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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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sie den Kopf in der Erwartung, Neklas sei zurückgekehrt. Doch immer wieder wurde sie enttäuscht. Gleichzeitig ärgerte sie sich maßlos über sich selbst, da dieser vermaledeite Mönch es offenbar geschafft hatte, Zweifel in ihr Herz zu säen. Dabei war es einfach absurd zu glauben, Neklas hätte sich heimlich davongemacht und sie mitsamt dem Haushalt und seiner kleinen Tochter sitzengelassen. Doch das ungute Gefühl und der bittere Nachgeschmack der Angst blieben, sosehr sie sich auch bemühte, beides zu unterdrücken.
    Als sie schließlich kurz vor Marktende die Apotheke schließen wollte, sah sie Georg Reese auf ihr Haus zusteuern. Er trug über seinem Kaufmannsgewand den dunklen Ratsherrenmantel. Wahrscheinlich kam er gerade von einer Sitzung. Als er die Tür erreichte, bat sie ihn mit einer Handbewegung, einzutreten.
    «Verzeiht, Frau Adelina, dass ich Euch so spät noch aufsuche. Ich hatte vor, schon am Morgen zu Euch zu kommen, aber wichtige Geschäfte … Ihr wisst schon.» Er zuckte mit den Schultern. «Wie ich hörte, wart Ihr mit Eurem Gemahl noch einmal in der Weckschnapp. Habt Ihr etwas herausfinden können?»
    «Verschiedenes», antwortete sie und trat an den Verkaufstresen.Während sie weitersprach, begann sie die Oberfläche mit einem Tuch abzuwischen. «Eine der Hübschlerinnen, diese Elsbeth …»
    «Bei der Thönnes am Tag seines Todes war?»
    «Eben die. Sie behauptet tatsächlich, dass er ihr die Ehe angetragen habe. Und ich glaube ihr das sogar.»
    Reeses Mund klappte vor Verblüffung auf. «Ihr glaubt das?», stieß er hervor.
    Adelina zuckte nur mit den Schultern. «Sie schwört darauf.»
    «Sie muss übergeschnappt sein.»
    «Den Eindruck hatte ich nicht», widersprach sie. «Sie ist ein bisschen einfältig, und ich glaube nicht, dass sie klug genug wäre, sich so eine Geschichte auszudenken. Und noch etwas haben wir aus ihr herausbekommen. Van Kneyart schien in letzter Zeit mit irgendeiner Sache im Rat befasst gewesen zu sein.»
    «Mit was für einer Sache?» Reese hob die Brauen.
    «Mit einer großen Schweinerei.» Adelina zuckte mit den Schultern. «Sagt Elsbeth. Mehr wusste sie aber auch nicht. Nur Andeutungen habe er gemacht. Und irgendeinem Mistkerl, ich vermute, dabei handelt es sich um einen anderen Ratsherrn, wollte er den Hals umdrehen.»
    «Also ich muss schon sagen …» Reese schüttelte den Kopf. «Da habt Ihr mehr herausgefunden als die Schöffen während der gesamten peinlichen Befragung.»
    Sorgsam legte Adelina den Wischlappen zusammen und begann dann, die Gewichte ihrer Waage zu ordnen. «Vielleicht haben Eure Leute nur nicht die richtigen Fragen gestellt.»
    «Ihr wisst aber nicht, um was für eine Sache im Rat es ging?»
    «Nein. Ich glaube auch nicht, dass Elsbeth noch mehr darüber weiß.»
    «Eine weitere peinliche Befragung können wir uns also sparen, meint Ihr?»
    «Die Hübschlerinnen sind in keinem guten Zustand.»
    «Habt Ihr Mitleid mit ihnen?» Seine Stimme klang beinahe belustigt.
    «Wenn ich mir vorstelle, meine Finger und Füße würden derart geschunden – ja.»
    «Die Methoden sind durchaus üblich zur Wahrheitsfindung.»
    Adelina warf Reese einen zynischen Blick zu, enthielt sich jedoch eines Kommentars. «Kann es sein, dass van Kneyart mit der Schweinerei den Verrat an der Stadt meinte?»
    «Und mit dem Mistkerl denjenigen, der sein Siegel missbraucht hat, meint Ihr?» Reese runzelte nachdenklich die Stirn.
    «Dann glaubt Ihr inzwischen auch, dass ein anderer es zur Siegelung der Briefe benutzt hat, die an Hilger Quattermart gerichtet waren?», hakte Adelina überrascht nach.
    «Glauben ist zu viel gesagt», wehrte Reese ab. «Es gibt noch immer keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass jemand außerhalb seines Hauses und seiner Familie sein Siegel benutzt hat. Nur sein guter Leumund spricht dagegen, dass er es selbst war.»
    «Und Elsbeths Aussage. Wenn er dem Verräter auf die Schliche gekommen ist, wäre ziemlich sicher, dass Ihr seinen Mörder in Euren eigenen Reihen zu suchen habt.»
    «Das befürchte ich nun auch», seufzte Reese. «Ichdanke Euch für die neuen Informationen. Ich werde sehen, was ich damit ausrichten kann. Wenn wir nur einen Hinweis hätten, dass wirklich ein Verräter im Rat sitzt …» Als draußen die Marktglocke ertönte, zuckte er zusammen. «Schon so spät! Ich muss weiter, meine Liebe. In den nächsten Tagen reite ich mit einer Abordnung von Rat und Schöffen nach Bonn, um die Verhandlungen mit dem Erzbischof voranzutreiben.

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