Mord Im Garten Eden
!«, sagte Philip verächtlich. »Maschinen haben die Jobs ersetzt, die einstmals dafür gesorgt hatten, dass Brot auf den Tischen der Familien stand. Wie würden Sie es aufnehmen, wenn eine Maschine Ihren Job übernähme?«
»Nicht allzu freundlich.«
»Genau!« Philip zog das orange Tüchlein aus seiner Brusttasche und wischte sich damit Gesicht und Stirn ab. »Wir unterhalten uns nicht über gewöhnlichen Wettbewerb zwischen Unternehmen, Rabbi. Wir unterhalten uns nicht einfach nur über Zucker, Geschmacksstoffe und Wasser. Wir unterhalten uns über Zucker, Geschmacksstoffe und heiliges Wasser, Rabbi. Was zwischen KingCola und Cola Gold momentan passiert, ist ein ausgewachsener heiliger Krieg.«
»Ich verstehe, was Sie meinen, Philip.«
»Also werden Sie helfen, nicht wahr, Rabbi?«
Feinermann strich über seinen Bart und streckte dann einen Finger in die Luft. »Ja, ich werde helfen. Rufen Sie Cola Gold an und bitten Sie um eine Liste der Leute, die entlassen wurden. Ich könnte noch einen Mann brauchen, der nach dem Kidesch am Freitagabend die Schul saubermacht.«
Philip ereiferte sich. »Das ist nicht das, woran ich dachte!« »Nun, wenn Sie eine Alternative haben, sagen Sie mir, welche.«
Philip zeigte mit dem Finger auf den alten Mann. »Sie liegt einzig und allein in Ihren Händen.«
Feinermann betrachtete seine Hände. Aber alles, was er sah, war Luft.
Philip sagte: »Es hat mit dem neuen Konzept von CeeGee zu tun. Mit dem Konzept, mit dem sie jetzt auf die Jugend abzielen.«
»Ah, ja«, sagte der alte Mann. »Das ist mir bewusst. Wie heißt noch mal der Slogan? ›Die neue Cola für die neue Generation - ‹«
»Sprechen Sie diese Worte nicht aus!« Philip hielt sich die Ohren zu und begann zu hyperventilieren.
Feinermann stand schnell auf und hielt Philip sein Glas mit KingCola hin. Mittlerweile waren die Eiswürfel geschmolzen, und die Flüssigkeit sah ziemlich verwässert aus. Aber andererseits sah sie auch ziemlich gut aus, denn vom Fasten war der Mund des Rabbi trocken geworden. »Philip, beruhigen Sie sich und trinken Sie.«
Philip schlürfte den Rest seiner Limonade.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte der Rabbi. »Ich war mir nicht im Klaren darüber, dass diese Worte eine solche Reaktion herbeiführen. Ich werde nichts mehr sagen.«
Philip holte tief Luft und stieß sie langsam aus. »Es ist nicht Ihre Schuld, Rabbi. Sie konnten es ja nicht wissen.«
Feinermann sagte: »Aus Ihrer Reaktion entnehme ich, dass das neue... jugendliche Konzept erfolgreich ist.«
»Jugendliche!«, ächzte Philip. »Was wissen die denn schon von Mr. Bentons Größe und Humanismus?«
»Warum erzählen Sie ihnen nicht davon?«
»Als ob die zuhören würden. Als ob diese Generation sich um Humanismus scheren würde. Wussten Sie, dass mit Softdrinks achtundvierzig Milliarden Dollar umgesetzt werden? Wussten Sie, dass Colas - koffeiniert wie dekoffeiniert - einen Marktanteil von vierzig Prozent halten? Und wer, glauben Sie, trinkt Cola?«
»Wer?«
»Jugendliche!«, rief Philip aus. »Jugendliche, Jugendliche, Jugendliche! Diese Ratten von CeeGee beuten nicht nur die Arbeiter aus, sie beuten unsere Jugend aus! Wussten Sie, dass sie mit DeJon Jonson einen Zwanzig-Millionen-Dollar-Werbevertrag abgeschlossen haben?«
»Ist das nicht der Typ mit dem einen Laméhandschuh?«
»Er ist das Angesagteste in der Musikindustrie, Rabbi. Und CeeGee hat ihn unter Vertrag !«
»Zwanzig Millionen ist ein ziemlicher Haufen Geld für einen Mann mit nur einem Handschuh. Sie werden doch bestimmt einen mit zwei Handschuhen für billigeres Geld auftreiben.«
Philip funkelte ihn an.
»Was wollen Sie von mir, Philip?«, fragte Feinermann.
»Ich habe alles versucht, Rabbi. Das hier ist mein letzter, verzweifelter Versuch, einen Sieg für unsere Seite zu erringen - der Seite der Wahrheit und Gerechtigkeit. Der Schlüssel liegt in Ihren Händen, weil...« Philip legte eine Kunstpause ein. »Weil Sie zu der Hand voll Menschen gehören, die die Geheimformel von Cola Gold kennen.«
Die Augen des Rabbi weiteten sich. »Ich?«
»Leugnen hat keinen Sinn, Rabbi«, konstatierte Philip. »Sie sind einer der Privilegierten, die jede einzelne Zutat, jeden Zusatz und jeden Geschmacksstoff, künstlich oder nicht, kennt, die Stoffe, die dem neuen CeeGee seinen einzigartigen Geschmack verleihen.«
»Philip -«
»Sie, Rabbi, haben als offizielle Kapazität die Formel persönlich getestet, um der koscher lebenden Welt die Bestätigung zu
Weitere Kostenlose Bücher