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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Schwierigste und Gefährlichste, was er je getan hat, und es hat ihn sehr mitgenommen.«
    »Er hat sich in sie verliebt«, beharrte Claudia.
    »Wir waren nur eine Nacht dort.«
    »Das ist lange genug«, murmelte Helena. Ich blickte sie neugierig an.
    »Er hat nur mit der Seherin gesprochen, soviel ich weiß.« Beide Frauen glaubten, ich würde sie belügen. Geistig hielt ich mich an die strikte Wahrheit. Justinus hatte nie gestanden, dass er mit Veleda geschlafen hatte. Natürlich hatten wir das alle angenommen. Sein Verhalten danach machte alles so verdammt offensichtlich. Außerdem hatten wir alle gewünscht, wir hätten die Chance dazu gehabt … »Was auch immer Quintus getan hat, es geschah im Dienste Roms.« Mit dieser pompösen Verkündung machte ich mir keine Freunde. »Offensichtlich ist Veleda eine charismatische Frau – auf diese Weise beherrschte sie ihre Stammesangehörigen. Und Quintus muss sie bewundert haben. Das taten wir alle. Für ihn war es das größte Abenteuer seiner Jugend. Er wird es nie vergessen. Aber dann kam er zurück nach Rom und begann ein normales römisches Leben zu führen, Claudia. Er hat dich geheiratet, weil er dich liebte …« Der Blick seiner gekränkten Gattin ließ mich innehalten.
    Claudia Rufina war eine Fatalistin. »Mich liebte? Das mag ja sein – aber es war nie dasselbe, nicht wahr? Und jetzt ist Veleda in Rom.«
    Ich enthielt mich jeden Kommentars. Helena sagte leise: »Bitte, Claudia, du darfst sie nicht in der Öffentlichkeit erwähnen.«
    Claudias Stimme klang dumpf. Ich musste mich vorbeugen, um zu verstehen, was sie sagte. »Wenn das nicht passiert wäre, hätten wir es vielleicht geschafft. Wenn sie in ihrem Wald geblieben wäre, hätte es klappen können. Ich dachte, Quintus und ich wären trotz unserer Probleme Freunde geblieben. Wir waren durch die Liebe zu unserem Sohn miteinander verbunden.« Tränen liefen ihr über die bleichen Wangen. Ich fand es furchtbar, eine starke Frau so demoralisiert zu sehen. »Es nützt nichts«, flüsterte sie. »Er ist zu ihr gegangen. Ich kann ihn nicht mehr halten. Ich habe ihn jetzt verloren.«

X
    W arum bringt das schlechte Benehmen eines einzelnen Mannes alle anderen Männer in Verruf?
    Sowohl Helena als auch ihre Mutter waren höfliche Frauen, wenn auch mit starkem Willen. Sie teilten mir mit, dass von mir erwartet wurde, Justinus zu finden, und ich hörte mich ihnen versprechen, das zu tun. Falls er sich nicht bereits bei Veleda befand, war mir eigentlich viel mehr daran gelegen, dass er vermisst blieb. Die beiden getrennt zu halten war meine beste Chance. Wenn Justinus von meiner Suche nach der Seherin erfuhr, würde er sich an mich dranhängen, und das nicht in der Absicht, Probleme diplomatisch zu lösen. Er würde mich benutzen, um seinen Waldgeist zu finden, und ich wusste, dass er nicht vorhaben würde, sie der Obrigkeit auszuliefern.
    Mein Ziel war, sie sofort zu übergeben. Das heißt, sofort nachdem ich mir sicher war, dass sie Quadrumatus’ Schwager tatsächlich den Kopf abgeschlagen hatte. Das machte mir zu schaffen. Es passte so gar nicht zu ihr. Und ich war ihr etwas schuldig, weil sie mein Leben gerettet hatte. Wenn Veleda Scaeva nicht getötet hatte, würde ich nicht zulassen, dass die Obrigkeit – oder Scaevas Familie – ihr das Verbrechen anlastete, weil es so praktisch war.
    Claudia behauptete, Justinus habe bestritten, Kontakt mit der Seherin aufgenommen zu haben, seit sie in Rom war. Wenn das stimmte – und für gewöhnlich war er zu durchschaubar, um zu lügen –, hatte es, soweit ich das beurteilen konnte, für die beiden keine Möglichkeit gegeben zu konspirieren, bevor Veleda geflohen war, und seitdem auch nur wenig Gelegenheiten. Ohne ein vorher verabredetes Treffen würde sie ihn nie finden. Und nachdem er nun von zu Hause verschwunden war, gab es für sie keine Hoffnung, so ein Treffen zu vereinbaren. Zumindest hoffte ich das.
    Vielleicht hatten sie einander gefunden und waren jetzt zusammen?
    Nein. Nicht machbar. Nicht, wenn sie vorher keinen Kontakt gehabt hatten.
    Abgesehen davon, wohin Veleda verschwunden war – wohin war er verschwunden? Warum war er abgehauen? Was dabei keinen Sinn ergab, war die Tatsache, dass er ein Geschenk für Claudia gekauft hatte, als hätte er vor, um Verzeihung heischend nach Hause zu kriechen. Konnte er der Priesterin auf dem Nachhauseweg bei den Bauwerken südlich von den Saepta Julia begegnet sein, und sie hatten sich zusammen aus dem Staub

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