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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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einander einen Moment lang besorgt in die Augen.
    «Wir sollten uns jetzt erst einmal auf die Hübschlerinnen konzentrieren», befand Neklas und pochte energisch an die Eingangstür. Nur Augenblicke später wurde sie aufgerissen. Der Wachsoldat runzelte unfreundlich die Stirn, erkannte dann jedoch den städtischen Medicus.
    «Was wünscht Ihr?»
    «Ich möchte die Gefangenen aufsuchen und auf ihren Gesundheitszustand hin untersuchen. Meine Gemahlin, die Apothekerin ist, begleitet mich, falls es nötig sein sollte, dass sie Arzneien zusammenstellen muss.»
    «Ach.» Der Wächter verzog spöttisch die Mundwinkel, enthielt sich jedoch eines Kommentars. «Ihr könnt raufgehen, müsst jedoch warten. Ein Pfaffe ist gerade bei den Weibern. Ist nur ’ne Minute vor Euch gekommen. Ist heute der reinste Taubenschlag hier.»
    Die beiden nickten und betraten hinter ihm den Turm.
    «Pitter!», brüllte er, und sofort tauchte ein zweiter Soldat aus einem Raum hinter der Treppe auf. «Hier ist noch mehr Besuch für die Weiber oben. Der Stadtarzt und die Frau Apothekerin. Wollen die Liebchen oben gesund pflegen.»
    Der Soldat namens Pitter zuckte nur mit den Schultern.«Bei den jungen würd es sich ja vielleicht noch lohnen, aber die Alte ist doch fast hinüber nach der letzten Befragung.»
    Adelina zuckte zusammen. «Was ist mit Ludmilla?»
    Wieder erhielt sie nur ein gleichgültiges Schulterzucken zur Antwort. «Was schon. Die pfeift auf dem letzten Loch. Mussten gestern die Befragung abbrechen, weil sie einfach umgekippt ist. Wenn Ihr mich fragt, die könntet Ihr so auf die Straße legen. Die tut keinem mehr was. Ist sowieso ’ne Schande. Die Alte hat seinerzeit meiner Base im Wochenbett beigestanden, als es ihr so schlecht ging. Und sie hat Mutter und Kind gerettet. So eine vergiftet nicht einfach die Leute.»
    «Halt’s Maul, Pitter», knurrte der Torwächter. «Bring die zwei nach oben und schick sie zu den Weibern rein, wenn der Pfaffe raus ist.»
    Pitter geleitete sie die Treppe hinauf und führte sie dann in ein Gelass am Anfang des Zellentraktes.
    «Wartet hier.» Er wies auf die kahle Steinbank unter dem schießschartenartigen Fensterchen. «Wenn der Priester weg ist, sag ich Bescheid.» Er ging fort, und kurz darauf hörte man den Riegel einer der Zellen quietschen und leise Stimmen. Dann quietschte ein zweiter Riegel. Pitter kam wieder zurück. «Dauert noch ’n bisschen. Er wollte noch unbedingt zu der Alten.» Damit verschwand er wieder. Neklas setzte sich auf die Bank, Adelina jedoch war zu unruhig. Sie ging ein paar Schritte auf und ab, dann trat sie auf den Gang hinaus und lief zu Ludmillas Zellentür. Drinnen hörte sie die Stimme des Priesters, konnte die Worte jedoch nicht verstehen. Leise trat sie noch näher an die Tür und sah sich dabei vorsichtig um. Doch der Soldat Pitter war nicht zu sehen.
    Nun war von drinnen ein Husten und dann Ludmillas krächzendes Lachen zu vernehmen. «So hast du mich also gefunden.»
    «Ich habe nicht nach dir gesucht», antwortete die Stimme des Geistlichen.
    Neklas war Adelina inzwischen gefolgt, und sie winkte ihm, rasch näher zu kommen.
    «Der Heilige Geist hat mich zu dir geführt», fuhr der Geistliche fort. Adelina runzelte die Stirn. Wo hatte sie diese Stimme nur schon einmal gehört?
    «Der Heilige Geist, hä?» Wieder lachte Ludmilla und hustete erneut krampfhaft. «Na, meinetwegen. Nun weißt du also, wo ich bin, mein lieber Bruder im Herrn.» Wieder lachte sie. Diesmal klang es ausgesprochen gehässig. «Im Herrn», wiederholte sie. «Und was willst du jetzt machen? Mich zurückschleppen? Wird dir wohl kaum gelingen. Die lassen mich hier verrotten. Und selbst wenn es dir gelingen sollte, das Kloster gibt es doch schon lange nicht mehr. Ist in Rauch und Flammen aufgegangen, und damit auch jeglicher Beweis über meine Herkunft.»
    «Das interessiert mich nicht», erwiderte der Priester. «Die würden dich sowieso nicht wieder aufnehmen nach dem gottlosen Leben, das du all die Jahre geführt hast. Nein, du bist genau da, wo du hingehörst.» Seine Stimme war nun nicht mehr nur streng, sie war bitterböse. «Ich habe mich erkundigt. Über dich und was man dir vorwirft. Und in einem bin ich mir sicher: Die irdische Strafe, die dich erwartet, ist nicht einmal ansatzweise das, was du verdient hast. Deine Gottlosigkeit …»
    «Weshalb bist du hier?», unterbrach Ludmilla ihn unwirsch.
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann antwortete er: «Ich will, dass du gestehst

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