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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Unordnung geratene Kleidung ihrer Mutter besser richten konnte, entdeckte, dass noch woanders Unruhe entstanden war. »Marcus! Jemand, den du kennst, hatte einen Unfall …«
    Ich folgte ihrem Blick. Hinter der Statue des Saturn war ein Mann unglücklich auf dem übergeschwappten Öl ausgerutscht. Anacrites. Wie ich musste er auf den Moment gewartet haben, unauffällig vom Bankett wegzuschlüpfen. Ich meinte Sklaven mit einer Sänfte in der schmalen Seitenstraße beim Tempel warten zu sehen. Er musste versucht haben, vom Tisch der Höflinge fortzukommen und sich hinter der Statue vorbeizuschleichen, aber als sein Fuß ausrutschte, krachte er gegen Saturns Ebenbild und hätte den Gott beinahe in seine goldenen Ambrosiaschüsseln geschubst. Zum Glück wurde die Statue mit verborgenen Holzverstrebungen in Position gehalten. Als Anacrites stolpernd wieder auf die Beine kam, waren besorgte Sklaven herbeigeeilt, um ihm zu helfen. Das war es, was Helenas Aufmerksamkeit erregt hatte. Besorgt vergewisserten sie sich, dass Saturn noch heil war, und das unter dem Deckmantel, sich um den möglicherweise verrenkten Knöchel des Spions zu kümmern. Ich wünschte, er hätte sich den Hals gebrochen.
    Mir fiel eine weitere Bewegung ins Auge. Ein Helm blitzte unter den über die Tempelstufen verteilten Prätorianern auf. O nein!
    Der Oberspion hatte Mama gestern direkt vor mir besucht. Sie musste ihm dasselbe erzählt haben wie mir. Jetzt setzten sich Anacrites und einige der Gardisten in Bewegung, und ich konnte mir denken, wohin sie wollten. Auch sie waren unterwegs zum Tempel der Diana Aventinensis – und sie würden wahrscheinlich vor mir da sein.

XL
    D er Senator hatte sich halb erhoben. Er liebte Heldentaten. Helena Justina drückte ihn wieder auf seinen Sitz. »Marcus, nimm mich mit!«
    »Nein.« Ich wollte ihr nicht sagen, dass es gefährlich werden könnte.
    »Hör auf, mich auszuschließen, Marcus.« Sie würde sich nie ändern. Sie hatte einen Taugenichts gezähmt, ein Heim gegründet, zwei Kinder geboren, einen Haushalt geführt – aber Helena Justina würde nie eine würdevolle Matrone werden, zufrieden mit ihrer Häuslichkeit. Wir hatten uns bei einem Abenteuer kennengelernt. Wilde Aktionen gehörten einfach zu unserer Beziehung. Das war so und würde auch so bleiben.
    Wir rangelten stets darum, wer seinen Willen durchsetzte, was ich mehr genoss, als ich es hätte tun sollen. Als ich in diese entschlossenen dunklen Augen schaute, kriegte sie mich rum wie immer, und ich spürte, wie sich meine Lippen zu einem Lächeln verzogen. Ich wollte sie in Sicherheit wissen – und doch wollte ich, dass sie mitkam. Helena erkannte, dass ich schwach wurde. Sofort riss sie ihre Perücke vom Kopf. Ihr eigenes feines Haar, das sie darunter hochgesteckt hatte, rauschte herab. Sie trug wenig Schmuck und würde mit ihrem schlichten braunen Kleid unter einem noch schlichteren Mantel auf den Straßen kaum auffallen. Das war offensichtlich geplant.
    Sie beugte sich vor und flüsterte ihrer Mutter ins Ohr: »Wir gehen mal kurz weg, um uns …«
    »Piss doch an eine Säule, Marcus! Wie alle anderen auch.«
    Helena brach mit strahlenden Augen in Kichern aus. Ich grinste den Senator über Julias Kopf hinweg an, während sie wieder in ihrem Essenskorb herumwühlte, ohne etwas zu bemerken. Camillus Verus, der hier bei dem Bankett festsaß, warf uns einen neidischen Blick zu. Dann nahm ich Helena an die Hand, und wir machten uns auf die Socken.
     
    Wir stießen fast mit Titus Cäsar zusammen. Jugendlich, in prunkvollem Purpur, berühmt für seinen Großmut, begrüßte uns der Erbe des Kaisers wie seine liebsten Verwandten. »Sie wollen doch nicht schon gehen, Falco?«
    »Muss eine Spur in diesem gewissen Fall verfolgen.«
    Titus hob die Augenbrauen und deutete auf Anacrites. »Ich dachte, das sei unter Kontrolle.«
    »Gemeinsamer Einsatz!«, log ich. Sein Blick verweilte auf Helena Justina, eindeutig verwundert darüber, warum sie mit mir kam. »Ich nehme immer ein Mädchen mit, um die Mäntel zu halten.«
    »Als Anstandswauwau!«, schnaubte Helena und ließ Titus sehen, wie sie mir den Ellbogen in die Rippen stieß, um mich für meine dreiste Andeutung zu maßregeln. Mit einem munteren Grinsen für den Erben des Imperiums zog ich sie fort.
    Anacrites war aufgehalten worden. Die Sklaven, die auf die Statue aufpassten, waren nicht bereit, ihn gehen zu lassen, ehe sie Saturn auf Schäden untersucht hatten. Sie wieselten um den Spion herum. Er

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