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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zurück, dass Männer überflüssig seien. Das Heiligtum der Diana Nemorensis war groß in Mode gekommen als eine Einrichtung für wohlhabende Ehefrauen, die Hilfe bei der Empfängnis benötigten. Helena und Claudia fuhren unter dem Vorwand nach Nemi, Fruchtbarkeitsberatung zu benötigen.
    Ich sagte, ich hielte ein Fruchtbarkeitsheiligtum für einen seltsamen Ort, eine jungfräuliche Seherin zu verstecken.
    Claudia schniefte. Albia lachte prustend. Helena grinste nur und erwiderte, wenn ich schon mitkommen müsse, sollte ich mich im Heiligtum gefälligst von ihnen fernhalten. Das war mir gerade recht.
    Da Nemi etwa fünfzehn bis zwanzig Meilen von Rom entfernt lag, war unser später Aufbruch ein Witz. Erst beim schwachen Licht von Laternen erreichten wir das Gebiet um den See. Wir waren gezwungen, in Aricia zu übernachten. Aricia war eine Hochburg von Augustus’ schrecklicher Familie gewesen. Daher war es voll von Leuten, die verächtlich auf jeden hinabschauten, der keine Götter im Stammbaum hatte. Es gab Gasthöfe. Jede Stadt am Rande eines berühmten Heiligtums bietet denjenigen, die man ausnehmen kann, Gastfreundschaft an. Theoretisch war Aricia ein hübscher Ort, berühmt für seinen Wein, seine Schweineschnitzel und Walderdbeeren. Doch im Dezember war der Ort so gut wie tot. Das Essen war miserabel, die Betten waren feucht, und der einzige Trost bestand darin, dass es hier weniger Saturnalienzecher gab, die in den Gassen Lärm machten. So konnten wir wenigstens schlafen.
    Helena und ich schliefen zusammen, und da wir so nahe bei einem Fruchtbarkeitsheiligtum waren, trug ich Sorge dafür, zu beweisen, dass wir bei unseren ehelichen Riten keine göttliche Assistenz benötigten. Morgen würde mir kein Verkäufer von Votivstatuetten kleine Modelle kranker Gebärmütter oder schrumpeliger Penisse andrehen. Am Morgen hatte ich kaum genug Kraft, den Wirt für die überhöhten Preise zusammenzustauchen, was nichts mit meiner Erschöpfung zu tun hatte, nur mit der für diese Jahreszeit üblichen Niedergeschlagenheit.
    Wir hielten uns nicht mit dem Frühstück auf, weil der Gasthof keines anbot. Wir fanden eine einsame Bäckerei, die sich herabließ, uns eine Tüte altbackener Brötchen und Mostkuchen zu verkaufen. Die verzehrten wir unterwegs auf eine Weise, die dem hochnäsigen Volk hier nicht gefallen hätte, und brachen kurz nach dem Morgengrauen zum heiligen Hain und zum See auf.

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SATURNALIEN ,
DRITTER TAG
    Vierzehn Tage vor den Kalenden des Januar (19. Dezember)

XLVI
    D ie Albaner Berge umschließen zwei Seen, die als Spiegel der Diana bekannt sind – den Nemisee und den Albaner See. Von den beiden ist der Nemisee berühmt dafür, der einsamere, schönere und mysteriösere zu sein. Als die Landstraße uns drei Meilen hinter Aricia zum Kamm des Höhenrückens brachte, hatte uns nichts darauf vorbereitet, was unter uns liegen würde. An diesem frostigen Dezembermorgen waberte Nebel wie vergessene Wäsche auf den stillen Waldbäumen und hing als ausgebreiteter weißer Baldachin über dem Becken des Sees. Das Heiligtum der Diana lag abgesondert von der Welt in dem perfekten Kreis eines Vulkankegels. Der eingeschlossene See vermittelte den Eindruck, genauso tief zu sein, wie die umgebenden Berge hoch waren. Ein Gewirr jahrhundertealter Vegetation bedeckte die steilen Abhänge, uralte Steineichen und Eschen, die zwischen hohem Gestrüpp und Farnen aufragten. Doch irgendwie war es gelungen, eine Straße hinunter in den erloschenen Krater zu schlagen. Selbst Julius Cäsars enorme Villa, die sich in hässlichem Prunk am südlichen Ende des Sees ausbreitete, konnte die abgeschiedene Vollkommenheit der Szenerie nicht verschandeln.
    Die schmale Straße führte uns recht sanft durch einsame Wälder entlang überwachsener Haarnadelkurven. Auf unserem Weg nach unten kamen wir an kleinen Äckern und Gemüsegärten vorbei, die eindeutig von der fruchtbaren Erde profitierten, obwohl die meisten verlassen wirkten und manche den Eindruck vermittelten, seit unseren primitiven bäuerlichen Vorfahren in der Zeit erstarrt zu sein. Gelegentlich gab es winzige Behausungen, eher wie Kuhställe denn Häuser, ohne jedes Anzeichen von Bewohnern. Wir verfuhren uns mehrfach, doch dann bretterte ein Mann in einem Karren um eine Kurve und prallte beinahe mit uns zusammen. Er hatte den gequälten Blick eines Ehemannes, der glaubte, seine Frau würde ihn betrügen, ein besessener Hahnrei, der den Berg hinaufschwänzelte, in der

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