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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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du, wo man sie untergebracht hat? Hat sie dir geschrieben und es dir erzählt?«
    »Sie hat mir nie geschrieben, Falco. Ich weiß nicht mal, ob sie schreiben kann. Die Kelten haben es nicht damit, Dinge niederzuschreiben. Sie vertrauen wichtige Geschichten, Tatsachen, Mythen und historische Ereignisse dem Gedächtnis an.«
    »Erspar mir die Kulturlektion! Also war es ziemlich sinnlos, dass Anacrites eine schriftliche Anzeige aufhängen ließ, um sie in die Falle zu locken«, bemerkte ich, um ihn ein wenig aufzuheitern.
    »Fast alles, was der macht, ist sinnlos.«
    »Wie bist du mit ihm zurechtgekommen, während du in seinem Haus warst?«
    »Lief alles recht kühl ab.«
    »Hat er dich anzuwerben versucht?«
    »Als Spion? Ja, hat er. Woher wusstest du das?«
    »Die Schlange hat es in der Vergangenheit auch mal mit deinem Bruder versucht. Was hast du ihm geantwortet?«
    »Ich hab natürlich abgelehnt.«
    »Braver Junge. Also, woher wusstest du von Veledas Aufenthaltsort?«, wiederholte ich.
    Justinus kapitulierte schließlich ganz brav. »Ich kenne da einen Mann. Flüchtiger Bekannter, Bäder und Gymnasium, nichts Besonderes. Wir nicken einander zu, aber ich würde nicht sagen, dass ich mir von ihm den Rücken mit dem Strigilis abkratzen lassen würde … Als alle Welt Mutmaßungen über Veleda anstellte, hab ich mal rausrutschen lassen, dass ich ihr einst begegnet bin. Er schien nach jemandem gesucht zu haben, dem er sich gefahrlos anvertrauen konnte. Er brannte darauf, das Geheimnis mit jemandem zu teilen. Scaeva hat es mir erzählt.«
    Ich atmet so tief ein, dass es weh tat. »Du kennst Scaeva?«

XLIII
    G ratianus Scaeva – Bruder von Drusilla Gratiana? Wohnte in der Villa des Quadrumatus? Du kennst ihn, Quintus?«
    »Nur flüchtig.«
    »Scaeva hat Nachrichten von dir weitergereicht?«
    Justinus zuckte mit den Schultern. »Er hat Briefe von mir mitgenommen. Ich bekam nichts zurück. Nachdem er verraten hatte, wo Veleda war, verlor er rasch die Nerven. Er hatte Angst, man könnte es herausfinden. Er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben, aber ich habe ihn immer wieder bedrängt und darauf bestanden.«
    »Wolltest du eine Antwort von der Seherin? Wolltest du versuchen, die Beziehung wieder aufzunehmen?« Schweigen. »Komm schon, Junge. Worauf wolltest du hinaus?«
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Das glaubte ich ihm. »Na toll. Jeder Schlamassel auf der Welt wird von irgendeinem Idioten ausgelöst, der sich lächerlicherweise nicht schlüssig werden kann über eine Frau, die nichts von ihm wissen will.«
    Mit der Information, dass Scaeva tot war, versetzte ich ihm einen Schlag. Quintus wirkte schockiert. Das konnte echt sein. Ich berichtete ihm genau, wie es passiert war. Dann beobachtete ich, wie ihm aufging, was das bedeuten konnte.
    »Glaubst du, Veleda könnte ihm den Kopf abgehackt haben?«
    Mein Schwager blies die Backen auf. »Schon möglich.« Er hatte sie zwischen ihren Stammeskriegern erlebt, als die nach römischem Blut lechzten, und er wusste, dass ihr Platz als verehrte Anführerin davon abhing, Unbarmherzigkeit zur Schau zu stellen.
    Mir gefiel es, dass er sie nicht sofort verteidigte. Dennoch steckte er in einer misslichen Lage. Trotz all seiner Beteuerungen sah es so aus, als stünden er und die Seherin in heimlichem Einverständnis.
    »Was kannst du mir über Scaeva erzählen? Das ist wichtig, Quintus.«
    »Ich weiß nicht viel über ihn. Bis vor kurzem habe ich versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Er schniefte dauernd und klagte über seine Gesundheit. Na gut, das ist ungerecht. Er hatte von sich selbst die Schnauze voll. Er klagte darüber, dass er anscheinend alle Saturnalien seines Lebens krank im Bett verbringen müsse.«
    »Tja, ich fürchte, dieses Jahr wird dem nicht so sein.«
    »Nein.« Justinus blickte nachdenklich. Vielleicht sinnierte er über die Vergänglichkeit des Lebens.
    Jetzt quetschte ich ihn darüber aus, wie er auf den Gedanken gekommen war, Veleda könnte heute Abend im Tempel der Diana sein. Seine Antwort machte die Dinge sogar noch grässlicher. Er hatte in einem seiner unbeantworteten Briefe den Tempel selber als einen Zufluchtsort vorgeschlagen.
    »Was ist mit diesen Briefen geschehen, Quintus?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich hoffte, dass Veleda sie zerrissen hatte. Wenn nicht, mussten wir sie finden. Wir mussten in den Besitz der Briefe kommen und sie vernichten. Eine weitere schmutzige Aufgabe für mich.
    Mir ging durch den Sinn, dass Gratianus Scaeva vielleicht ermordet

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