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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sich denn dann hinwenden, Liebling? Ihr müssen allmählich die Möglichkeiten ausgehen. Wohin als Nächstes?«
    Helena Justina schaute mir fest in die Augen. »Anscheinend weiß das niemand.«
    Na klar! Ich kannte Helena, daher war ich überzeugt, dass Ganna ihr etwas anvertraut hatte, als sie es mit dem Trick »der schüchternen Mädchen, die immer zusammen aufs Klo gehen« versucht hatten. Man merkte, dass Anacrites keine wirkliche Ahnung von Frauen hatte, sonst wäre er nie darauf reingefallen.
    Ich warf Helena einen Blick zu, der ihr sagte, dass ich glaubte, sie hielte etwas zurück – und sie schenkte mir dafür ein Lächeln, das besagte, sie sehe, was ich denke, und würde nicht nachgeben … Auch gut.
    »War Anacrites denn beeindruckt von deiner Hilfe, Liebling?«
    Helena Justina stieß ein untypisches Schnauben aus. »Er hält sich für sehr gerissen, aber der Mann ist ein Trottel!«
    Hervorragend. Anacrites hatte nicht bemerkt, dass meine Frau insgeheim einen Hinweis besaß.
     
    Helena erwähnte, sie begebe sich später zur Porta Capena, um ihren Eltern und Claudia mitzuteilen, dass Justinus nun frei sei und es ihm gutgehe. Das sagte sie so ganz nebenbei wie eine Frau, die Übung darin hat, ihre Verruchtheit wirkungsvoll einzusetzen. Entweder hatte sie sich einen Liebhaber genommen – was ich insgeheim immer befürchtete –, oder sie hatte etwas vor, von dem sie dachte, sie könne es erfolgreicher durchführen als ich. Womit sie recht haben könnte, aber falls sie vorhatte, die Gegend unsicher zu machen, würde ich den unbarmherzigen römischen Ehemann hervorkehren. Ich gedachte, den Anstandswauwau zu spielen. Während des Tages hielt ich nach Anzeichen Ausschau. Sie verbrachte viel Zeit damit, Anweisungen für Julia und Favonia zu geben. Normalerweise würde sie die beiden mit zu ihren vernarrten Großeltern nehmen. Sie packte ein paar Dinge ein, als wollte sie auf Reisen gehen.
    Ich ließ ihr zwei Stunden Vorsprung und nutzte die Zeit, um mich zu rasieren und ebenfalls das Notwendige einzupacken. Ich übertrug Clemens die Verantwortung für alles im Haus und bat um einen Freiwilligen, der reiten konnte. Die Legionäre waren immer noch zu verstört von dem, was mit Lentullus passiert war. Nur Jacinthus fragte flüsternd, ob er wohl mitkommen dürfe. Typisch. Ich war besser dran, wenn ich allein arbeitete. Trotzdem, er taugte nichts in der Küche, hatte kein Interesse an all den Koteletts oder Tintenfischen, und ich würde vielleicht einen Begleiter brauchen können. Also biss ich die Zähne zusammen über mein wie üblich mieses Almosen der Parzen und zog los, begleitet von meinem Koch. Jacinthus schien begeistert, auf eine unbekannte Mission mitgenommen zu werden. Er hätte Soldat sein können, wollte einfach nur in Bewegung sein, ganz gleich, wohin und warum.
    Wir verfolgten Helena vom Haus des Senators zu den Ställen, in denen ihr Vater, wie ich wusste, seine Kutsche unterstellte. Zwei weibliche Begleiter waren bei ihr, dicht verhüllt und gefolgt von einem Sklaven, der leichtes Handgepäck trug. Sie ließen den Sklaven zurück, als sie mit der Kutsche davonfuhren wie die drei Grazien mit ihren Tanzsandalen zu einem Sommerpicknick. Da es ein langsames Fahrzeug war, blieb mir genug Zeit, Pferde für Jacinthus und mich zu besorgen.
    Ob Ganna es ihr zugeflüstert hatte oder ob Helena selbst darauf gekommen war, sobald ich sah, dass sie den Weg über die Via Appia und in Richtung der Albaner Berge einschlugen, ging mir auf, wohin wir vermutlich unterwegs waren. Im Winter würde das eine ziemlich lange Strecke werden. Unser Ziel war ein weiteres Heiligtum der Diana. Wir waren auf dem Weg zum Nemisee.

XLV
    N ach etwa sechs Meilen machte die Kutsche für die erste Pinkelpause halt. Ich ritt heran. »Überraschung!«
    »Ich dachte, wir geben dir Zeit, uns einzuholen«, sagte Helena freundlich. Ihr Blick verweilte auf Jacinthus. Der Koch hatte keine Ahnung, dass seine Anwesenheit mir das Gefühl gab, unprofessionell zu sein.
    Zu meinem Erstaunen hatte Helena nicht nur Albia dabei, was ich hätte erwarten können, sondern auch Claudia Rufina, die schwergebeutelte Ehefrau von Justinus. Claudia zeigte die leuchtenden Augen und den zusammengepressten Mund einer betrogenen Frau, die ihre Rivalin jetzt in Katapultreichweite hat. Wenn sich Veleda wirklich in Nemi versteckt hielt, stand ihr bevor, dort in einem flachen Grab zu enden.
    Als ich darüber grummelte, ausgeschlossen worden zu sein, gab Helena

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