Mord im Atrium
auf dem Kutschbock mit dem Kutscher. Woraufhin Claudia sofort entgegnete: »Oh, Marcus Didius, deine Gefangene ist doch angeblich krank. Ich bin Beaticanerin. Wir sind zäh. Ich werde auf dem Kutschbock fahren, die frische Luft und die Landschaft genießen.«
Es war fraglich, ob sich Veleda als meine Gefangene betrachtete. Aber Claudia kletterte zum Kutscher hinauf, zeigte dabei mehr Bein, als sie beabsichtigt haben mochte, und machte sich bereit, zwanzig Meilen lang zu frieren. Ich sah, wie Helena und Albia aus irgendeinem Grund Blicke wechselten, dann stiegen sie in die Kutsche und breiteten Decken über die kränkelnde Seherin.
Ich teilte Jacinthus mit, sein großer Augenblick sei gekommen. Er und ich würden die Kutsche eskortieren, und seine Pflicht sei es, die Priesterin zu bewachen, wenn ich anderweitig beschäftigt war. Er schaute verwirrt, wusste, wie man den Einfaltspinsel spielte. Ich erklärte, dass ich auf einer Reise von dieser Länge gelegentlich den Blick von Veleda abwenden musste, während ich für Essen oder Unterkunft sorgte, Bauern vom Land abwehrte, die versuchten, uns Saturnaliennüsse zu verkaufen, oder hinter einem Baum verschwand, um mich zu erleichtern und ein wenig Frieden vor ihm zu finden.
»Kann ich ein Schwert haben?« Eine makabere Erinnerung an Lentullus.
»Nein, kannst du nicht. Sklaven tragen keine Waffen.«
»Was ist mit dem König des Hains? Den würde ich mir gerne zur Brust nehmen, Falco!«
Ich dachte ernsthaft darüber nach, es ihm zu gestatten. Helena schob dem gleich einen Riegel vor. »Das kannst du nicht erlauben, Marcus. So ist das, wenn man Sklaven besitzt. Jacinthus ist jetzt Teil unserer Familie – und unsere Familie ist zivilisiert. Du wirst ihm bitte Freundlichkeit erweisen und ein gutes Beispiel geben, statt ihm zu erlauben, in einen Eichenhain zu verschwinden, um eine Prügelei anzufangen.«
»Du hast sie gehört, Jacinthus. Ende der Geschichte. Frag mich nicht wieder.«
Unser übereifriger Sklave schaute bedröppelt. Veleda steckte den Kopf aus dem Kutschenfenster und fragte mich, wer er sei. Während Helena und Albia über mein Unbehagen lächelten, musste ich meiner berühmten, hochklassigen Gefangenen berichten, von welcher Qualität die Eskorte war, die ihren Wiedereinzug in Rom begleiten würde. Sie schnaubte nur höhnisch über meine hoffnungsvolle Erklärung, dass es ein Trick sei, um Argwohn zu zerstreuen. Veleda zeigte Anzeichen von Bedauern, kapituliert zu haben. Sie wusste, was davon zu halten war, von mir und meinem Küchenpersonal ihrem Schicksal in Rom zugeführt zu werden.
Dabei hatte ich ihr nicht mal erzählt, dass Jacinthus nicht kochen konnte.
L
D en Rest des Tages verbrachten wir auf der Straße.
Als wir die Porta Capena erreichten, waren wir alle fix und fertig. Schon bald wuchs meine Besorgnis noch mehr. Die Stimmung auf den Straßen war übel, wenn auch nicht so wütend wie die Stimmung zwischen Claudia und Veleda. Als wir endlich vor dem Haus der Camilli an der Porta Capena anhielten, konnte ich es kaum erwarten, meine junge Schwägerin ins Haus zu begleiten. Obwohl steif und zerschlagen nach der langen Fahrt auf dem Kutschbock, gelang es ihr trotzdem, laut ihr Kind zu erwähnen, als offensichtliche Herabsetzung für die Priesterin. Baeticaner waren tatsächlich zäh.
Der Senator konnte mir rasch mitteilen, dass Justinus zu Hause gewesen sei, doch nachdem er sich gesäubert habe, sei er ins Wachlokal zurückgekehrt, um bei Lentullus zu bleiben. Lentullus habe das Bewusstsein wiedererlangt, aber sein Überleben hänge nach wie vor am seidenen Faden.
Mit der seltsamen Formalität, die ihm eigen war, kam Camillus Verus mit mir hinaus zur Kutsche und stellte sich Veleda kurz vor. Er erwähnte nicht, dass er der Vater ihres Liebhabers sei. Für ihn war das unwichtig. Er vertrat die Regierungsgewalt von Rom, und sie war eine nationale Repräsentationsfigur von außerhalb des Imperiums. Er betrachtete es als seine senatorische Pflicht, ihre Ankunft in unserer Stadt zur Kenntnis zu nehmen (auch wenn sie eine Gefangene war und zum zweiten Mal hergebracht wurde). Daher stapfte diese stämmige Säule edler Werte auf die Straße hinaus und begrüßte Veleda höflich. Er legte dafür sogar seine Toga an.
Fragen Sie mich nicht, was Veleda davon hielt, aber Helena sprang aus der Kutsche und umarmte ihren Vater voller Stolz. Sie hatte Tränen in den Augen. Als ich das sah, bekam ich einen Frosch im Hals.
Wir fuhren weiter nach Hause. Zum
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