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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sagen.
    Helena Justina, gekleidet in ein Hausgewand und mit offenem Haar, sprach mit Clemens in der Eingangshalle. Sie wirkte besorgt, noch bevor sie mich in meiner Unterwäsche hereinkommen sah. Ich erteilte ihr knapp Bericht. »Ausgeraubt, zusammengeschlagen, Penner, Geister, Hexen, überhaupt nichts erfahren. Zum Sterben alleingelassen!«, knurrte ich den Zenturio an, der verängstigt schaute, aber nicht verängstigt genug.
    Ich schnappte mir mein Waschzeug und eine saubere Tunika, pfiff nach der Hündin, machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder hinaus. Ich hoffte, eine Sensation erzeugt und Panik in meinem Kielwasser zurückgelassen zu haben. Nux trottete neben mir her, als wäre es ein normaler Abendspaziergang.
     
    Ich genoss ein langes Dampfbad in den Thermen, die unserem Haus am nächsten lagen. Die Einrichtung war einfach, hauptsächlich gedacht für Hafenarbeiter und Schauerleute, die am Flussufer Waren ausluden und dabei schmutzig wurden. Um diese Nachtzeit waren keine mehr da, die mich bei meinen niedergeschlagenen Gedanken hätten stören können, und so hatte ich mich etwas beruhigt, als ich in den Umkleideraum kam und Helena dort wartend vorfand. Sie beäugte mich misstrauisch.
    Nux hatte mein mitgebrachtes, ursprünglich sauberes Kleidungsstück bewacht. Helena hatte weitere gebracht. Sie half mir beim Abtrocknen und beim Anziehen der Tuniken. Besser noch, sie reichte mir schweigend ein Brötchen mit aufgeschnittener Wurst, dass ich zwischen dem Überziehen warmer Kleidungslagen verschlang. Dann setzte ich mich auf die Bank und rieb meinen Finger, von dem die Landstreicher meinen Ritterring hatten abziehen wollen. Das war ihnen zwar nicht gelungen, aber der Knöchel war stark geschwollen. Mit Spucke und Beharrlichkeit gelang es mir, den Ring abzuziehen, bevor er sich völlig eingrub. Danach vervollständigte ich meine vorherige Kurzfassung der Ereignisse für Helena. Wütend stieß sie mit den Hacken gegen die Steinbank, obwohl sie sehen konnte, dass ich unverletzt war und sogar meine gute Laune wiederfand.
    »Clemens und Sentius behaupteten, sie hätten dich ›verloren‹. Sie sagen, sie hätten lange Zeit nach dir gesucht, Marcus. Sie sind erst kurz vor dir heimgekommen.« Knurrend biss ich in mein Brötchen. »Kau ordentlich. Da sind auch Gewürzgurken drauf.«
    »Ich weiß, wie man isst.«
    »Und wenn du den Rat annimmst, könntest du Bauchschmerzen vermeiden.«
    Sie hatte recht, aber ich rülpste sie rebellisch an. Dann, nachdem ein Moment verstrichen war, ging ich hinüber zu einem Brunnen und trank ausgiebig von dem eiskalten Wasser. Das würde mich wiederbeleben und dem Brötchen nach unten helfen. Helena schaute zu, ihre langen Hände vor dem Gürtel verschränkt, so unbewegt wie eine Göttin.
    Immer noch war niemand zum Baden gekommen, daher blieben wir. Der kahlköpfige Pförtner schaute ein paarmal herein und funkelte Helena an, weil sie in den Männerumkleideraum eingedrungen war. Er schüttelte den schmierigen Geldbeutel, der an seinem verdrehten Gürtel hing, aber als wir seine halbherzige Bitte um eine Bestechung ignorierten, gab er auf und ließ uns in Ruhe. Hier konnten wir reden. Zu Hause würde es nur endlose Unterbrechungen geben.
    Ich ging alles durch, was passiert war, wenngleich es eine spezielle Kurzform gibt – selbst von der Wahrheit –, die ein Mann seiner Geliebten erzählt.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Herzchen.« Helena nahm die beruhigenden Worte hin, lehnte aber trotzdem ihren Kopf an meine Schulter. Ihre großen dunklen Augen waren geschlossen, um ihre Gedanken zu verbergen. Ich schnupperte an ihrem feinen, weichen Haar, atmete den zarten Duft der Kräuter ein, mit dem sie es wusch. Ich versuchte die garstigen Erinnerungen des heutigen Tages zu verdrängen. Den modrigen Geruch der Hexen hatte ich abgespült, doch den widerlichen Gestank der Landstreicher würde ich tagelang nicht loswerden. Er schien meine Poren zu durchtränken, selbst nach heftigem Ölen und Abkratzen mit meinem gebogenen Hornstrigilis.
    Manchmal, wenn sich Helena um meine Sicherheit geängstigt hatte, rächte sie sich mit einer wütenden Zurechtweisung. Wenn sie wirklich verängstigt war, sagte sie nichts. Dann war ich derjenige, der sich Sorgen machte.
    Ich legte meine Arme um sie und lehnte entspannt den Kopf an die Wand. Helena ließ sich gegen mich sinken und genoss die Erleichterung meiner Rückkehr.
    Der Pförtner schaute wieder herein. »Keine krummen Dinger!«
    Er war

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