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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Paste verrührte.
    «Was soll das werden, Kind?»
    Adelina stellte die Phiole beiseite. «Eine Paste gegen Gliederreißen. Man kann sie mit Hilfe warmer Umschläge anwenden. Neklas verschreibt sie seinen Patienten sehr oft. Er hat auch vorgeschlagen, das Aqua Ardens dafür zu benutzen, das er manchmal herstellt. Vorher habe ich es nur zum Saubermachen verwendet, aber als Zusatz für Arzneien eignet es sich auch hervorragend. Leider ist dies die letzte Phiole. Solange Neklas noch fort ist, muss ich sparsam damit umgehen.»
    «Ach ja, wann kommt er denn nun zurück?» Albert begann, die geschnürten Kräuterbündel ordentlich auf der Theke aufzureihen.
    «Er hat bisher keine Nachricht geschickt.» Mit einem Spatel gab Adelina die grüne Beinwellpaste in einen Tiegel. «Aber ich denke, er wird bald wieder hier sein.»
    «Wie lange ist er nun fort? Fünf, sechs Wochen? Aber Kortrijk ist ja auch weit und wer weiß, wie krank seine Mutter tatsächlich war. Falls sie wirklich auf dem Totenbett lag, muss er ja bis zur Beerdigung bleiben.» Albert hatte die Kräuterbündel sortiert und legte sie nun vorsichtig zurück in den Korb. «Ich werde das hier mal mitnehmen und im Hinterzimmer aufhängen.» Er trug den Korb zur Tür. «Adelina?»
    Sie blickte über die Schulter.
    «Dein Neklas ist ein guter Mann. Ich bin froh, dass er sich jetzt um dich kümmert.» Damit verließ er den Apothekenraum. Adelina starrte noch einen Moment auf die Tür, die hinter ihm zugefallen war, dann wandte sie sich abrupt um und nahm einen Lappen zur Hand, um den Tresen zu reinigen.
    Danach mischte sie noch die Farben, die der Malermeister Grunert bei ihr bestellt hatte. Sie überlegte gerade, ob sie die Farben persönlich zu ihm bringen sollte, als Franziska hereingestürzt kam.
    «Herrin, Euer Vater! Ich weiß nicht, wie es passieren konnte, aber er ist schon wieder verschwunden.» Die junge Magd rang verzweifelt die Hände.
    «Das kann nicht sein.» Rasch legte Adelina das Päckchen mit den Malerfarben zurück ins Regal. «Vater war bis vor kurzem noch hier bei mir. Ist er denn nicht im Hinterzimmer? Er wollte doch die Kräuterbündel zum Trocknen aufhängen.» Sie trat zur Tür und warf einen Blick in den kleinen Raum, der zum Lagern von Arzneien diente und in dem auf einem niedrigen Tisch mehrere komplizierte Apparaturen, verschieden große Mörser und eine weitere Waage standen. Diese Utensilien benutzte Adelina, um mancherlei schwierige Rezepturen zu mischen und natürlich, um ihr Konfekt herzustellen.
    Der Korb mit den Kräutern stand neben dem Tisch. Ein halbes Dutzend Bündel hatte Albert an einer Schnur aufgehängt, bevor er das Zimmerchen verlassen hatte. Doch wohin?
    «Er ist nicht durch die Haustür gegangen, sonst hätte ich ihn ja gesehen.» Adelina drehte sich wieder zu Franziska um, die ängstlich auf Anweisungen wartete. «Hast du im Garten nachgesehen?»
    «Natürlich, aber da ist er auch nicht.»
    «Ist er vielleicht durch das Tor hinausgegangen?», hakte Adelina nach, doch Franziska schüttelte heftig den Kopf.
    «Ludowig sagt, er hat ihn nicht gesehen.»
    «Dann muss er ja wohl noch im Haus sein.»
    In diesem Moment drang von irgendwo im Haus ein lautes Scheppern, dann ein Fluchen.
    «Vater!» Erschrocken eilte Adelina an der Magd vorbei durch das Hinterzimmer in den winzigen Flur, der zur Kellerstiege führte.
    Albert kam gerade die letzten Stufen herauf und lächelte sie schief an. «Verzeih, Adelina, habe ich dich erschreckt? Ich bin unten gegen einen Eimer gestoßen. Hier.» Er hielt ihr eine schon leicht angestaubte Glasphiole hin. «Ich habe mich erinnert, dass ich irgendwo noch etwas von dem Aqua Ardens aufbewahrt habe. Es stand hinter den Büchern, die Neklas mitgebracht hat. Jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben, dass es dir ausgeht, bevor er zurück ist. Außerdem könnte ich dir ja auch noch welches herstellen.»
    «Vater …» Adelina musste sich räuspern, weil ihr die Stimme zu versagen drohte. Vor Erleichterung und Rührung stiegen ihr die Tränen in die Augen, doch sie drängte sie mit aller Macht zurück. «Das ist sehr lieb von dir.» Sie nahm die Phiole vorsichtig entgegen. «Danke, Vater.»
    «Nun muss ich aber noch die restlichen Kräuter aufhängen.» Er tätschelte ihr liebevoll die Wange, bevor er wieder in das Hinterzimmer ging.
    Einen Moment lang starrte Adelina auf die Phiole in ihrer Hand, dann lehnte sie sich kraftlos gegen die Wand.
    «So gut ging es ihm schon lange nicht mehr, nicht

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