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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Hoffnung, die Übeltäter bei einem Schäferstündchen in Aricia zu erwischen. Ich hätte wetten können, dass sie von seinem Kommen wussten. Wahrscheinlich passierte das jede Woche, und sie führten ihn jedes Mal an der Nase herum.
    Trotz seines unzuverlässigen Aussehens gab er uns akkurate Richtungshinweise. Wir bogen in eine Seitenstraße, an der wir schon zweimal vorbeigefahren waren und die aussah, als würde sie ins Nichts führen. Bald kamen wir auf flachem Gelände heraus, nahe dem Wasser, direkt unter den begradigten Terrassen, auf denen das Heiligtum erbaut worden war.
    Wir befanden uns in einem tiefen Becken, das vom Auge nur aufgenommen werden konnte, wenn man sich auf der Stelle drehte. Vor uns erstreckte sich das durchsichtige Wasser des Sees, unverschandelt durch Fischerboote. Rundherum ragten eindrucksvolle Anhöhen steil in einen Himmel empor, der so fern wirkte, dass wir uns wie mondsüchtige Kaninchen am Boden ihres Baus vorkamen.
    »An diesem Ort würden sich selbst Poeten vor Ergriffenheit in die Hose machen.«
    »Immer einen flotten Spruch parat, was, Falco?«
    »Mir gefällt’s nicht. Alles hier ist sich seiner eigenen Großartigkeit zu gewiss.«
    »Du kannst es nur nicht leiden, dass ein einheimischer Landbesitzer die Aussicht mit einem protzigen Ferienhaus verschandelt hat.« Helena blickte wütend über den See zu der Abscheulichkeit, die das südliche Ufer entstellte. Sie war keine Anhängerin von Julius Cäsar oder seinem Großneffen Augustus mit ihrer Großkotzigkeit und den imperiumbauenden Machenschaften, ganz zu schweigen von ihren bescheuerten, inzestuösen, imperiumzerstörenden Nachfolgern Caligula und Nero.
    »Du sagst es. Stinkreiche Ungeheuer mit schamlosen Ambitionen … Außerdem, Herzchen, hab ich nur Hohn übrig für dieses sogenannte abgelegene Heiligtum, das auf zynische Weise Scharen elitärer Frauen angezogen hat – und natürlich superreicher (so praktisch für die Gynäkologie) –, deren einziger Grund für das Versagen, schwanger zu werden, darin besteht, dass ihnen Sodomie angeboren ist.«
    »Ich glaube nicht, dass Sodomie dabei helfen würde«, murmelte Claudia Rufina in süßem Ton, als wäre mir der Begriff unbekannt. Die hochgewachsene junge Frau (zwar aus der Provinz, aber selbst stinkreich) ordnete ihre Stola über der einen Schulter und blickte sich um, als würde sie fürchten, ihrem Schicksal an diesem beinahe vollkommenen Ort zu begegnen. Alle wirkten gedämpft. Verzaubert von der wilden Schönheit der Umgebung, drehte sich die junge Albia mit einem Ausdruck zu mir um, den sie für Situationen aufhob, in denen sie wusste, dass heikle Themen von Erwachsenen diskutiert wurden, die es vorzogen, nicht von ihr belauscht zu werden. Dann verlor sie das Interesse daran, altklug zu sein, und bewunderte wieder die von Bäumen bestandenen Hänge und den See.
    Jede religiöse Nymphe aus den endlosen Wäldern Germaniens sollte sich in der Nähe dieser würdevollen Bäume und des Wassers zu Hause fühlen. Allmählich glaubte ich doch, dass Veleda hier sein könnte.
    Helena meinte sich vage an eine Geschichte über Pferde zu erinnern, die im Tempelbereich nicht zugelassen waren. »War Dianas Jagdgefährt Virbius nicht eine Erscheinungsform von Theseus’ Sohn Hippolytus, der von Pferden zerrissen wurde, weil er die ehebrecherischen Avancen seiner Stiefmutter Phädra verschmähte?«
    »Klingt für mich wie ein Haufen alter Mythen.« Ich grinste. »Familien haben halt so ihre Probleme.«
    Ich hörte auf Helena. Unsere heutige Absicht würde kaum willkommen geheißen werden. Wir konnten nicht reinmarschieren und verlangen, dass uns eine Priesterin, der Zuflucht gewährt worden war, ausgehändigt wurde. Um also niemanden mehr als nötig zu verärgern, ließen wir unsere Kutsche und die Pferde zurück und gingen unauffällig zu Fuß weiter. Das Heiligtum lag über uns. Die wichtigsten Riten wurden im August abgehalten, dem Geburtstag der Jagdgöttin, zu dem Scharen von Frauen aus Rom kamen, um die mitfühlende Patronin der Hebammen zu feiern und das ganze Gelände mit Fackeln und Lampen zu erleuchten. Heute begegnete uns niemand.
    Wir stiegen über einen kurzen Fahrweg zu einer großen ummauerten Einfriedung hinauf. Albia hüpfte voraus, doch Claudia atmete schwer, und so verlangsamten Helena und ich unseren Schritt. Innerhalb der Mauern war das Heiligtum von Gärten umgeben. Selbst im Dezember war es ein angenehmer Ort, um sich zwischen den gestutzten Hecken, ruhigen

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