem falschen Tempel fest!«
    »Stimmt, mein Liebling.« Ich konzentrierte mich darauf, meine Festtagsschuhe zu binden.
    Beim Aufblicken sah ich, dass ihr Gesichtsausdruck plötzlich starr wurde. Für eine schöne Frau mit im Allgemeinen gelassenem Temperament besaß Helena Justina ein Starren, das Löcher in Stein bohren konnte. Teile von mir schmolzen dahin. Ich liebte sie so sehr, wie ein Mann jemanden lieben kann, aber ich wünschte mir, das Mädchen ließe sich gelegentlich darauf ein, hereingelegt zu werden.
    Sie hatte erkannte, dass ich hoffte, nicht allzu lange beim falschen Tempel

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