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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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die Augen, doch dann lächelte sie wieder. «Aber das sind doch nicht Eure Sorgen. Damit müsst Ihr Euch nicht belasten. Ich mache mich nun wieder auf den Heimweg, meine Liebe. Gott schütze Euch.»
    Adelina nickte ihr zu, doch dann fiel ihr plötzlich noch etwas ein. «Frau Entgen, wartet!»
    Entgen blieb in der Tür stehen und drehte sich um.
    «Ich möchte Euch gern etwas fragen und hoffe, Ihr nehmt es mir nicht übel.»
    «Aber sicher.» Entgen nickte wohlwollend. «Fragt nur.»
    «Euer Bruder …» Fieberhaft suchte Adelina nach passenden Worten und entschied sich dann, ganz direkt zu fragen. «Wie oft ging er in das Dirnenhaus?» Sie beobachtete, wie Entgens Kinn leicht zu zittern begann, doch ihre Antwort kam ganz ruhig.
    «Das weiß ich nicht genau. Vielleicht ein-, zweimal im Monat.»
    «Nicht öfter?»
    Entgen kräuselte die Lippen. «Ich hing ihm ja nicht ständig am Rockzipfel, und Männer haben nun mal ihre Bedürfnisse. Weshalb wollt Ihr das wissen?»
    Mit nachdenklichem Blick trat Adelina hinter dem Tresen hervor. «Es gibt da eine Dirne, die behauptet, er habe sie regelmäßig zweimal die Woche besucht. Ihr Name ist Elsbeth.»
    Entgen wurde sichtlich blass. «Sie muss lügen. Niemals war Thönnes so häufig in dem Dirnenhaus. Nein, das glaube ich nicht. Wo ist dieses Weib, dass ich es zur Rechenschaft ziehen kann für ihr loses Mundwerk?»
    «Sie sitzt in einer Gefängniszelle in der Weckschnapp.»
    «Oh, natürlich.» Verlegen hüstelte Entgen. «Verzeiht, aber ich kann doch nicht zulassen, dass über Thönnes so schlecht geredet wird.»
    Vorsichtig trat Adelina noch einen Schritt auf Entgen zu. «Elsbeth behauptet, Euer Bruder habe ihr versprochen, sie aus dem Dirnenhaus zu holen und als ehrbare Frau in seinem Bonner Haus einzuquartieren. Sie sagt, er habe ihr die Ehe versprochen.»
    «Das ist ja wohl …!» Entgen schnappte nach Luft und wurde noch blasser. «Nie im Leben hätte er sich zu so etwas hergegeben. Stellt Euch das doch einmal vor: Ein bekannter und erfolgreicher Goldschmied und Ratsherr und eine Berlichhure? Dieses Weib muss vollkommen verrückt sein, sich so eine Geschichte auszudenken.»
    «Sie schwört Stein und Bein, dass es so war.»
    «Dann ist sie verrückt und eine Lügnerin. Mein Thönnes hätte so etwas nie getan.»
    «Dann hat er sie vor Euch niemals erwähnt?»
    Entgen schnaufte. Die Blässe wich einer beinahe hysterischen Röte. «Mit keinem Wort», presste sie hervor. «Mein Thönnes hätte mir das nicht angetan. Mein armer Thönnes! Er hätte nicht sterben dürfen!» Entgen begann zu schluchzen. Adelina legte ihr die Hand auf den Arm und versuchte, sie zu beruhigen.
    «Verzeiht, dass ich Euch aufgeregt habe, Frau Entgen. Ich möchte nicht, dass Ihr …»
    «Ist schon gut. Ihr seid jung und wisst es nicht besser. Bestimmt wollt Ihr mir nur helfen. Aber ich kann einfach noch nicht über ihn sprechen. Es tut zu weh. Ich gehe jetzt. Aber ich werde dennoch bei meinem Vetterein gutes Wort einlegen, wenn Ihr mir versprecht, mir sofort Nachricht zu geben, wenn Ihr etwas herausgefunden habt.» Entgen hielt inne und versuchte bereits wieder ein Lächeln. «Ich weiß doch, dass Georg Reese Euch um Mithilfe gebeten hat.»
    Sie nickte Adelina noch einmal zu, tupfte sich mit dem Ärmel ihres schwarzen Überkleides die Augen trocken und verließ dann mit hängenden Schultern die Apotheke. Draußen warteten bereits die Träger einer Sänfte und halfen ihr einzusteigen.
    Adelina blickte ihr mit gemischten Gefühlen nach, bevor sie die Tür wieder abschloss.
    ***
    «Wo ist denn mein Schwiegersohn heute?»
    Die Familie fand sich gerade zum Abendessen zusammen, als Albert die Frage stellte. Adelina wies Magda an, das Bier auszuschenken, während sie selbst den gesalzenen Hering und das Gemüse auftrug.
    «Neklas ist in Geschäften nach Bonn geritten und kommt morgen zurück», erklärte sie und spürte einen Stich in der Magengrube. Sie hoffte wenigstens, dass es sich um Geschäfte handelte.
    «Na, also so etwas!» Ihr Vater schüttelte entrüstet den Kopf. «Das geht doch nicht. Er kann dich doch in deinem Zustand nicht einfach allein lassen!»
    Irritiert sah Adelina ihn an. «Was für ein Zustand, Vater?»
    «Was für ein Zustand?» Albert hob scherzhaft drohend den Zeigefinger. «Dein gesegneter Zustand natürlich. Er sollte sich wirklich mehr um dich kümmern.»
    Adelina schoss die Röte ins Gesicht, als sich die Blickealler neugierig auf sie richteten. «Vater, ich bin nicht schwanger.

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