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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Decke über Lentullus. »Ich bin nicht befugt, Fremde aufzunehmen. Rubella wird das nicht gefallen.«
    »Verstanden.« Rubella gefiel schon aus Prinzip nichts.
    »Ihr müsst jemanden zur täglichen Versorgung abstellen. Ich habe meine eigene Arbeit zu erledigen, wisst ihr.«
    »Wir sind äußerst dankbar.« Clemens mochte zwar auf seiner ersten Abkommandierung als Offizier sein, doch er hatte bereits gelernt, wie man mit Zivilisten umging.
    »Ich bleibe«, meldete ich mich freiwillig. Eigentlich sollte ich wohl nach Helena suchen, aber sie würde wahrscheinlich besser ohne mich zurechtkommen. Anacrites würde sie mit dem nötigen Respekt vor der Stellung ihres Vaters und ihrer Freundschaft mit Titus Cäsar unterbringen. Sie würde mir nicht danken, wenn ich mich einmischte. Was nicht heißen soll, dass ich mir keine Sorgen um sie machte. Ich wies Clemens an, mir eine Nachricht zukommen zu lassen, falls Helena zu Hause auftauchte, und schickte ihn und die anderen dann in ihre Betten.
    Ich half Scythax, aufzuräumen und das Blut wegzuwischen. Ich sah, wie er Opiate bereitlegte, aber unser Junge war immer noch bewusstlos. Zuerst arbeiteten wir schweigend, und ich sah, wie sich der Arzt entspannte. Später saßen wir auf Hockern mit Bechern heißen Mulsum, die jemand aus der Nachtkantine geholt hatte. Ich riskierte es, Scythax nach dem Toten zu fragen, der bei unserem Eintreffen auf dem Arbeitstisch gelegen hatte. »Ich weiß ein wenig von ihm, deshalb bin ich neugierig.«
    »Er ist ein Landstreicher«, erklärte Scythax, als hätte mir das entgehen können. Wohl kaum, der Gestank erreichte uns noch von draußen.
    »Ich weiß. Höchstwahrscheinlich ein entlaufener Sklave. Lebte in einer Obdachlosenkommune draußen an der Via Appia.«
    »Musikalisch. Ist er der Flötist, nach dem du gefragt hast, Falco?«
    »Nein. Zu alt, zu begrenzt in seiner Melodienauswahl – und mein Flötenspieler wäre neu auf den Straßen gewesen. Dieser tote Bursche hat seit Jahren unter den Brücken gehungert, so wie er aussieht.« Scythax nickte. Als er nichts weiter von sich gab, fragte ich nach, wie die Leiche hierhergekommen war.
    Seine Antwort ließ eine Weile auf sich warten. Doch er wusste, dass ich nicht verschwinden würde, und er wusste ebenfalls, wie gut ich mit Petronius befreundet war. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als entweder mir zu antworten oder morgen von Petro mit denselben, inzwischen zweifellos doppelt misstrauischen Fragen konfrontiert zu werden. Daher antwortete er.
    Laut Scythax war die Leiche an den Toren des Wachlokals abgelegt worden. Er sagte, das geschehe von Zeit zu Zeit. Er nahm an, die Leute hofften, in dem Opfer sei immer noch Leben, und er könne vielleicht helfen.
    Die Geschichte klang seltsam. Doch mir fiel kein anderer Grund ein, warum man dem Arzt der Vigiles Leichen bringen sollte.
    »›Opfer‹?«, fragte ich kühl. »Das würde ›unnatürliche Todesursache‹ bedeuten, oder?«
    »Sag du’s mir, Falco. Nichts scheint darauf hinzudeuten.«
    Genau. Es deutete auch nichts darauf hin, warum Scythax so wortkarg war. Aber dann hörte ich draußen Stimmen und verließ ihn.
     
    Die Neuankömmlinge waren unsere abgängigen Männer Titus und Gaudus. Bei ihnen war Justinus, äußerst besorgt um Lentullus. Ich schickte die Legionäre nach Hause. Scythax stand auf und ging hinaus, als wollte er uns nicht stören. Ich hatte immer noch das Gefühl, er wollte vermeiden, mit mir über die Leiche sprechen zu müssen. Er befürchtete nach wie vor, ich würde die Sache nicht ruhen lassen.
    Ich schaute meinen Schwager an. Er war jetzt sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig, ein hochgewachsener, schlanker, recht durchtrainierter Mann, der einst eine Karriere vor sich gehabt hatte, wenngleich er sich darauf keine Hoffnung mehr machte. Er musste in der Lage gewesen sein, sich im Haus des Spions sauber zu halten, konnte sich jedoch seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert haben. Er sah angespannt aus. Da war mehr als nur die Sorge um das Schicksal des Legionärs. Dicke Ringe unter diesen dunklen Augen, die auf Frauen so anziehend wirkten, verunstalteten sein sonst so gutaussehendes Gesicht. Unter all den Stoppeln war nichts von seinem üblichen breiten Grinsen zu sehen.
    »Wir müssen miteinander reden, Quintus.«
    Mit leiser, ruhiger Stimme brachten wir einander aufs Laufende. Das dauerte eine Weile. Justinus behauptete steif und fest, nicht gewusst zu haben, dass Ganna im Tempel der Diana war. Er habe nur gehofft,

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