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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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uns Ihnen helfen zu lassen, wenn wir können – oder sehr zügig von meinem Mann zurückgeschleppt zu werden. Sie wissen, dass er, obwohl er charmant ist und ein empfindsamer Gefährte sein kann, auf brutale Weise praktisch ist. Marcus Didius wird sich von den Protesten der Priester oder den Schreien einer Frau nicht abschrecken lassen.«
    »Ich schätze, das würde zu seinem Gefühl beitragen, ein wichtiger Mann zu sein«, spottete Veleda im gleichen Ton wie Helena. Mir war nicht ganz klar, ob sich zwischen den beiden Frauen eine Freundschaft entwickelte, doch ich wusste, dass sie sich gegenseitig als hochkarätige Gegnerinnen erkannt hatten. »Wie könnten Sie mir helfen?« Für eine Frau der Mysterien konnte Veleda recht direkt sein.
    »Ich weiß es wirklich nicht«, gestand Helena, stets ebenfalls freimütig. »Aber ich kann versprechen, es zu versuchen.«
    »Ist sie gut?«, fragte mich Veleda dann mit einem echt amüsierten Aufblitzen in den Augen.
    »Erstklassig. Sie können ihr vertrauen, das Beste für Sie auszuhandeln, was auf dem Markt ist – falls es für Sie etwas auszuhandeln gibt. Aber ich nehme an, Sie wissen, wie trostlos es aussieht.«
    »O ja!«, erwiderte Veleda in düsterem Ton. »Ich weiß, was passiert. Als der glorreiche Vercingetorix von Julius Cäsar gefangen genommen und nach Rom verschleppt wurde, steckte man ihn für fünf Jahre in ein tiefes Loch – um ihn dann vorzuführen, zu verhöhnen und hinzurichten.«
    »Barbarisch«, stimmte ich zu. »Aber haben Sie mir nicht gestanden, dass ein römischer Legat, den Ihre Leute gefangen genommen hatten, zuerst Ihnen als Geschenk zugedacht war und dann jedoch auf grauenhafte Weise starb – gefoltert, erdrosselt und in einem Sumpf ertränkt?«
    Patt. Veleda enthielt sich jeden Kommentars.
    »Generäle bekommen nach wie vor ihre Triumphzüge«, teilte ich ihr mit. »Ihre Aussichten sind düster. Simon, der Sündenbock für den Krieg in Judäa, starb erst vor ein paar Jahren auf dem Kapitol, um Vespasians Ruhm zu vergrößern.«
    »Kleopatra und Boudicca haben Ihre Leute auf ihre eigene Weise betrogen«, erinnerte mich die Priesterin.
    »Erwarten Sie nicht von mir, Ihnen Nattern in einem Feigenkorb zu bringen.«
    »Kennen Sie Rutilius Gallicus?«, fragte sie. »Er giert nach Ruhm und einer hohen Stellung. Er ist in Germania Libera eingedrungen und hat mich gefangen genommen, damit ihm mein elender Tod ein Leben in Ehren einbringt.«
    »Ich kenne ihn. Seine Ansprüche auf persönliche Belohnungen haben sich eindeutig gesteigert. Als ich ihn kennenlernte, war er noch ein kleines Licht.«
    »Ich habe nichts Falsches getan.« Veleda war weder an Rutilius noch meiner Einschätzung von ihm interessiert. »Ich habe für mein Volk gekämpft. Ich hasse Rom dafür, unser Land und unser Erbe zu stehlen.«
    Helena war es, die ihr zustimmte und Mitgefühl zeigte. »Ihre Gesellschaft ist ebenso großartig wie unsere. Bevor sich Rom dem europäischen Festland aufdrängte, erlebte das keltische Imperium eine genauso starke Blütezeit wie jetzt das unsere. Sie besaßen großartige Künste, meisterhafte Metallverarbeitung, ein Netz von Straßen, Goldmünzen …« Natürlich war es das Gold, auf das wir aus waren. Ihre naturalistische Kunst konnten sie behalten. Wir zogen es vor, Gestaltungsideen aus Griechenland zu klauen. Unsere großen Männer wollten ihre fetten Gesichter von goldenem Münzgeld glitzern sehen. »Sie hatten Handelsbeziehungen mit der ganzen bekannten Welt«, fuhr Helena fort. Das war unsere Art, Verhöre zu führen. Sie war tolerant und fair, ich war der brutale Drecksack. »Sie waren moralische, zivilisierte Menschen mit einer reichen spirituellen Kultur, in der Frauen respektiert, Kinder, Alte und Kranke oder Behinderte gut versorgt wurden …« Während die Männer besoffene Aufschneider waren, gleichermaßen berüchtigt dafür, Kämpfe anzufangen als auch aufzugeben oder sich ungeordnet aus dem Staub zu machen, bevor ein Krieg zu Ende war. »Sie könnten sich zu Recht fragen«, meinte Helena, »warum unsere Nation den Vorrang haben sollte. Und ich habe keine Antwort darauf.«
    »Ich schon«, sagte ich ruhig. »Finden Sie sich damit ab, Veleda. Jetzt ist unsere Zeit gekommen.«
    »Das haben Sie schon mal gesagt, Falco.«
    »Und Sie haben mir nicht geglaubt. Aber seither haben sich, wie ich hörte, die Brukterer, Ihre Stammesleute, gegen Sie gewandt. Jetzt sind Sie hier, eine Gefangene in einem fremden Land, krank, ohne Geld, ohne

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