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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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geschlossen. Alles sah gepflegt und bewohnt aus, und doch lag es fast im Dunkeln. Ich hatte den Eindruck, hier würde sich nie jemand aufhalten, auch tagsüber kein Anzeichen von Haushaltssklaven. Doch Angestellte würde es schon geben. Einige davon als Wachleute. Sie würden zuerst handeln und dann fragen, wer man sei, nachdem man das Bewusstsein wiedererlangt hatte.
    Ich schaffe es, mir durch das Doppeltor gewaltsam Zutritt zu verschaffen, und ich klopfte kräftig an die Eingangstür. Drinnen begann ein offenbar riesiger Hund zu bellen. Lange Zeit kam niemand an die Tür. Dann blickten Augen durch ein Gitterfenster, und die Stimme eines Mannes teilte mir mit, der Herr sei nicht zu Hause. Was wahrscheinlich stimmte. Anacrites wäre so erstaunt gewesen, Besuch zu bekommen, dass er mich auf der Stelle hineingezerrt hätte.
    Ich erwog, in einem Hauseingang gegenüber Stellung zu beziehen und zu warten, bis der Spion in einer Sänfte heimgebracht wurde, dann rauszuspringen und ihn fürchterlich zu erschrecken, während er mit seinem Riegelheber fummelte, aber die Nacht war kalt. Gut möglich, dass er irgendwo eine Frau hatte und bei ihr übernachten würde. Höchstwahrscheinlich würde er jedoch in sein Büro zurückkehren und dort allein vor sich hin brüten, aber das konnte wer weiß wann passieren. Im Moment konnte er sich auf einem kaiserlichen Bankett vergnügen. Er gab sich nach außen hin zwar zurückhaltend, befand sich aber gerne in Gesellschaft. Der Gedanke, dass er in angenehmer und gastfreundlicher Umgebung leckere Kleinigkeiten knabberte, während ich in vergeblicher Mission durch die dunklen Straßen stapfte, tötete meine hehrsten Vorsätze. Mich verließ die Lust, weiter auszuharren.
    Eines hatte ich allerdings getan. Bevor ich den Palast verließ, hatte ich ihm eine kryptische Notiz auf den Schreibtisch gelegt: »Hab dir was zu erzählen – MDF .« Das würde zwar den Pulsschlag des Spions nicht erhöhen, aber er würde irgendwann zum unpassendsten Moment auftauchen, um zu erfahren, was ich wollte. Bei unserer früheren Zusammenarbeit hatte ich erlebt, wie seine Neugier überkochte. Je mehr er vorgab, desinteressiert zu sein, desto eher sprang er auf und stürmte zu Nachforschungen los. Das deutete auf einen Mangel an Vertrauen in sein eigenes Urteil. Manche von uns sind in der Lage, eine lästige Nachricht in den Abfall zu werfen und sie zu vergessen.
    Nicht so Anacrites. Momus würde ebenfalls dafür sorgen, dass der Spion von meiner Anwesenheit erfuhr, und würde sich dabei voller Wonne rätselhaft geben. Anacrites glaubte stets, Momus sei im selben Flur wie er untergebracht worden, damit er seinen Vorgesetzten von Anacrites berichtete oder ihn für Claudius Laeta überwachte. Momus schürte diese Furcht durch immer düsterere Titel, die er sich zulegte, wie den des Prüfers der Rechnungsprüfer. (Das verärgerte ebenfalls die Interne Rechnungsprüfung, eine Abteilung, die unter Vespasian, dessen Vater Steuereintreiber gewesen war, aufgeblähte Rechte und Privilegien bekommen hatte.) Allen außer mir entging die ins Auge springende Tatsache: Momus war ein fauler Hund, dessen einziges Ziel als Regierungsangestellter darin bestand, keinerlei Aufmerksamkeit zu erwecken und gar nichts zu tun.
    Im Palast waren alle paranoid. Nach allem, was ich wusste, hatten die meisten damit recht.
     
    Morgen würde ich vermutlich zu viel zu tun haben, doch heute Abend konnte ich nichts mehr erreichen. Fluchend über den vergeudeten Aufwand und die Zeitverschwendung, machte ich mich von Anacrites’ Haus auf den Heimweg. Typisch für den Spion, mir Steine in den Weg zu legen. Und das zu tun, ohne überhaupt zu wissen, dass ich ihn zu finden versuchte, war ebenfalls typisch.
    Inzwischen war es spät geworden. Ich ging rasch, hielt mich in der Mitte der Straße, überprüfte dunkle Eingänge und schaute wachsam in die Gassen, an denen ich vorbeikam. Die Winterluft prickelte vor Kälte. In den Bergen lag sicher schon Schnee. Manchmal kriecht das Eis den Weg hinunter von den Alpen, entlang des Apennins und überzieht die Ränder von Seen. Schneestürme können gelegentlich sogar bis Sizilien vordringen. Heute Nacht war der Himmel klar, wodurch es noch kälter war. Von den Sternen hoch oben strahlte mehr Licht herunter als von Laternen, doch um die Ränder schlechtsitzender Fensterläden schien hier und da Lampenlicht hervor. Die Menschen verhielten sich still. In den Vorbereitungen für die Saturnalien war eine Flaute

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