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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Glück war es bereits nach Ende des tagsüber geltenden Fahrzeugverbots, die Straßen waren wegen der Feiertage leer, und nachdem wir nun Claudia los waren, konnten wir alle in der Kutsche mitfahren. Helena hielt die Vorhänge fest geschlossen. Niemand brauchte zu wissen, dass wir eine von Roms schrecklichsten Feindinnen heimbrachten.

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SATURNALIEN ,
VIERTER TAG
    Dreizehn Tage vor den Kalenden des Januar (20. Dezember)

LI
    I ch schickte einen der Soldaten los, um Petro mitzuteilen, dass ich zu Hause war, und ihn nach der Situation in der Stadt zu fragen. Er kam sofort zu unserem Haus geflitzt. Ich hätte daran denken sollen, dass er selten tagsüber arbeitete und daher Zeit für ein ausgedehntes Schwätzchen hatte. Man hätte meinen können, der Schurke wüsste ganz genau, dass er hereinschneien würde, wenn ich mich gerade zu einem privaten Verhör der Seherin zurechtsetzte.
    Petronius hatte ein blaues Auge. »Was ist denn mit dir passiert?«
    »Hab vergessen, mich zu ducken. Wurde von einer Feiertagsnuss getroffen.«
    »Irgendein Straßenjunge?«
    »Nein, Maia.«
    Petronius Longus warf nur einen Blick auf Veleda und verkündete, sie sei zu hübsch für mich, daher sollte er besser bis zum Mittagessen bleiben. Da es erst Vormittag war, machte das jeglicher Hoffnung auf eine Sitzung mit ihr allein ein Ende. Allein, abgesehen von Nux, heißt das, denn die Hündin lag schlafend zu meinen Füßen und machte ihre Rechte auf mich nach zwei Tagen Abwesenheit wieder geltend. Die Femme fatale aus den Wäldern behandelte Nux, als wäre sie nicht vorhanden. Helena hatte zum Einkaufen gehen müssen, da die Vorratsschränke, die von den Soldaten in unserer Abwesenheit geleert worden waren, dringend aufgefüllt werden mussten. Albia half Galene, die Kinder ruhig zu halten. Die Legionäre waren als schützende Wachen um das Haus und auf dem Dach postiert worden.
    Heiser vor Neugier beteuerte Petro, es sei sicherer für mich, einen Zeugen zu haben, falls ich in Staatsgeheimnissen herumschnüffeln würde. Die Seherin betrachtete meinen dreisten alten Zeltkameraden, als wäre er eine Art Baumschnecke, die ihr Stamm püriert bei Festmahlen verspeiste. Er hatte sich seit unserer Jugend nicht verändert; weibliche Verachtung ermutigte ihn nur. »Falco ist in Ordnung«, teilte ihr Petronius auf seine freundlichste Art mit. »Aber eine berühmte Dame verdient Respekt. Sie müssen von einem Profi verhört werden.«
    »Lucius Petronius Longus lebt jetzt mit meiner Schwester zusammen«, informierte ich Veleda. »Der misstrauischen, hitzköpfigen.«
    »Sind Sie mit jedermann in Rom verwandt, Falco?«
    »In dieser Stadt ist das gar nicht anders möglich.«
    Petronius lümmelte sich auf Helenas Korbstuhl und strahlte uns beide an.
    Ich versuchte ihn damit abzulenken, dass ich mein Verhör sausen ließ und ihn ausfragte, warum die Stimmung auf den Straßen gestern Abend so gereizt gewesen sei. Petro erzählte mir, das sei Anacrites zu verdanken. In seiner typisch abwegigen Art hatte der Spion offen verbreiten lassen, dass sich Roms verabscheute und gefürchtete Feindin als Flüchtling auf freiem Fuß befand, ohne dabei zu vergessen, das hübsche Detail hinzuzufügen, sie sei geflohen, nachdem sie auf grausige Weise einen ihrer aristokratischen römischen Gastgeber ermordet habe. Er überließe es jetzt dem Mob, ihr Versteck zu finden und sie auszuhändigen.
    »Oder sie natürlich in Stücke zu reißen«, meinte Petro. »Oh, tut mir leid, Liebes!« Veleda schenkte ihm ein mattes Lächeln. Sie war über Beleidigungen hinaus.
    Anacrites hatte es für angebracht gehalten, eine Belohnung anzubieten, doch angesichts der Beschränkungen seines Budgets war sie lächerlich klein. Aber dies sorgte dafür, dass das Feiern auf den Straßen eine gewalttätige Tendenz bekam. Um das Gefühl der Bedrohung noch zu verstärken, führten die Prätorianer offen Durchsuchungen jeder unbegleiteten Frau durch. Hässliche Geschichten kursierten darüber, wie sie das machten. Jeder Germane oder jeder mit germanischen Verbindungen hatte bereits die Stadt verlassen, wenn er wusste, was gut für ihn war. Ausländer aller Couleur versteckten sich hinter verschlossenen Türen. Natürlich gab es welche, die nichts von der Sache gehört hatten, die Bedeutung nicht verstanden oder einfach nicht die richtige Sprache beherrschten, um zu kapieren, in welcher Gefahr sie waren. Viele hatten die Lage erst begriffen, nachdem sie von »patriotischen« Römern zusammengeschlagen

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