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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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halben Tag. Wenn ich ihn bis Mittag nicht zurückgebracht habe, geh selbst auf den Palatin und mach denen den Hades heiß.«
    »Auch wenn du ihn zurückbringst, könnte ich ihnen den Hades heißmachen!«
    Dabei beließen wir es. Inzwischen war es spät, und ich sah dem Senator an, dass er erledigt war. Daher blieb ich nicht mal mehr auf ein Glas Wein.
     
    Ich stieg wieder den Aventin hinauf, diesmal an der Wohnung meiner Mutter vorbei. Zu meiner Überraschung brannte bei ihr noch Licht, und so ging ich hinauf. Durchaus möglich, dass Aristagoras zu Besuch gekommen war, ein neunzigjähriger Nachbar, der ein Auge auf sie geworfen hatte. Wenn ja, war es Zeit, dass der Süßholz raspelnde alte Knacker zurück in sein eigenes Nest taperte und Mama zu Bett gehen ließ.
    Ich ließ mich selber ein. Jedes römische Muttersöhnchen darf einen Riegelheber für die Räumlichkeiten behalten, in denen er groß geworden ist. Jede römische Mutter hofft, dass er eines Tages wieder nach Hause kommt.
    Trotz Mamas nachlassendem Augenlicht war alles makellos sauber. Ich schob mich behutsam durch den Türvorhang und ging direkt in die Küche. Die übliche bescheidene Lampe wurde durch einen Kandelaber ergänzt, den Mama nur für bevorzugte Gäste herausholte. Jemand saß an dem großen Küchentisch, den Rücken mir zugewandt. Er trug eine dezente austernfarbene Tunika, geschmückt mit einer Borte in Grau und Purpur, die pro Elle mehr gekostet haben musste als das, was Familien für ihre wöchentliche Lebensmittelrechnung ausgaben. Schwarzes Haar war nach hinten in den Nacken gekämmt, wo es sich ölig kringelte, während er sich über eine Schale beugte, aus der Duftschwaden von Mamas köstlicher Lauchsuppe aufstiegen. Für mich würde nichts mehr übrig sein, da der Kessel bereits gewaschen und umgedreht hinter meiner Mutter auf der Arbeitsbank stand. Sie selbst saß mit gefalteten Händen am Tisch.
    »Wer ist da?«, quiekte Mama und gab vor, nicht erkennen zu können, wer hereingekommen war. »Marcus! Schleichst du da herum, um mir Angst einzujagen?«
    Ihr Gast drehte sich rasch um. Er war nervös. Das war gut.
    Ich starrte in diese bleichen Augen und bemerkte zum ersten Mal, dass das eine zwar wässrig grau war, wie ich es in Erinnerung hatte, das andere jedoch hellbraun. Ich ließ ihn einen Moment lang im Ungewissen, dann lächelte ich ihn an. Ein aufrichtiges Lächeln – ich wusste, wie man das hinkriegte, und ich wusste ebenfalls, dass ihn das noch nervöser machen würde. »Na so was, du hier? Io, Anacrites!«

XXI
    I o, Falco!«
    »Ich habe nach dir gesucht.« Ich klang wie ein Büttel.
    »Ich habe deine Nachricht bekommen …« Also war dieser verrückte Arbeitssüchtige entweder noch in seinem Büro gewesen, nachdem ich dort war, oder irgendein verängstigter Unterling war schnurstracks mit der Nachricht zu ihm gerannt. Mir kam der irre Gedanke, dass Anacrites die ganze Zeit im Palast gewesen war und mich, hinter einer Säule versteckt, heimlich beobachtet hatte. Jetzt war er hierhergekommen, um rauszukriegen, was ich wollte, bevor er sich an mich heranmachte. Welcher Trottel fragt bei so was erst die Mutter? Als hätte er meine Gedanken erraten, wurde er rot.
    »Du hast mehr bekommen als meine Nachricht«, sagte ich leichthin, gab meiner Stimme aber einen bedrohlichen Unterton.
    »Warum kommst du nicht richtig rein, wie es sich gehört?«, quäkte Mama. Dann müsste der Spion sich nicht mehr verdrehen, um mich über die Schulter ansehen zu können, was für mich von Vorteil war. Er saß auf einer Bank, die fest unter den Tisch geschoben war, und war daher in seinen Bewegungen behindert. Ich stand jedoch und überragte so den Drecksack.
    »Ist schon gut, Mama.« Anacrites hielt seinen Löffel umklammert wie ein Kleinkind und warf sehnsüchtige Blicke auf die halb leergegessene Schale Lauch. »Du besuchst meine Mutter also immer noch, Anacrites?«
    »Anacrites ist ein guter Freund für eine arme alte Frau.« Mamas üblicher vorwurfsvoller Ton ließ mich wie ein schlechter Sohn klingen. Da gegen diesen Mythos kein Kraut gewachsen war, hatte ich es längst aufgegeben, mich dagegen zu wehren. »Ich wünschte mir, jeder würde sich so viel Mühe geben …«
    »Wollte nur fröhliche Saturnalien wünschen«, führte er matt an. »Warum wolltest du mich sprechen, Falco?«
    »Du musst dir da rasch was einfallen lassen, alter Kumpel.« Diese liebevolle Bezeichnung war nicht ernst gemeint. Ich lächelte weiter. Er begann zu

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