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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verheiratet war. Ich fragte diesen Janus höflich, ob er mir in etwa sagen könnte, wie viele Äonen ich noch ertragen müsste, bevor mir das Eintrittsrecht verliehen wurde. Der unerträgliche kleine Scheißer spielte den Dummen.
    Ich drohte ihm gerade, ihn zu verprügeln, damit er mich beim nächsten Mal erkannte, als er vom Senator gerettet wurde. Decimus Camillus hatte den Tumult gehört und kam in seinen Hauspantoffeln, um mich selber hereinzulassen. Das ersparte mir die Entscheidung, was ich Julia Justa und Claudia Rufina erzählen sollte und, wichtiger noch, was ich ihnen in diesem Stadium der Ungewissheit nicht erzählen würde.
    Dem Senator berichtete ich jedoch alles, was ich herausgefunden hatte.
    »Das ist nicht viel«, sagte er.
    »Danke für das Vertrauensvotum«, entgegnete ich.
    Die Camilli lebten in dem heruntergekommeneren von zwei zusammengehörenden Häusern, weiträumig nach meinen Maßstäben, aber beengt im Vergleich zu den meisten Senatorenhäusern. Der Senator und ich schritten rasch wie Verschwörer durch die schwarz und weiß geflieste Eingangshalle, in der die verblichene untere Wand endlich frisch gestrichen worden war, diesmal in einem ziemlich grellen Orange. Unklug, dachte ich, hielt mich aber mit einer Bemerkung zurück, falls der Senator die Farbe ausgesucht hatte. Wir landeten in seinem winzigen Arbeitszimmer, in dem Büsten von hohen Schriftrollenregalen auf uns niederblickten. Reichere Männer bewahrten ihre Schriftrollen in kunstvollen silbernen Behältern auf. Die von Decimus waren aus Holz, dufteten aber zart nach Zedern und waren schön gestaltet. Im Gegensatz zu vielen Aristokraten, die ich kannte, las er seine Schriftrollen tatsächlich. Seinen Kindern war stets erlaubt worden, alles herunterzunehmen und zu lesen, was sie wollten. Helena kam immer noch her, wenn wir etwas nachforschen mussten, und auch ich besaß Ausleihrechte.
    Ich räumte unordentlich verstreute Dokumente beiseite und fand einen Hocker darunter. »Die Sache ist kitzelig. Die Prätorianer wurden dabei gesehen, wie sie deinen Sohn verhafteten, und meine private Information besagt, dass Anacrites – der natürlich den Garden angegliedert ist – ihn momentan gefangen hält. Ich gehe davon aus, dass dich niemand darüber unterrichtet hat? Tja, das ist schon mal gesetzwidrig. Du musst dich entscheiden, ob du direkt zu Vespasian gehen und entrüstet Protest einlegen willst. Als alter Freund des Kaisers und Mitglied des Senats, dazu noch ganz allgemein als der Vater eines frei geborenen römischen Bürgers, kannst du eine sofortige Audienz verlangen.«
    Wir verfielen beide in Schweigen. Decimus sah mich nachdenklich an. Er war großgewachsen, aber gebeugt, das Haar dünner und grauer als bei unserem ersten Kennenlernen. Sowohl das Alter als auch Familienprobleme hatten ihren Tribut gefordert. »Ich merke, du möchtest eigentlich, dass ich noch abwarte, Marcus.« Oft hatte es den Anschein, dass er mit meinen Methoden nicht einverstanden war, doch wir stritten uns nur selten darüber.
    Ich hatte ihm nie vorgespielten Respekt erwiesen. Unverblümt teilte ich ihm mit: »Ich würde lieber erst Anacrites aushorchen. Sein Spiel herausfinden. Wenn das nicht hinhaut, bleibt uns immer noch das schwere Geschütz.«
    »Du hältst den Mann für gefährlich.«
    »Ich würde ihm am liebsten jedes Körperhaar einzeln entfernen, mit der langsamen Absengmethode, ihn dann in Honig wälzen und gefesselt neben einem Hornissennest ablegen.« Das natürlich zu einem von mir gewählten Zeitpunkt. »Er gibt einen beängstigenden Feind ab. Vernünftigerweise wäre es daher am besten, Quintus da rauszuholen, ohne Anacrites das Gefühl zu geben, öffentlich bloßgestellt worden zu sein.«
    »Wird Quintus etwas angetan?« Sein Vater wollte sich nicht zu genau ausdrücken. Im Gefängnis bestanden die Risiken aus Verhungern, Krankheiten, Analverkehr durch Mitgefangene, Prügel von den Gefängniswärtern, von Ratten angeknabbert zu werden, Wundscheuern durch Ketten, Angst und professioneller Folter.
    Ich verdrängte den Gedanken, Anacrites heute Abend nicht gefunden zu haben, weil er in irgendeiner dumpfigen Zelle dabei zuschaute, wie die Folterknechte ihre schmerzhaften Praktiken an Justinus ausprobierten. »Ein Senatorensohn? Einer, dem Vespasian einst raschen gesellschaftlichen Aufstieg versprochen hat? Was glaubst du denn?«
    »Ich werde nicht glücklich sein, bevor ich ihn nicht wieder zu Hause habe, Marcus.«
    »Gut, gib mir einen

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