Mord im Dirnenhaus
Wie kommst du denn darauf?»
Nun war es Albert, der sie irritiert ansah. «Was redest du denn da? Du hast mir doch selbst gesagt, dass du ein Kind erwartest.»
«Und wann soll das gewesen ein?»
«Du hast gesagt, wenn es ein Mädchen wird, wollt ihr es Griet nennen.»
Adelina stieß halb erleichtert, halb erschüttert die Luft aus. «Vater, Griet ist unser neues Lehrmädchen und meine Stieftochter. Du hast da etwas verwechselt.»
Griet zuckte ein wenig zusammen, sah jedoch höchst verwundert und auch neugierig von einem zum anderen. Auch Mira hob erstaunt die Brauen und musterte Albert mit unverhohlener Neugier.
Adelinas Vater runzelte verärgert die Stirn. «Du hast es mir aber doch gesagt! Und dein neues Lehrmädchen heißt doch Mira, nicht Griet.»
Adelina seufzte und blickte für einen Moment ergeben zur Decke, bevor sie antwortete: «Ich habe zwei Lehrmädchen, Vater. Griet und Mira. Und ich bekomme kein Kind. Und nun wird gegessen. Magda, reich mir bitte den Bierkrug.»
Adelina trug eine weitere Platte mit Fisch auf und ließ sich dann auf ihrem Platz nieder. Als sie gerade zum Tischgebet ansetzte, vernahm sie auf dem Gang vor der Küche Schritte. War Neklas doch schon wieder zurück? Sie drehte sich um und warf einen Blick über die Schulter, als sich die Küchentür öffnete. Doch beim Anblick der strahlend weißen Kutte klappte ihr die Kinnlade herunter.
«Gelobt sei Jesus Christus», sagte Bruder Thomasius in salbungsvollem Tonfall und bekreuzigte sich. Dieobligatorische Antwort auf seinen Gruß blieb den Anwesenden vor Überraschung jedoch im Halse stecken. Nur Vitus klopfte mit den Fingern auf den Tisch und krähte mit kieksender Stimme: «In Ewigkeit, Amen. Lina, ich will kein Fisch, nur Gemüse.»
Adelina reagierte nicht darauf, deshalb beeilte sich Franziska, dem Jungen das Gewünschte auf den Teller zu geben.
«Was tut Ihr hier? Wie seid Ihr hereingekommen?» Mittlerweile hatte sich Adelina so weit gefasst, dass sie aufstand und dem Dominikaner entgegentrat. Dieser setzte ein einigermaßen höflich-verlegenes Lächeln auf, das seine Augen jedoch nicht erreichte.
«Verzeiht, meine Tochter, Euer Hoftor war nur angelehnt und die Hintertür nicht verschlossen.»
Adelina sah Ludowig mit hochgezogenen Brauen an. Der Knecht zog zerknirscht den Kopf zwischen die Schultern. «Das hab ich vergessen. Der Bredel Karl will doch nachher noch eine Fuhre Abfallholz für den Ofen bringen, und ich hab ihm gesagt, wenn ich nicht da bin, soll er die Karre einfach in den Hof stellen.»
«Der Bredel Karl, aha.» Sie warf Ludowig noch einen strafenden Blick zu, bevor sie sich wieder an Thomasius wandte. «Wie könnt Ihr Euch erdreisten, einfach in fremde Häuser einzudringen? Geht gefälligst sofort wieder dorthin, wo Ihr hergekommen seid!»
«Aber, aber.» Das salbungsvolle Lächeln des Mönches jagte ihr einen Schauer über den Rücken. «Ihr werdet doch einen armen, demütigen Diener Gottes nicht so grob und ungastlich behandeln. Noch dazu, wo ich hier bin, um Euch im Guten zu warnen.»
Adelina hob erstaunt die Brauen. Am Tisch war es mittlerweile mucksmäuschenstill geworden. Alle starrtenden Dominikaner erwartungsvoll, aber auch ein wenig feindselig an. Das schien ihn jedoch in keiner Weise zu beunruhigen. «Wie ich erfahren habe, ist Euer Gemahl, der ehrenwerte Medicus Burka», an dieser Stelle hielt er bedeutungsvoll inne und seine Augen glitzerten, «heute aus der Stadt ge … ritten.»
Als Adelina nicht reagierte, fuhr er fort: «Ich hoffe für Euch, dass Ihr so gescheit gewesen seid, ein wenig Erspartes zurückzulegen.»
«Was wollt Ihr damit sagen?», fuhr sie ihn scharf an, doch das ließ sein falsches Lächeln nur noch breiter werden.
«Ich will damit sagen, dass Euer Gemahl ein außerordentliches Talent hat, sich unsichtbar zu machen. Das letzte Mal, als er bei Morgengrauen und in gestrecktem Galopp eine Stadt verließ, hat er sich über die Landesgrenze davongemacht, und ich habe ihn über ein Jahr aus den Augen verloren.»
Adelinas Herz begann hart gegen ihre Rippen zu schlagen. Das Blut schoss ihr in den Kopf. «Verlasst sofort mein Haus!», fauchte sie ihn an. Hinter ihr hörte sie, dass Ludowig sich langsam erhob, um ihr im Bedarfsfall beizustehen. «Wagt es nie wieder, Neklas auf diese Weise zu verleumden!» Sie trat noch näher auf ihn zu. «Geht, Bruder Thomasius, bevor ich vergesse, dass Ihr ein Diener Gottes seid.»
Der Mönch neigte demütig den Kopf. «Ich beuge mich Eurem
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