Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
Stirn. «Und was war bei dem zweiten Mord?»
    «Das weiß ich nicht. Ich war an dem Tag bei Änne, aber als ich ging, war alles noch in Ordnung. Sie sagte zwar, dass noch jemand kommen würde, um sie und die anderen Frauen zu befragen, aber ich hab den Mann nicht gesehen.»
    «Dann verstehe ich nicht …» Adelina nahm ihre Wanderung durch die Zelle wieder auf. «Warum habensie dich überhaupt mit den Morden in Verbindung gebracht?»
    Ludmilla stieß spöttisch die Luft aus. «Na, weil mich jemand angezeigt hat, was denkst du denn?»
    «Und wer?»
    «Mutter Berta, die Dicke Trin, Änne, was weiß ich. Die wollen doch zuvörderst ihre eigene Haut retten. Hat ihnen aber wohl nicht viel genützt. Den Schreien nach, die hier zuletzt durch den Turm gehallt sind, haben sie sie alle eingesperrt und ebenfalls …», sie wedelte trotz Schmerzen wieder mit der rechten Hand, «… befragt.»
    Nachdenklich hielt Adelina vor der Schießscharte an und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick nach draußen zu erhaschen. Sie sah ein Stück blauen Himmel und eine kleine weiße Wolke, die träge dahinzog. Ganz rechts konnte sie ein Stückchen Mauer der Torburg erkennen. Langsam drehte sie sich wieder zu Ludmilla um. Die Alte hatte die Augen geschlossen. Als Adelina sie ansprach, öffnete sie sie wieder.
    «Du weißt also nicht, wer dich angezeigt hat? Das müssen wir in Erfahrung bringen.»
    Ludmilla hob nur müde die Schultern.
    «Also gut. Dann sag mir noch eines. Hast du eine Ahnung, womit die Opfer das Gift zu sich genommen haben könnten?»
    «Womit? Es muss im Essen gewesen sein.» Ludmilla hob verblüfft die Augenbrauen. «Das ist doch klar. Oder mit Wein oder Bier.»
    «Es wurden aber keine Essensreste gefunden.»
    «Das kann nicht sein. Sie werden den Eisenhut wohl kaum freiwillig geschluckt haben.»
    Adelina legte den Kopf auf die Seite. «Lass es mich anders formulieren. Sie haben zwar neben van KneyartEssensreste gefunden, diese waren aber nicht vergiftet.»
    «Dann muss er noch etwas anderes gegessen haben.» Ludmilla setzte sich ein wenig auf und stöhnte, als ihre Gelenke dabei laut knackten. «Dieses kalte Gemäuer ist nichts für meine alten Knochen.»
    «Es gab, laut Reese, keine weiteren Speisen in der Kammer», fuhr Adelina fort. «Und die Hübschlerin zeigte keine Anzeichen einer Vergiftung.»
    «Die Elsbeth. Ein hübsches Ding. Hat wohl Glück gehabt.»
    «Elsbeth heißt sie also? Ich weiß nicht, ob es Glück war. Vielleicht hat ja sie ihm das Gift gegeben.»
    «Glaub ich nicht.» Ludmilla schüttelte den Kopf. «Dazu ist sie nicht helle genug. Sie ist ein liebes Schäfchen, träumt den ganzen Tag von einem Prinzen, der sie aus ihrem Leben erlöst und ehrbar macht.» Wieder zuckte Ludmilla mit den Schultern, doch auf ihrem Gesicht lag ein mitleidiger Ausdruck.
    «Und wenn jemand sie mit falschen Versprechungen dazu angestiftet hat?»
    «Ach was.» Nun lachte Ludmilla wieder heiser. «Dann hätten sie den Schuldigen längst gefunden. Die würde allein beim Gedanken an eine peinliche Befragung singen wie eine Nachtigall. So ein Häschen wie die ist mir noch niemals begegnet. Aber in ihrem Gewerbe muss sie wohl gut sein, sonst hätte sie nicht einen Tag lang überlebt.»
    «Aber sie wurde doch befragt …», begann Adelina.
    «Sicher», unterbrach Ludmilla sie. «Falls sie es überlebt hat, wird jetzt nicht mehr viel mit ihr anzufangen sein. Jedenfalls glaube ich nicht, dass sie etwas mit dem Gift zu tun hat.»
    «Dann eben jemand anderes», befand Adelina. Auf dem Gang draußen wurden Schritte laut. «Ich muss gehen.» Sie nahm die Decke aus dem Korb und legte sie Ludmilla um die Schultern. Hinter ihr wurde der Riegel kreischend zurückgeschoben.
    «Ende der Besuchszeit», knurrte der Wachmann mürrisch und beäugte dabei voller Misstrauen die alte Frau.
    «Ich komme sofort.» Adelina nahm das Brot und die Möhren, drückte sie Ludmilla in die Armbeuge und flüsterte: «Ich komme bald wieder. Und wenn es in meiner Macht steht, hole ich dich hier heraus.» Dann drehte sie sich zu dem Wächter um. «Sie braucht frisches Wasser.»
    Er rümpfte die Nase. «Kann sie haben, so viel sie will.»
    Adelina nickte Ludmilla noch einmal über die Schulter zu und schob sich an dem Soldat vorbei aus der Zelle. Der knallte die Tür wieder zu und folgte ihr dann bis zum Ausgang.
    «Kann nicht verstehen, was Ihr mit einer wie der zu schaffen habt», knurrte er.
    «Ich glaube auch nicht, dass Euch das etwas angeht», gab

Weitere Kostenlose Bücher