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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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rannten weiter. Niemand hielt uns auf.
    Wir kamen durch formelle Bereiche in gedämpften Schwarz- und Goldtönen über einen kleinen Innenhof mit einem sprudelnden Springbrunnen und befanden uns dann plötzlich in dekadenten Innenräumen, geschmückt mit Fresken ineinander verknäuelter Paare und Dreiergruppen, die jedem Bordell zur Zierde gereicht hätten. Wir gelangten zu einem schmalen Durchgang, in dem ein Vigile auf eine Tür einschlug, belästigt von zwei großen bellenden Hunden. Verärgert trat der Mann nach ihnen, hackte dann mit einem Handbeil auf die Türfüllung ein, fest genug, um das Holz zum Splittern zu bringen und sich Zugang zu verschaffen. Petronius hob einen kleinen Tisch mit Marmorplatte hoch und schlug damit ein größeres Loch. Bald darauf gab die zersplitterte Türfüllung unter Schulterstößen nach.
    Der Raum enthielt eine Sammlung von der Art Kunst, die Männer in privaten Salons hinter verschlossenen Türen verwahren, »um die Sklaven nicht zu erregen«. Wodurch geheime Pornographiesitzungen für sie selbst noch erregender werden.
    In diesem Teil des Hauses war weniger Rauch. Als wir uns angewidert von der Kunstsammlung abwandten, konnten wir einen jungen Mann erkennen, der eine Tür weiter hinten im Flur geöffnet hatte und herausschaute, um zu sehen, was dieser Lärm bedeutete. Camillus Justinus.
    Sofort wurde er, wie es den Dienstvorschriften der Vigiles entspricht, rauh gepackt, halb bewusstlos geschlagen, als er protestierte, und dann ganz professionell von Hand zu Hand bis zum Außenbereich des Hauses weitergereicht, wo er – unter Umständen, die später nicht mehr nachvollziehbar waren – verschwand.
     
    Unter den vielen Gerüchten, die sich im Nachhinein über das Feuer im Haus des Spions verbreiteten, hörte ich, die Sechste Kohorte habe, als sie ihre Espartomatten für die Rückkehr ins Wachlokal zusammenpacken wollte, entdeckt, dass jemand den Mattenkarren gemopst hatte. Und es wurde erzählt, zweifellos boshaft, dass gegen Ende des Vorfalls Anacrites aufgetaucht sei und wütend wurde, als er den Bericht über die Schäden in seinem Haus von einem Mann entgegennehmen musste, der als fünf Fuß große Karotte verkleidet war. Die Sechste Kohorte wies empört jedes Wissen über dieses Gemüse zurück.
    Anacrites wurde so zornig, dass er die Verhaftung der Karotte befahl, doch die konnte sich rasch verdrücken, als alle damit beschäftigt waren, sich einer Gruppe älterer Männer entgegenzustellen, vermutlich germanischer Nationalität, die von hinten in das Haus des Spions einzudringen versuchten, während der Spion selbst noch davorstand. Der Tribun der Sechsten (ein Offizier, der durch den dringlichen Bericht, ein hohes Tier stehe dem Schlaganfall nahe, herbeigerufen worden war) beruhigte die Dinge und wiegelte den Angriff der Germanen als eine von überreizten Feiertagsnachtschwärmern durchgeführte dämliche Eskapade ab. Er ordnete an, die bärtigen Rheinländerrelikte in die Arrestzelle zu sperren, bis sie wieder nüchtern waren. Als Anacrites am nächsten Morgen vorbeikam und sie verhören wollte, hatte leider jemand die Befehle des Tribuns missverstanden und sie ohne Anklage in die Obhut jüngerer Verwandter entlassen, die zufällig vorbeigekommen waren und versprachen, die alten Knaben aus weiteren Schwierigkeiten herauszuhalten. Wirklich bedauerlich, meinten alle. Greise Bürger aus dem kaiserlichen Dienst mit bisher makellosem Ruf, die sich durch eine Flasche zu viel zu so etwas hinreißen ließen … Als Anacrites sie zu finden versuchte, hieß es, sie seien alle für einen verspäteten Winterurlaub nach Germanien zurückgekehrt.
    Und wo war sein Gefangener? Keine Ahnung, wovon Sie sprechen, beharrte die Sechste Kohorte. Wir haben alle Sklaven zurückgegeben, die wir gefunden haben, und darauf geachtet, eine Quittung zu bekommen.
    In Sicherheit. In Sicherheit und gut versteckt.

XXXV
    A nacrites’ erbärmliches Hirn musste durchdrehen wie ein Wasserrad nach einem heftigen Gewitter. Sein erster Schritt in der Nacht des Feuers war ein offensichtlicher. Er brauchte nicht lange, um dahinterzukommen, dass jede Gaunerei, an der Vigiles beteiligt waren, auf mich und meinen Freund Petronius zurückgehen musste. Schneller, als wir erwartet hatten, spürte er das Gelage der Vierten Kohorte auf, bei dem es inzwischen völlig zügellos zuging. Marcus Rubella war irgendwie nüchtern genug geblieben, seine feindseligen Instinkte im Zaum zu halten, als Anacrites mit einigen

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