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Mord Im Garten Eden

Titel: Mord Im Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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den gewünschten Effekt erzielt. Feinermann sah, dass sich der Mann mit dem Butterblumenhemd sichtlich entspannte, die Schultern hängen ließ und die Füße tief im Plüschteppich des Caddys vergrub. Der Seville mit seiner bequemen grauen Lederpolsterung und den schwarz eingefärbten Seitenfenstern bot jede Menge Fußraum. Es war gut, dass Karl sich wie zu Hause fühlte. Mit einem Revolver in der Hand war es besser, nicht nervös zu sein.
    Mit Groucho stand die Sache allerdings anders. Seine Körpersprache entzog sich Feinermanns Blickfeld. Das Einzige, was der Rabbi sehen konnte, war ein dunkles Augenpaar, das durch die Maske mit den buschigen Augenbrauen spähte - ein Spiegelbild im Rückspiegel. Die Augen gaben Feinermann keinen Hinweis darauf, wer der Mann dahinter war.
    Feinermann saß steif und vorgebeugt auf seinem Platz, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Karl griff in die Hosentasche und holte ein Tuch heraus.
    »Tut mir leid, Alter, aber das muss jetzt leider sein.«
    »Was?« Feinermann spürte, wie sein Herzschlag kurz aussetzte. »Sie wollen mich fesseln?«
    »Ach was, Sie sind keine große Bedrohung«, meinte Karl. »Ich muss Ihnen die Augen verbinden. Ich will nicht, dass Sie sehen, wohin wir Sie bringen. Und jetzt seien Sie so freundlich und halten Sie still.«
    »Ich bin immer bereit, mit Männern zu kooperieren, die einen Revolver haben.«
    »Sehr vernünftig.«
    Feinermann schloss die Augen, über die ein weiches Tuch gelegt und mit einem Knoten am Hinterkopf befestigt wurde. Hochwertige Seide - sehr weich und geschmeidig. Seine Entführer hatten keine Kosten gescheut. Das verlieh dem alten Mann ein Gefühl von Wichtigkeit.
    »Darf ich Sie jetzt fragen, worum es hier eigentlich geht?«
    »Dauert nicht mehr lange«, gab Karl zur Antwort. »Keine Sorge. Niemand will Ihnen was antun. Man will nur eine kleine Information von Ihnen.«
    »Information?«
    Groucho bellte: »Halt die Klappe, verdammt nochmal!«
    »Sprechen Sie mit mir , Mr. Rufus T. Firefly?«, fragte Feinermann.
    »Nein, nicht mit Ihnen, Rabbi. Ich würde mit einem Geistlichen wie Ihnen niemals so sprechen.« Groucho überlegte. »Na ja, vielleicht habe ich tatsächlich zu Ihnen gesagt, dass Sie das Maul halten sollen. Das tut mir leid. Ich war nervös.«
    »Ist das Ihre erste Entführung?«
    »Kann man sagen.«
    »Sie machen mir nicht den Eindruck eines hartgesottenen Verbrechers.«
    »Ich war jemandem einen Gefallen schuldig.«
    »Das muss aber ein ziemlich großer Gefallen gewesen sein.«
    »Sind sie das nicht immer? Entspannen Sie sich, Alter. Wir haben noch eine längere Fahrt vor uns.«
    »Dann werde ich mich jetzt ein wenig ausruhen.« Feinermann nahm den Hut ab, unter dem sein schwarzes Scheitelkäppchen zum Vorschein kam, und knöpfte sich die Jacke auf. »Ist es auch Ihre erste Entführung, Karl?«
    »Mhm.« Karl senkte die Stimme. »Ich war ihm einen Gefallen schuldig.«
    Feinermann nahm an, dass Groucho mit »ihm« gemeint war, und sinnierte: »Groucho war jemandem einen Gefallen schuldig, Sie waren Groucho einen Gefallen schuldig.«
    »So ist es«, sagte Karl. »Nicht viel anders als bei einem schlechten Kettenbrief.«
    Feinermann fiel ein hebräisches Sprichwort ein: Von rechtschaffenen Taten kommen rechtschaffene Taten. Von Sünde kommt Sünde.
     
    Die Fahrt im Auto dauerte über eine Stunde. Danach führten die beiden Marxe Feinermann in ein Haus, setzten ihn auf einen pfirsichweichen Ledersessel und legten seine Füße auf eine Ottomane. Was für ein Service, dachte der Rabbi. Nachdem die Jungs es ihm gemütlich gemacht hatten, nahmen sie ihm die Augenbinde ab und gingen hinaus.
    Der alte Mann fand sich in einer wunderbaren Bibliothek wieder. Der Raum hatte ungefähr die Größe des Speisesaales der Schul , war aber viel prächtiger ausgestattet. Die Wandverkleidung und die Bücherregale waren aus kostbarem dunklem Mahagoni, so glatt poliert und glänzend, dass das Holz fast wie Kunststoff wirkte. Die Messinggriffe an den Regalen schimmerten - kein Kratzer hätte es gewagt, die auf Hochglanz polierte Oberfläche zu verunzieren. Das Mobiliar bestand aus Ledersofas und Sesseln von der Farbe gebrannter Mandeln, und ein paar willkürlich platzierte Ohrensessel, bezogen mit kostbarem Möbelstoff, setzten schöne Farbakzente. Der Parkettboden war stellenweise mit Teppichen bedeckt, allem Anschein nach echte Perser.
    Direkt vor Feinermann stand ein U-förmiger Schreibtisch aus Rosenholz mit Ebenholzdekor. Der Mann hinter dem

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