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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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wirst die Apotheke morgen geschlossen lassen müssen. Die Beerdigung wird nicht vor Mittag vorbei sein, und das Gefängnis können wir erst am Nachmittag aufsuchen.»
    Adelina sagte noch immer kein Wort. Sie schnürte mit gerunzelter Stirn ihre Schuhe auf und spürte, dassNeklas sie aufmerksam beobachtete. Als er sie wieder ansprach, hörte sie an seiner Stimme, dass er noch immer lächelte.
    «Du bist doch wohl nicht noch immer sauer, weil ich dich nicht allein gehen lasse? Falls doch, solltest du mich nun unbedingt wissen lassen, was ich tun kann, um dich wieder zu versöhnen.» Er streckte die Hand nach ihr aus. In diesem Moment blickte sie auf.
    «Neklas, mit deiner Tochter stimmt etwas nicht.»
    Seine Hand blieb mitten in der Bewegung stehen, dann ließ er sie zurück auf die Matratze sinken. Langsam richtete er sich auf. «Was meinst du damit?»
    «Sie hat Bisswunden an der Hand.»
    Neklas entspannte sich und lächelte. «Hat sie sich mit Fine angelegt?»
    Adelina schüttelte den Kopf. «Die Wunden sind schon älter, glaube ich. Bis auf eine.»
    «Gibt es in der Nachbarschaft einen Hund?»
    Adelina zog ihre nackten Füße aufs Bett und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. «Du verstehst nicht. Diese Bisswunden … ich glaube nicht, dass sie von einem Tier stammen.»
    «Nicht von einem Tier? Aber was …?» Neklas hob überrascht die Brauen, dann richtete er sich mit einem Ruck ganz auf. «Willst du etwa behaupten, irgendein Mensch hätte sie gebissen?»
    «Nicht irgendein Mensch. Ich glaube, sie hat sich die Wunden selbst zugefügt.» Bevor er auffahren konnte, hielt sie ihn am Ärmel fest.
    Er starrte sie an. «Weshalb sollte sie sich selbst verletzen?»
    «Ich weiß es nicht. Aber es sieht aus, als habe sie es schon des Öfteren getan.» Sie erzählte ihm von demBlutfleck auf dem Bettlaken des Mädchens und verschwieg auch nicht, dass Griet eingenässt hatte. Neklas hörte ihr mit wachsendem Unbehagen zu und fuhr sich ein ums andere Mal mit den gespreizten Fingern durch die wirren Locken.
    «Sie hat auch Angst im Dunkeln», schloss Adelina. «Das hat sie mir vorhin gestanden. Ich habe ihr das kleine Öllämpchen angelassen.»
    «Wir müssen mit ihr darüber sprechen», meinte Neklas. «Sie muss uns sagen …»
    «Gar nichts wird sie uns sagen.» Adelina schüttelte ernst den Kopf. «Sie ist vielleicht deine Tochter … unsere Tochter», verbesserte sie sich, sodass er überrascht den Kopf hob. «Aber sie ist fremd hier. Zu keinem von uns hat sie bisher rechtes Vertrauen gefasst. Und wie auch nach der kurzen Zeit, die sie erst hier ist? Wir müssen ihr etwas Zeit geben.»
    «Aber die Wunden und die Angst … Wir müssen doch etwas unternehmen!»
    «Wir werden ein Auge auf sie haben. Mehr können wir nicht tun. Wenn ihr wirklich etwas fehlt und sie sich aus irgendeinem Grund selbst verletzt, helfen wir ihr sicher nicht, wenn wir sie zwingen, darüber zu sprechen.» Seufzend lehnte Adelina sich zurück. «Die Angst im Dunkeln muss damit überhaupt nichts zu tun haben. Viele Kinder fürchten sich in der Nacht. Ich selbst bin hin und wieder zu meinen Eltern ins Bett gekrochen, wenn ich mich im Dunkeln gefürchtet habe.»
    «Das haben sie dir erlaubt?» Plötzlich musste Neklas schmunzeln.
    «Warum nicht?» Adelina lächelte zurück. «Sobald ich eingeschlafen war, hat mich mein Vater zurück in mein Bett getragen.» Sie legte den Kopf auf die Seiteund schwelgte für kurze Zeit in Erinnerungen. «Ich war kein ganz einfaches Kind.»
    «Du bist auch keine ganz einfache Ehefrau», erwiderte Neklas lächelnd und zog sie an sich. «Ist es denn so, wie du gesagt hast? Wird Griet unsere Tochter werden?»
    Adelina lehnte ihren Kopf an seine Schulter. «Ich will es hoffen», antwortete sie und gähnte. «Sie ist ein liebes Mädchen und hat einen wachen Geist.»
    Neklas ließ sich mit Adelina in seinem Arm zurück in die Kissen sinken und zog ihr die Decke bis zu den Schultern hoch. Sie kuschelte sich an ihn und schloss die Augen. «Vielleicht bleibt sie ja auch unser einziges Kind», murmelte sie, dann schlief sie ein.

8
    Während des Trauerzuges für Anton Keppeler setzte der erste Regen seit Wochen ein. Zuerst nieselte es nur aus den tief hängenden Wolken, die über Nacht aufgezogen waren, doch schon bald fielen die ersten schweren Tropfen.
    In der überfüllten Gemeindekirche St. Brigiden roch es denn auch von Minute zu Minute unangenehmer nach nasser Wolle und Schweiß. Die Angehörigen der Zunft Himmelreich mit

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