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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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eine echte Landplage. Wir verstanden den Wink und verschwanden.
     
    Erst als wir langsam nach Hause gingen, gefolgt von Nux, die ausführlich jeden Randstein beschnüffelte, erwähnte Helena Titus Cäsar.
    »Ach! Titus, ja? … Du hast hoffentlich bemerkt, dass ich nicht danach gefragt habe.«
    »Aber du hattest ihn im Sinn. Ich kenne dich, Marcus.« Helena hatte mich so lange warten lassen, wie sie konnte. Ich dachte, sie täte es aus Mutwillen, aber sie war verärgert über ihren prinzlichen Kumpan. Der kaiserliche Gutmensch hatte überhaupt nichts Gutes für Quintus getan.
    »War wohl sein freier Tag, was?«, fragte ich in aller Unschuld.
    »Hör auf, so nervig zu klingen!«
    »Bisschen erkältet? Drücken ihn seine Hühneraugen?«
    »Er war mieser Laune. Anscheinend – und das ist ein Geheimnis – sind Titus und Berenike übereingekommen, dass sie sich trennen müssen.«
    »Aua. Kein guter Moment, ihn um einen Gefallen zu bitten.«
    Seine Vernarrtheit in die judäische Königin war absolut echt. Als sein Vater zum Kaiser gekrönt wurde, war sie Titus in der glückseligen Hoffnung, mit ihm zusammenzuleben, nach Rom gefolgt. Nachdem sie offen und lange genug, um die Wichtigtuer zu beleidigen, gemeinsame Räume im Palast bewohnt hatten, schienen sie jetzt akzeptiert zu haben, dass es nicht von Dauer sein konnte. Das war vermutlich der schlimmste Augenblick, Titus Cäsar an einen anderen jungen Mann zu erinnern, der sich in eine schöne Barbarin verguckt hatte.
    Untröstlich, aber stur und gewissenhaft hatte Titus Helena trotzdem angehört. Dann hatte er Anacrites herbeizitiert und befragt, während sie zuhören durfte. Der Spion tischte Titus seinen brillanten Plan auf, Justinus zu benutzen, um Veleda in die Falle zu locken. Nachdem er diesen Plan von Anacrites gehört hatte (dem ich nicht mal zutrauen würde, eine Ratte als Haustier zu halten), hatte Titus Helena versichert, ihr Bruder sei außer Gefahr und werde gut behandelt.
    »Also, mein Liebling, während du schäumtest, hat Titus Cäsar Anacrites dazu gebracht zu gestehen, wo der Gefangene festgehalten wird?«
    »Nein«, erwiderte Helena kurz angebunden. »Anacrites, dieses gönnerhafte Schwein, behauptet, es sei das Beste, wenn unsere Familie es nicht erfährt.«
    Ich schnaubte. »Und – wie ich den idiotischen Spion selber gefragt habe – auf welche Weise soll die liebeskranke Veleda diesen gutaussehenden Köder bemerken, den er für sie ausgelegt hat?«
    »Oh, dazu gibt es einen hinterhältigen Plan«, spottete Helena. »Hör dir dieses Prachtstück an: Die Prätorianer haben eine Kontaktanzeige am Forum angebracht. So was in der Art wie
Gaius aus Metapontus hofft, dass seine Freunde aus dem Ausland dies sehen und ihn im Goldenen Apfel in der Knoblauchstraße aufsuchen werden.
«
    »Lächerlich!«, gluckste ich. »Jeder weiß, das Gaius aus Metapontus ein dumpfbackiger Langweiler ist und seine Freunde ihm aus dem Weg gehen. Ja, seit er in Rom ist, sind sie alle in die Provinz Alpes Maritimae gesegelt, in einer Schiffsladung Fischsoße …«
    »Sei doch mal ernst, Marcus.«
    »Ich bin ernst. Der Goldene Apfel ist eine miese Kaschemme. Jeder, der dort absteigt, würfelt sich um Kopf und Kragen.«
    Helena gab sich geschlagen und spielte mit. »Während die Knoblauchstraße ein bekanntes Diebesquartier ist, wenn auch nicht ganz so schlimm wie die Heumachergasse … Ich hab’s mir erspart, mich mit Anacrites zu streiten. Es gibt andere Möglichkeiten, mit Blödmännern fertig zu werden. Ich habe einfach gelächelt und mich bei Titus fürs Zuhören bedankt.«
    »Und?«
    »Was hättest du getan, Marcus? Nachdem ich die Audienz verließ, bin ich zum Forum gegangen und habe nach der Anzeige gesucht.«
    Ich blieb stehen. Nux nahm das zum Anlass, den halbverwesten Kadaver eines Huhns im Rinnstein zu untersuchen. Ich küsste Helena sanft auf die Stirn und blickte sie dann mit ungetrübter Zärtlichkeit an. Kein Privatschnüffler könnte sich einen intelligenteren und vertrauenswürdigeren Partner wünschen. Ich redete mir gerne ein, dass meine Ausbildung eine gewisse Rolle bei ihrer Tüchtigkeit gespielt hatte, aber sie warf mir einen strengen Blick zu, und ich verkniff es mir, diesen Verdienst zu erwähnen. »Du bist einmalig.«
    »Jeder hätte das tun können.« Viele hätten es nicht getan. »Andererseits«, fuhr Helena fort, immer noch voll grausamer Verachtung für das Strategem des Oberspions, »kann Veleda keine Ahnung haben, dass sie nach einer

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