Mord im Atrium
Prätorianern im Schlepptau auftauchte. Schließlich war bekannt, dass Rubella den Ehrgeiz hatte, selbst in die Garde aufgenommen zu werden. Obwohl er inzwischen nichts Verständliches mehr rausbrachte, winkte er sie würdevoll herein, damit sie die Halle so gut es ging durchsuchen konnten. Was nicht einfach sein würde. Viele aus der Vierten Kohorte ruhten sich auf dem Boden aus, einige waren noch auf den Beinen, schwankten jedoch wie Gräser im Wind, andere standen stocksteif da und waren bereit, gegen ihren eigenen Schatten zu kämpfen. Die Prätorianer waren beeindruckt von diesem wüsten Durcheinander, vergaßen bald ihre Befehle und machten fröhlich mit. Ich wies Junia an, ihnen zu geben, was sie wollten.
»Alles, nur nicht meinen Körper!«, erwiderte sie kichernd. Ich erschauderte bei diesem bizarren Gedanken.
Anacrites marschierte alleine herum und starrte in Gesichter. Das kommt bei Besoffenen meist nicht gut an. Mehrere Vigiles drohten ihm an, ihn zu Boden zu schlagen, wütend über sein arrogantes Verhalten. Jeder, den er fragte, schwor, dass Petronius und ich den ganzen Abend hier gewesen waren. Bald hörte er auf zu fragen. Blöd war er nicht.
Das Fest war völlig aus dem Ruder gelaufen, sehr zum Erstaunen meines Schwagers Gaius Baebius, der nie etwas kapierte und mit seinem dreijährigen Sohn aufgetaucht war. Er hatte wohl vorgehabt, sich hier kostenlos durchzufressen und zu warten, bis er Junia nach Hause begleiten konnte. Sie hatte andere Vorstellungen, insoweit ihr Denkprozess überhaupt noch funktionierte. Obwohl Junia behauptete, niemals zu trinken, hatte sie diesen glückseligen Zustand erreicht, in dem sie keinen Grund sah, das Fest je zu verlassen (eine Situation, die Gaius vielleicht vorausgesehen hatte, falls er sie besser kannte, als ich annahm). Ich wollte, dass sie verschwand. Sie zeigte Anzeichen, angriffslustiger zu werden als all die benebelten Männer um sie herum, was sich darin äußerte, dass sie Bemerkungen über Anacrites und unsere Mutter brüllte, die der Spion als beleidigend auffassen konnte. Mama wäre ebenfalls nicht erfreut. Sie war die Wichtigere. Ich fragte mich, ob der Mord an einer vierzigjährigen Tochter wohl immer noch als Kindstötung gelten würde.
Inzwischen hatten einige der grünen Zweige an der Decke durch die Lichterketten Feuer gefangen. Der kleine Marcus Baebius, der nichts von dem Tumult hören konnte und daher weniger Angst zeigte, als normal gewesen wäre, schaute sich staunend um und war der Erste, der seinen Vater auf die Flammen in den trockenen Kiefernzweigen aufmerksam machte.
»Na, so was!«, rief Gaius laut. Die Reaktion der Vigiles war dussliger, als es ihr Feuerwehrhandbuch vorschrieb. Von denen, die den Brand bemerkten, übernahmen die meisten die traditionelle Ansicht des öffentlichen Dienstes, dass für jedes Handeln jemand anders verantwortlich sei. Manche hoben ihre Weinbecher und prosteten den Flammen zu.
»Ein kleines Kind ist in Gefahr!«, schrie Junia und kam schwankend auf die Füße.
Das brachte nur Lachsalven hervor und den beliebten Spruch: Wie viele Vigiles braucht es, um ein Feuer zu löschen? Worauf die Standardantwort lautet: Vierhundertneunundneunzig, um Befehle zu geben, und einen, der auf die Flammen pisst. Dann landete ein Funken auf Rubella, also schaltete er sich endlich ein. Er befahl einer Gruppe, die brennenden Zweige auf die Straße zu zerren, wo sie nur Wohnhäuser niederbrennen würden, nicht das Lagerhaus, das so kostspielig mit Geld aus der gemeinsamen Unterhaltungskasse angemietet worden war.
Als die Leute nach draußen stürmten, um sich das Freudenfeuer anzuschauen, öffnete sich eine Schneise, und Anacrites stieß zu Petronius und mir vor. Er quetschte sich mit seiner teuren Tunika durch eine eng zusammenstehende Gruppe, zu der auch der als Rübe verkleidete Mann gehörte, dessen Freunde ihn festhielten und Wein in ihn hineingossen (durch seinen Blätterbüschel), als wäre es eine gefährliche Mutprobe. Ohne groß auf sie zu achten, stieß der Spion sie mit den Ellbogen beiseite. »Euch beide habe ich gesucht!« Er brachte nichts Vernünftiges aus uns raus. Wir waren viel zu betrunken, saßen auf einem Podium, hatten die Arme umeinandergelegt und sangen sinnlose Hymnen, während der Kellner Apollonius uns verzweifelt bat, nach Hause zu gehen.
Anacrites wurde dann fast von dem als Rübe verkleideten Mann zu Boden geworfen. Der Spinner schubste ihn von hinten an, während seine Kumpane ihn kraftlos
Weitere Kostenlose Bücher