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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Räuberleiter hochgehievt. Sie kletterten über die hohe Mauer und nahmen eine abgedeckte Laterne mit, die sie praktischerweise dabeihatten. Sofort fingen Wachhunde an zu bellen, verstummten dann aber abrupt. Die Jungs kehrten unverletzt zurück und sagten, sie hätten in einem Laubhaufen Feuer entzündet. Über das, was als Nächstes geschah, war ich verdutzt. Petro stieß einen lauten Pfiff aus, wie es die Wachen taten, um Verstärkung anzufordern, wenn sie ein Feuer entdeckt hatten. Statt direkt zur Eingangstür zu hasten, hockten wir uns unauffällig in den Schatten und hielten uns ruhig. »Gehen wir nicht rein?«
    »Halt die Klappe, Falco!«
    Als nach einer Weile immer noch nichts passiert war, murmelte Petro verächtlich vor sich hin und pfiff dann erneut, lauter. Diesmal hörten wir rasch marschierende Füße. Eine reguläre Gruppe von Vigiles kam um die Ecke auf uns zu. Petronius trat in das Licht ihrer Fackeln. »Oh, Legat, ich bin so froh, Sie zu sehen. Ich war mit ein paar Freunden auf dem Weg zu einem Fest, als wir Rauch rochen. Es scheint aus dem Haus da drüben zu kommen.«
    »Haben Sie den Haushalt aufgeweckt?«
    »Da reagiert keiner. Die denken wahrscheinlich, wir wären Betrunkene, die hier nur rumlärmen, und erkennen nicht, dass wir gemeinsinnige Bürger sind.«
    »Na dann, vielen Dank. Sie können es jetzt uns überlassen. Keine Sorge, wir werden das bald erledigt haben.«
    Petronius grinste mich an. »Sechste Kohorte. Wir befinden uns in ihrem Zuständigkeitsgebiet. Es gibt Regeln, weißt du, Falco.« Ich wusste allerdings, dass er die Sechste nicht leiden konnte und lieber sie mit in das hineinziehen würde, was noch folgen sollte, statt seine eigene Kohorte – falls irgendwas schiefging. Die Männer, mit denen er gesprochen hatte, wussten genau, wer er war. Irgendwie hatte er die gutgläubige Sechste überredet, ihm einen Gefallen zu tun.
    Laute Schläge an die Tür brachten Haushaltssklaven zum Vorschein, deren Protest, dass nichts passiert sei, auf die übliche freundliche Vigilesart beiseitegewischt wurde – das heißt, die Sklaven wurden zu Boden geworfen, mit Tritten gefügig gemacht und unter dem Verdacht, Brandstifter zu sein, festgehalten. Dann stürmte die Sechste hinein, um das Haus zu durchsuchen, wozu Feuerwehrleute berechtigt waren, sobald Alarm gegeben wurde. Die Haushaltssklaven drehten inzwischen schier durch, weil ihnen vielleicht klarwurde, dass dies die übliche »Überprüfung von Wertgegenständen« mit sich bringen würde. Vermutlich fürchteten sie, dass sich hinterher nicht mehr so viele Wertgegenstände im Besitz ihres Herrn befinden würden wie vor dem Feuer. Die Sklaven wussten, dass Anacrites sie für jegliche Verluste verantwortlich machen würde, und sie wussten, wie bösartig er sein konnte.
    Inzwischen gab es tatsächlich ein Feuer. Anscheinend war es von dem Haufen feuchter Blätter, den Petros Männer für den falschen Alarm entzündet hatten, auf die Fensterläden übergesprungen und hatte einen Funkenregen auf das Dach niederfallen lassen, alles innerhalb von Minuten. Vielleicht hatten sie es übertrieben, bemerkte Petronius düster. Auf jeden Fall war Anacrites’ Haus jetzt mit dickem Rauch erfüllt. Mitglieder der Sechsten Kohorte rannten herum, ausgerüstet mit Eimern, Seilen und Wurfhaken, die sie immer dabeihatten. In vorbildlicher Geschwindigkeit traf ihr Löschfahrzeug in der Straße ein. Jeder Hausbesitzer wäre überglücklich gewesen, eine so rasche Reaktion auf seinen Notfall zu bekommen – ein Glück, das tatsächlich nur wenigen zuteilwurde. Aber wir befanden uns im Bezirk des Palatin und des Circus Maximus, wo die Gebäude im Besitz des Staates sind und selbst Privathäuser meist Männern gehören, die den Kaiser persönlich kennen. Ein mit Espartomatten beladener Karren traf ein – so hoch beladen, dass er kaum vorwärtskam.
    »Kommt mir fast so vor, als hätte die Sechste mit diesem Feuer gerechnet«, murmelte ich. Petronius warf mir einen strafenden Blick zu.
    Dann – war da ein Signal? – packte er mich am Arm und rannte auf das Haus zu. Ich folgte ihm, als er hineinstürmte. Der Rauch war echt und ließ uns würgen, während wir durch Flure eilten. Vor uns hatten die Vigiles Türen eingetreten, um nach Bewohnern zu suchen. Immer noch wurden hustende Sklaven von Mitgliedern der Sechsten, die sie laut anbrüllten und herumstießen, an uns vorbei nach draußen geschubst. Es war Taktik, sie einzuschüchtern und zu verwirren. Wir

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